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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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der Organe von Caesalpin bis auf Linne.
die verwandtschaftlichen Verhältnisse auffaßte, freilich nicht nur,
wie es auf dem Titel heißt ex libro naturae, sondern, dem
Princip nach, gestützt auf Bauhin. Die Unfähigkeit Mori-
son's, das Verdienst seiner Vorgänger zu würdigen und da,
wo er einen Schritt vorwärts that, zu glauben, der Weg sei
vor ihm nie betreten worden, verräth sich auch in diesem Buche,
zu dessen Verdiensten übrigens noch gehört, daß es zuerst sorg-
fältige Darstellungen einzelner Pflanzentheile und zwar in Kupfer 1)
gestochen enthält. 1680 erschienen die ersten Bände seiner
historia plantarum universalis Oxoniensis, deren dritter
Theil nach seinem Tode 1699 von Bobart herausgegeben wurde,
eine Sammlung der meisten damals bekannten Pflanzen und
einer großen Zahl neu beschriebener; die systematische Anordnung
derselben findet sich in Linne's Classes plantarum reproducirt.
Wenn auch Morison in seiner Kritik des Bauhin einen
beträchtlichen Scharfsinn innerhalb engerer Verwandtschaftskreise
verräth, so zeigt dagegen sein universales System für die Ver-
wandtschaftsbeziehungen im Großen nur äußerst geringen Sinne
selbst in kleineren Abtheilungen findet sich das Allerverschiedenste
beisammen; so enthält z. B. die letzte Classe seiner Bacciferae
Gattungen wie Solanum, Paris, Podophyllum, Sambucus,
Convallaria, Cyclamen,
ein Resultat, welches um so mehr
überrascht, als sich Morison nicht streng logisch wie Caesalpin
nur an einzelne bestimmte Merkmale hält, sondern auch den
Habitus mitberücksichtigt. Im Ganzen steht seine systematische
Uebersicht als Ausdruck natürlicher Verwandtschaften hinter der
des Lobelius und Bauhin zurück.

Das Verdienst Morison's lag in der That weniger in
der Qualität seiner Leistungen, als vielmehr darin, daß er zuerst
wieder der Systematik eine umfassende Bearbeitung zuwendete;

1) Der Holzschnitt des 16. Jahrhunderts war längst in Verfall gerathen,
der Kupferstich an seine Stelle getreten und schon am Anfang des 17. Jahr-
hunderts war ein dicker Band von Pflanzenbildern im größten Folioformat
in Kupfer gestochen als hortus Eistädtenis herausgekommen.

der Organe von Caeſalpin bis auf Linné.
die verwandtſchaftlichen Verhältniſſe auffaßte, freilich nicht nur,
wie es auf dem Titel heißt ex libro naturae, ſondern, dem
Princip nach, geſtützt auf Bauhin. Die Unfähigkeit Mori-
ſon's, das Verdienſt ſeiner Vorgänger zu würdigen und da,
wo er einen Schritt vorwärts that, zu glauben, der Weg ſei
vor ihm nie betreten worden, verräth ſich auch in dieſem Buche,
zu deſſen Verdienſten übrigens noch gehört, daß es zuerſt ſorg-
fältige Darſtellungen einzelner Pflanzentheile und zwar in Kupfer 1)
geſtochen enthält. 1680 erſchienen die erſten Bände ſeiner
historia plantarum universalis Oxoniensis, deren dritter
Theil nach ſeinem Tode 1699 von Bobart herausgegeben wurde,
eine Sammlung der meiſten damals bekannten Pflanzen und
einer großen Zahl neu beſchriebener; die ſyſtematiſche Anordnung
derſelben findet ſich in Linné's Classes plantarum reproducirt.
Wenn auch Moriſon in ſeiner Kritik des Bauhin einen
beträchtlichen Scharfſinn innerhalb engerer Verwandtſchaftskreiſe
verräth, ſo zeigt dagegen ſein univerſales Syſtem für die Ver-
wandtſchaftsbeziehungen im Großen nur äußerſt geringen Sinne
ſelbſt in kleineren Abtheilungen findet ſich das Allerverſchiedenſte
beiſammen; ſo enthält z. B. die letzte Claſſe ſeiner Bacciferae
Gattungen wie Solanum, Paris, Podophyllum, Sambucus,
Convallaria, Cyclamen,
ein Reſultat, welches um ſo mehr
überraſcht, als ſich Moriſon nicht ſtreng logiſch wie Caeſalpin
nur an einzelne beſtimmte Merkmale hält, ſondern auch den
Habitus mitberückſichtigt. Im Ganzen ſteht ſeine ſyſtematiſche
Ueberſicht als Ausdruck natürlicher Verwandtſchaften hinter der
des Lobelius und Bauhin zurück.

Das Verdienſt Moriſon's lag in der That weniger in
der Qualität ſeiner Leiſtungen, als vielmehr darin, daß er zuerſt
wieder der Syſtematik eine umfaſſende Bearbeitung zuwendete;

1) Der Holzſchnitt des 16. Jahrhunderts war längſt in Verfall gerathen,
der Kupferſtich an ſeine Stelle getreten und ſchon am Anfang des 17. Jahr-
hunderts war ein dicker Band von Pflanzenbildern im größten Folioformat
in Kupfer geſtochen als hortus Eistädtenis herausgekommen.
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[73/0085] der Organe von Caeſalpin bis auf Linné. die verwandtſchaftlichen Verhältniſſe auffaßte, freilich nicht nur, wie es auf dem Titel heißt ex libro naturae, ſondern, dem Princip nach, geſtützt auf Bauhin. Die Unfähigkeit Mori- ſon's, das Verdienſt ſeiner Vorgänger zu würdigen und da, wo er einen Schritt vorwärts that, zu glauben, der Weg ſei vor ihm nie betreten worden, verräth ſich auch in dieſem Buche, zu deſſen Verdienſten übrigens noch gehört, daß es zuerſt ſorg- fältige Darſtellungen einzelner Pflanzentheile und zwar in Kupfer 1) geſtochen enthält. 1680 erſchienen die erſten Bände ſeiner historia plantarum universalis Oxoniensis, deren dritter Theil nach ſeinem Tode 1699 von Bobart herausgegeben wurde, eine Sammlung der meiſten damals bekannten Pflanzen und einer großen Zahl neu beſchriebener; die ſyſtematiſche Anordnung derſelben findet ſich in Linné's Classes plantarum reproducirt. Wenn auch Moriſon in ſeiner Kritik des Bauhin einen beträchtlichen Scharfſinn innerhalb engerer Verwandtſchaftskreiſe verräth, ſo zeigt dagegen ſein univerſales Syſtem für die Ver- wandtſchaftsbeziehungen im Großen nur äußerſt geringen Sinne ſelbſt in kleineren Abtheilungen findet ſich das Allerverſchiedenſte beiſammen; ſo enthält z. B. die letzte Claſſe ſeiner Bacciferae Gattungen wie Solanum, Paris, Podophyllum, Sambucus, Convallaria, Cyclamen, ein Reſultat, welches um ſo mehr überraſcht, als ſich Moriſon nicht ſtreng logiſch wie Caeſalpin nur an einzelne beſtimmte Merkmale hält, ſondern auch den Habitus mitberückſichtigt. Im Ganzen ſteht ſeine ſyſtematiſche Ueberſicht als Ausdruck natürlicher Verwandtſchaften hinter der des Lobelius und Bauhin zurück. Das Verdienſt Moriſon's lag in der That weniger in der Qualität ſeiner Leiſtungen, als vielmehr darin, daß er zuerſt wieder der Syſtematik eine umfaſſende Bearbeitung zuwendete; 1) Der Holzſchnitt des 16. Jahrhunderts war längſt in Verfall gerathen, der Kupferſtich an ſeine Stelle getreten und ſchon am Anfang des 17. Jahr- hunderts war ein dicker Band von Pflanzenbildern im größten Folioformat in Kupfer geſtochen als hortus Eistädtenis herausgekommen.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/85>, abgerufen am 23.11.2024.