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Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.

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Ihre Grundsätze sind recht geschickt, Ordnung
und Ruhe in der Kirche zu sichern
.

Jene, die den Hirtenstab führen, sollen nach
der Lehre und dem Beyspiele dessen, dem Jesus die
Schlüssel des Himmelreiches in die Hände gab, ihre
Anvertrauten nicht als ihr Eigenthum, sondern als eine
Herde Gottes ansehen, dieselbe nicht aus Gewinnsucht,
sondern mit überfliessender Liebe, nicht aus Zwang,
sondern mit williger Aufsicht zu dem Erzhirten, nicht
als Volksherrscher, sondern als Vorbilder der Gemeine,
zu ihrem Heile führen (I. Petr. V. 1-4.); sollen nach
der Lehre und dem Beyspiele Paulus weder ihrem Pflan-
zen noch ihrem Begiessen, sondern allein dem Gedei-
hen, das Gott giebt, die Ehre der Fruchtbarkeit zu-
schreiben, und als Gottes Mitarbeiter sich den Lohn
nicht selbst nehmen, sondern erwarten (I. Cor. III.
6-10.); sollen nach der Lehre und dem Beyspiele Je-
su, der sich sein Volk durch sein Blut erkauft, nicht
Lohnhirten, die nur das Ihre suchen, nicht Diebe, die
anderswo einsteigen, nicht Wölfe, die nur das Zeit-
liche rauben und nichts Ewiges geben können, son-
dern wahre Hüter der Schafe seyn, bereit, ihr Leben
für sie zu geben (Joh. X.); der Gröste unter ihnen
soll der Kleinste, der Vornehmste aller Diener, das
Herrschen der Völkerkönige ihnen durchaus fremde,
und das Beyspiel Jesu, der kam zu dienen -- das
einzige Muster ihrer Hoheit seyn (Luk. XXII. 24-27.).
Diess ist der rechte Spiegel, in den alle Geistliche,
von dem ersten bis zum letzten, der Papst wie der
jüngste Diakon, Bischöfe und Pfarrer, Welt- und

Ordens-

Ihre Grundſätze ſind recht geſchickt, Ordnung
und Ruhe in der Kirche zu ſichern
.

Jene, die den Hirtenſtab führen, ſollen nach
der Lehre und dem Beyſpiele deſſen, dem Jeſus die
Schlüſſel des Himmelreiches in die Hände gab, ihre
Anvertrauten nicht als ihr Eigenthum, ſondern als eine
Herde Gottes anſehen, dieſelbe nicht aus Gewinnſucht,
ſondern mit überflieſsender Liebe, nicht aus Zwang,
ſondern mit williger Aufſicht zu dem Erzhirten, nicht
als Volksherrſcher, ſondern als Vorbilder der Gemeine,
zu ihrem Heile führen (I. Petr. V. 1-4.); ſollen nach
der Lehre und dem Beyſpiele Paulus weder ihrem Pflan-
zen noch ihrem Begieſſen, ſondern allein dem Gedei-
hen, das Gott giebt, die Ehre der Fruchtbarkeit zu-
ſchreiben, und als Gottes Mitarbeiter ſich den Lohn
nicht ſelbſt nehmen, ſondern erwarten (I. Cor. III.
6-10.); ſollen nach der Lehre und dem Beyſpiele Je-
ſu, der ſich ſein Volk durch ſein Blut erkauft, nicht
Lohnhirten, die nur das Ihre ſuchen, nicht Diebe, die
anderswo einſteigen, nicht Wölfe, die nur das Zeit-
liche rauben und nichts Ewiges geben können, ſon-
dern wahre Hüter der Schafe ſeyn, bereit, ihr Leben
für ſie zu geben (Joh. X.); der Gröſte unter ihnen
ſoll der Kleinſte, der Vornehmſte aller Diener, das
Herrſchen der Völkerkönige ihnen durchaus fremde,
und das Beyſpiel Jeſu, der kam zu dienen — das
einzige Muſter ihrer Hoheit ſeyn (Luk. XXII. 24-27.).
Dieſs iſt der rechte Spiegel, in den alle Geiſtliche,
von dem erſten bis zum letzten, der Papſt wie der
jüngſte Diakon, Biſchöfe und Pfarrer, Welt- und

Ordens-
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[96/0110] Ihre Grundſätze ſind recht geſchickt, Ordnung und Ruhe in der Kirche zu ſichern. Jene, die den Hirtenſtab führen, ſollen nach der Lehre und dem Beyſpiele deſſen, dem Jeſus die Schlüſſel des Himmelreiches in die Hände gab, ihre Anvertrauten nicht als ihr Eigenthum, ſondern als eine Herde Gottes anſehen, dieſelbe nicht aus Gewinnſucht, ſondern mit überflieſsender Liebe, nicht aus Zwang, ſondern mit williger Aufſicht zu dem Erzhirten, nicht als Volksherrſcher, ſondern als Vorbilder der Gemeine, zu ihrem Heile führen (I. Petr. V. 1-4.); ſollen nach der Lehre und dem Beyſpiele Paulus weder ihrem Pflan- zen noch ihrem Begieſſen, ſondern allein dem Gedei- hen, das Gott giebt, die Ehre der Fruchtbarkeit zu- ſchreiben, und als Gottes Mitarbeiter ſich den Lohn nicht ſelbſt nehmen, ſondern erwarten (I. Cor. III. 6-10.); ſollen nach der Lehre und dem Beyſpiele Je- ſu, der ſich ſein Volk durch ſein Blut erkauft, nicht Lohnhirten, die nur das Ihre ſuchen, nicht Diebe, die anderswo einſteigen, nicht Wölfe, die nur das Zeit- liche rauben und nichts Ewiges geben können, ſon- dern wahre Hüter der Schafe ſeyn, bereit, ihr Leben für ſie zu geben (Joh. X.); der Gröſte unter ihnen ſoll der Kleinſte, der Vornehmſte aller Diener, das Herrſchen der Völkerkönige ihnen durchaus fremde, und das Beyſpiel Jeſu, der kam zu dienen — das einzige Muſter ihrer Hoheit ſeyn (Luk. XXII. 24-27.). Dieſs iſt der rechte Spiegel, in den alle Geiſtliche, von dem erſten bis zum letzten, der Papſt wie der jüngſte Diakon, Biſchöfe und Pfarrer, Welt- und Ordens-

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Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_prediger_1791/110>, abgerufen am 27.04.2024.