die verschiedenen Formen des Stammes und der Verzweigung, sowie die Verschiedenheiten der Blätter hervorgehoben und mit bezeichnenden Namen belegt worden sind, Namen, die auch jetzt noch zum großen Theile gelten, behandelt das vierte Capitel die Gliederung des Stengels in Internodien; wenn der Stengel oder Zweig, sagt Jungius, als ein prismatischer Körper betrachtet wird, so ist die Abgliederung nämlich die Stelle, wo ein Zweig oder ein Blattstiel entspringt, als ein Querschnitt auf- zufassen, parallel der Basis des Prismas. Diese Stelle nun wird, wenn sie protuberirt, ein Knie oder Knoten genannt u. s. w. und was zwischen zwei solchen Stellen liegt, ist ein Internodium.
Es ist unmöglich, die zahlreichen vortrefflichen Einzelheiten, die nun weiter folgen, vorzuführen, doch mögen noch einige Bemerkungen über die Blüthentheorie von Jungius folgen, die er im 13. bis 27. Capitel sehr ausführlich behandelt. Sie leidet, wie bei Caesalpin, durch die vollständige Unkenntniß der Sexualität der Pflanzen, wodurch eine irgend genügende Definition des Begriffes Blüthe unmöglich wird. Ganz wie Caesalpin bringt daher auch Jungius die Fruchtanlage in Gegensatz zur Blüthe, statt sie als einen Theil derselben zu betrachten. Die Blüthe ist ihm ein zarterer Theil der Pflanze, durch Färbung und Form oder durch beides ausgezeichnet, der mit der Fruchtanlage zusammenhängt. Auch darin lehnt sich Jungius gleich allen Botanikern bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts an Caesalpin an, daß er unter Frucht sowohl den vermeintlich nackten Samen (trockene Schließfrucht) als auch einen Samenbehälter versteht. Im Gegensatz zu Caesalpin bezeichnet er die Staubfäden als stamina, den Griffel als stilus, die Blumenkrone heißt aber auch bei ihm folium. Voll- ständig nennt er eine Blüthe nur dann, wenn sie alle diese drei Theile besitzt. Weiterhin werden nun die Form- und Zahlen- verhältnisse der Blüthentheile definirt und unter Anderem die erste richtige Ansicht von der Bedeutung des Blüthenköpfchens der Compositen, welches Caesalpin ganz verkannt hatte, vor-
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der Organe von Caeſalpin bis auf Linné.
die verſchiedenen Formen des Stammes und der Verzweigung, ſowie die Verſchiedenheiten der Blätter hervorgehoben und mit bezeichnenden Namen belegt worden ſind, Namen, die auch jetzt noch zum großen Theile gelten, behandelt das vierte Capitel die Gliederung des Stengels in Internodien; wenn der Stengel oder Zweig, ſagt Jungius, als ein prismatiſcher Körper betrachtet wird, ſo iſt die Abgliederung nämlich die Stelle, wo ein Zweig oder ein Blattſtiel entſpringt, als ein Querſchnitt auf- zufaſſen, parallel der Baſis des Prismas. Dieſe Stelle nun wird, wenn ſie protuberirt, ein Knie oder Knoten genannt u. ſ. w. und was zwiſchen zwei ſolchen Stellen liegt, iſt ein Internodium.
Es iſt unmöglich, die zahlreichen vortrefflichen Einzelheiten, die nun weiter folgen, vorzuführen, doch mögen noch einige Bemerkungen über die Blüthentheorie von Jungius folgen, die er im 13. bis 27. Capitel ſehr ausführlich behandelt. Sie leidet, wie bei Caeſalpin, durch die vollſtändige Unkenntniß der Sexualität der Pflanzen, wodurch eine irgend genügende Definition des Begriffes Blüthe unmöglich wird. Ganz wie Caeſalpin bringt daher auch Jungius die Fruchtanlage in Gegenſatz zur Blüthe, ſtatt ſie als einen Theil derſelben zu betrachten. Die Blüthe iſt ihm ein zarterer Theil der Pflanze, durch Färbung und Form oder durch beides ausgezeichnet, der mit der Fruchtanlage zuſammenhängt. Auch darin lehnt ſich Jungius gleich allen Botanikern bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts an Caeſalpin an, daß er unter Frucht ſowohl den vermeintlich nackten Samen (trockene Schließfrucht) als auch einen Samenbehälter verſteht. Im Gegenſatz zu Caeſalpin bezeichnet er die Staubfäden als stamina, den Griffel als stilus, die Blumenkrone heißt aber auch bei ihm folium. Voll- ſtändig nennt er eine Blüthe nur dann, wenn ſie alle dieſe drei Theile beſitzt. Weiterhin werden nun die Form- und Zahlen- verhältniſſe der Blüthentheile definirt und unter Anderem die erſte richtige Anſicht von der Bedeutung des Blüthenköpfchens der Compoſiten, welches Caeſalpin ganz verkannt hatte, vor-
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[67/0079]
der Organe von Caeſalpin bis auf Linné.
die verſchiedenen Formen des Stammes und der Verzweigung,
ſowie die Verſchiedenheiten der Blätter hervorgehoben und mit
bezeichnenden Namen belegt worden ſind, Namen, die auch jetzt
noch zum großen Theile gelten, behandelt das vierte Capitel die
Gliederung des Stengels in Internodien; wenn der Stengel
oder Zweig, ſagt Jungius, als ein prismatiſcher Körper
betrachtet wird, ſo iſt die Abgliederung nämlich die Stelle, wo
ein Zweig oder ein Blattſtiel entſpringt, als ein Querſchnitt auf-
zufaſſen, parallel der Baſis des Prismas. Dieſe Stelle nun
wird, wenn ſie protuberirt, ein Knie oder Knoten genannt
u. ſ. w. und was zwiſchen zwei ſolchen Stellen liegt, iſt ein
Internodium.
Es iſt unmöglich, die zahlreichen vortrefflichen Einzelheiten,
die nun weiter folgen, vorzuführen, doch mögen noch einige
Bemerkungen über die Blüthentheorie von Jungius folgen, die
er im 13. bis 27. Capitel ſehr ausführlich behandelt. Sie
leidet, wie bei Caeſalpin, durch die vollſtändige Unkenntniß
der Sexualität der Pflanzen, wodurch eine irgend genügende
Definition des Begriffes Blüthe unmöglich wird. Ganz wie
Caeſalpin bringt daher auch Jungius die Fruchtanlage in
Gegenſatz zur Blüthe, ſtatt ſie als einen Theil derſelben zu
betrachten. Die Blüthe iſt ihm ein zarterer Theil der Pflanze,
durch Färbung und Form oder durch beides ausgezeichnet, der
mit der Fruchtanlage zuſammenhängt. Auch darin lehnt ſich
Jungius gleich allen Botanikern bis zum Ende des vorigen
Jahrhunderts an Caeſalpin an, daß er unter Frucht ſowohl
den vermeintlich nackten Samen (trockene Schließfrucht) als auch
einen Samenbehälter verſteht. Im Gegenſatz zu Caeſalpin
bezeichnet er die Staubfäden als stamina, den Griffel als
stilus, die Blumenkrone heißt aber auch bei ihm folium. Voll-
ſtändig nennt er eine Blüthe nur dann, wenn ſie alle dieſe drei
Theile beſitzt. Weiterhin werden nun die Form- und Zahlen-
verhältniſſe der Blüthentheile definirt und unter Anderem die
erſte richtige Anſicht von der Bedeutung des Blüthenköpfchens
der Compoſiten, welches Caeſalpin ganz verkannt hatte, vor-
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/79>, abgerufen am 24.11.2024.
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