aber, welche Frucht tragen, blühen nicht, wie Oxycedrus, Taxus und bei den Kräutern Mercuriales, Urtica, Cannabis, bei denen man die sterilen als männliche, die fruchtbaren als weibliche bezeichnet. Er unterschied also diese Fälle, die wir jetzt als diöcische bezeichnen von den vorhingenannten monöcischen, zu denen er auch den Mais rechnet.
Dies Alles mag dem Leser eine, wenn auch sehr ungenügende Vorstellung von Caesalpin's Theorie geben; um ihm jedoch völlig gerecht zu werden, müßte ich nun seine sehr zahlreichen, richtigen, oft feinen Wahrnehmungen über Blattstellung, Frucht- bildung, Vertheilung der Samen und Lage derselben in der Frucht, seine vergleichenden Bemerkungen über die Fruchttheile verschiedener Pflanzen, besonders auch seine ganz vortreffliche Schilderung der Ranken- und Schlingpflanzen, der Dornbewaffnung und dergleichen ausführlich mittheilen. Wenn auch selbstverständ- lich viel Schiefes und Unrichtiges mit unterläuft, so haben wir doch in den betreffenden Capiteln den ersten Anfang einer ver- gleichenden Morphologie vor uns, der Alles, was Aristoteles und Theophrast in dieser Beziehung gesagt hatten, tief in den Schatten stellt. Zu den Glanzparthieen seiner allgemeinen Botanik aber gehört das 12., 13. und 14. Capitel, wo er die Grund- züge der Lehre von der Systematik der Pflanzen aufstellt; um für das Spätere vorzubereiten, zeigt er zunächst, daß es zweck- mäßiger sei, von den alten vier Gruppen des Pflanzenreichs die Sträucher mit den Bäumen, die Halbsträucher mit den Kräutern zu vereinigen. Wie nun aber diese Genera in Species zu ver- theilen sind, sei schwer abzusehen, da die Menge der Pflanzen fast unzählig ist. Nothwendigerweise müsse es auch viele inter- mediäre Genera geben, unter denen die ultimae species ent- halten sind, aber wenige seien bis dahin bekannt. Nun wendet er sich gegen die nur auf die Beziehungen der Pflanzen zum Menschen gegründeten Eintheilungen. Solche Gruppen, wie die Gemüse und Getreidearten, welche zusammen fruges genannt werden und die Küchenkräuter (olcra) seien mehr nach dem Ge- brauch, als nach der Aehnlichkeit der Form, welche wir fordern,
der Organe von Caeſalpin bis auf Linné.
aber, welche Frucht tragen, blühen nicht, wie Oxycedrus, Taxus und bei den Kräutern Mercuriales, Urtica, Cannabis, bei denen man die ſterilen als männliche, die fruchtbaren als weibliche bezeichnet. Er unterſchied alſo dieſe Fälle, die wir jetzt als diöciſche bezeichnen von den vorhingenannten monöciſchen, zu denen er auch den Mais rechnet.
Dies Alles mag dem Leſer eine, wenn auch ſehr ungenügende Vorſtellung von Caeſalpin's Theorie geben; um ihm jedoch völlig gerecht zu werden, müßte ich nun ſeine ſehr zahlreichen, richtigen, oft feinen Wahrnehmungen über Blattſtellung, Frucht- bildung, Vertheilung der Samen und Lage derſelben in der Frucht, ſeine vergleichenden Bemerkungen über die Fruchttheile verſchiedener Pflanzen, beſonders auch ſeine ganz vortreffliche Schilderung der Ranken- und Schlingpflanzen, der Dornbewaffnung und dergleichen ausführlich mittheilen. Wenn auch ſelbſtverſtänd- lich viel Schiefes und Unrichtiges mit unterläuft, ſo haben wir doch in den betreffenden Capiteln den erſten Anfang einer ver- gleichenden Morphologie vor uns, der Alles, was Ariſtoteles und Theophraſt in dieſer Beziehung geſagt hatten, tief in den Schatten ſtellt. Zu den Glanzparthieen ſeiner allgemeinen Botanik aber gehört das 12., 13. und 14. Capitel, wo er die Grund- züge der Lehre von der Syſtematik der Pflanzen aufſtellt; um für das Spätere vorzubereiten, zeigt er zunächſt, daß es zweck- mäßiger ſei, von den alten vier Gruppen des Pflanzenreichs die Sträucher mit den Bäumen, die Halbſträucher mit den Kräutern zu vereinigen. Wie nun aber dieſe Genera in Species zu ver- theilen ſind, ſei ſchwer abzuſehen, da die Menge der Pflanzen faſt unzählig iſt. Nothwendigerweiſe müſſe es auch viele inter- mediäre Genera geben, unter denen die ultimae species ent- halten ſind, aber wenige ſeien bis dahin bekannt. Nun wendet er ſich gegen die nur auf die Beziehungen der Pflanzen zum Menſchen gegründeten Eintheilungen. Solche Gruppen, wie die Gemüſe und Getreidearten, welche zuſammen fruges genannt werden und die Küchenkräuter (olcra) ſeien mehr nach dem Ge- brauch, als nach der Aehnlichkeit der Form, welche wir fordern,
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[55/0067]
der Organe von Caeſalpin bis auf Linné.
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Taxus und bei den Kräutern Mercuriales, Urtica, Cannabis,
bei denen man die ſterilen als männliche, die fruchtbaren als
weibliche bezeichnet. Er unterſchied alſo dieſe Fälle, die wir
jetzt als diöciſche bezeichnen von den vorhingenannten monöciſchen,
zu denen er auch den Mais rechnet.
Dies Alles mag dem Leſer eine, wenn auch ſehr ungenügende
Vorſtellung von Caeſalpin's Theorie geben; um ihm jedoch
völlig gerecht zu werden, müßte ich nun ſeine ſehr zahlreichen,
richtigen, oft feinen Wahrnehmungen über Blattſtellung, Frucht-
bildung, Vertheilung der Samen und Lage derſelben in der
Frucht, ſeine vergleichenden Bemerkungen über die Fruchttheile
verſchiedener Pflanzen, beſonders auch ſeine ganz vortreffliche
Schilderung der Ranken- und Schlingpflanzen, der Dornbewaffnung
und dergleichen ausführlich mittheilen. Wenn auch ſelbſtverſtänd-
lich viel Schiefes und Unrichtiges mit unterläuft, ſo haben wir
doch in den betreffenden Capiteln den erſten Anfang einer ver-
gleichenden Morphologie vor uns, der Alles, was Ariſtoteles
und Theophraſt in dieſer Beziehung geſagt hatten, tief in den
Schatten ſtellt. Zu den Glanzparthieen ſeiner allgemeinen Botanik
aber gehört das 12., 13. und 14. Capitel, wo er die Grund-
züge der Lehre von der Syſtematik der Pflanzen aufſtellt; um
für das Spätere vorzubereiten, zeigt er zunächſt, daß es zweck-
mäßiger ſei, von den alten vier Gruppen des Pflanzenreichs die
Sträucher mit den Bäumen, die Halbſträucher mit den Kräutern
zu vereinigen. Wie nun aber dieſe Genera in Species zu ver-
theilen ſind, ſei ſchwer abzuſehen, da die Menge der Pflanzen
faſt unzählig iſt. Nothwendigerweiſe müſſe es auch viele inter-
mediäre Genera geben, unter denen die ultimae species ent-
halten ſind, aber wenige ſeien bis dahin bekannt. Nun wendet
er ſich gegen die nur auf die Beziehungen der Pflanzen zum
Menſchen gegründeten Eintheilungen. Solche Gruppen, wie die
Gemüſe und Getreidearten, welche zuſammen fruges genannt
werden und die Küchenkräuter (olcra) ſeien mehr nach dem Ge-
brauch, als nach der Aehnlichkeit der Form, welche wir fordern,
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/67>, abgerufen am 23.11.2024.
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