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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Geschichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
welche sich von den Auswüchsen dieser Richtung fern hielten,
waren nicht im Stande, die Leistungen von Ingen-Houß,
Senebier und Saussure zu benutzen oder gar zu fördern.
Um nur ein Beispiel hervorzuheben, soll aus Link's 1807 er-
schienenen, uns bereits bekannten "Grundlehren der Anatomie
und Physiologie" citirt werden, was er über die Function der
Blätter sagt; sie ist, heißt es daselbst p. 202, die Ausdunstung
nach Hales, die Einsaugung nach Bonnet, das Ausschwitzen
und Absondern verschiedener Flüssigkeiten nach Bjerkander,
das Aufbewahren der Säfte nach Hedwig, und insofern die
Blätter die grüne Oberfläche der Pflanze vermehren, Spaltöff-
nungen und Haare tragen, in ihrem häufigen Parenchym eine
Menge Säfte fassen, könne man ihnen alle diese Funktionen zu-
schreiben, nur keine ausschließlich; eigenthümlich sei den Blättern
nur, daß sie den jungen Theilen bereitete Säfte zuführen." Ge-
rade die Hauptsache, daß sie Kohlensäure zersetzen, wird nicht
angeführt. Diese Vernachlässigung der Lehren Ingen-Houß',
Senebier's und Saussure's war jedoch nicht individuell,
sondern namentlich in Deutschland allgemein; wie man zumal
aus den Bemühungen ersieht, die Existenz eines absteigenden
Saftes in der Rinde wieder ganz in derselben Weise, wie es
bereits im 17. und 18. Jahrhundert geschehen war, zu erweisen,
nämlich durch den Erfolg ringförmiger Entrindungen u. dergl.,
während die einfache Erwägung, daß nur in den grünen Blättern
kohlenstoffhaltige Pflanzensubstanz gebildet wird, die Existenz eines
sogenannten absteigenden Saftes als selbstverständlich hätte er-
scheinen lassen und zu einer viel klareren Auffassung führen
mußte. Diese einfache Erwägung aber wurde auch von denen,
welche sich experimentell mit der Bewegung des absteigenden
Saftes beschäftigten, entweder ganz übersehen, oder doch nur
nebenbei angedeutet; so z. B. selbst in Heinrich Cotta's sonst
vielfach lehrreichen "Naturbeobachtungen über die Bewegung und
Function des Saftes in den Gewächsen" 1806 und in Knight's
ebenfalls anderweitig brauchbaren Experimenten über das Dicken-
wachsthum der Bäume. Erst viel später im Beginn der dreißiger

Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
welche ſich von den Auswüchſen dieſer Richtung fern hielten,
waren nicht im Stande, die Leiſtungen von Ingen-Houß,
Senebier und Sauſſure zu benutzen oder gar zu fördern.
Um nur ein Beiſpiel hervorzuheben, ſoll aus Link's 1807 er-
ſchienenen, uns bereits bekannten „Grundlehren der Anatomie
und Phyſiologie“ citirt werden, was er über die Function der
Blätter ſagt; ſie iſt, heißt es daſelbſt p. 202, die Ausdunſtung
nach Hales, die Einſaugung nach Bonnet, das Ausſchwitzen
und Abſondern verſchiedener Flüſſigkeiten nach Bjerkander,
das Aufbewahren der Säfte nach Hedwig, und inſofern die
Blätter die grüne Oberfläche der Pflanze vermehren, Spaltöff-
nungen und Haare tragen, in ihrem häufigen Parenchym eine
Menge Säfte faſſen, könne man ihnen alle dieſe Funktionen zu-
ſchreiben, nur keine ausſchließlich; eigenthümlich ſei den Blättern
nur, daß ſie den jungen Theilen bereitete Säfte zuführen.“ Ge-
rade die Hauptſache, daß ſie Kohlenſäure zerſetzen, wird nicht
angeführt. Dieſe Vernachläſſigung der Lehren Ingen-Houß',
Senebier's und Sauſſure's war jedoch nicht individuell,
ſondern namentlich in Deutſchland allgemein; wie man zumal
aus den Bemühungen erſieht, die Exiſtenz eines abſteigenden
Saftes in der Rinde wieder ganz in derſelben Weiſe, wie es
bereits im 17. und 18. Jahrhundert geſchehen war, zu erweiſen,
nämlich durch den Erfolg ringförmiger Entrindungen u. dergl.,
während die einfache Erwägung, daß nur in den grünen Blättern
kohlenſtoffhaltige Pflanzenſubſtanz gebildet wird, die Exiſtenz eines
ſogenannten abſteigenden Saftes als ſelbſtverſtändlich hätte er-
ſcheinen laſſen und zu einer viel klareren Auffaſſung führen
mußte. Dieſe einfache Erwägung aber wurde auch von denen,
welche ſich experimentell mit der Bewegung des abſteigenden
Saftes beſchäftigten, entweder ganz überſehen, oder doch nur
nebenbei angedeutet; ſo z. B. ſelbſt in Heinrich Cotta's ſonſt
vielfach lehrreichen „Naturbeobachtungen über die Bewegung und
Function des Saftes in den Gewächſen“ 1806 und in Knight's
ebenfalls anderweitig brauchbaren Experimenten über das Dicken-
wachsthum der Bäume. Erſt viel ſpäter im Beginn der dreißiger

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[546/0558] Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen. welche ſich von den Auswüchſen dieſer Richtung fern hielten, waren nicht im Stande, die Leiſtungen von Ingen-Houß, Senebier und Sauſſure zu benutzen oder gar zu fördern. Um nur ein Beiſpiel hervorzuheben, ſoll aus Link's 1807 er- ſchienenen, uns bereits bekannten „Grundlehren der Anatomie und Phyſiologie“ citirt werden, was er über die Function der Blätter ſagt; ſie iſt, heißt es daſelbſt p. 202, die Ausdunſtung nach Hales, die Einſaugung nach Bonnet, das Ausſchwitzen und Abſondern verſchiedener Flüſſigkeiten nach Bjerkander, das Aufbewahren der Säfte nach Hedwig, und inſofern die Blätter die grüne Oberfläche der Pflanze vermehren, Spaltöff- nungen und Haare tragen, in ihrem häufigen Parenchym eine Menge Säfte faſſen, könne man ihnen alle dieſe Funktionen zu- ſchreiben, nur keine ausſchließlich; eigenthümlich ſei den Blättern nur, daß ſie den jungen Theilen bereitete Säfte zuführen.“ Ge- rade die Hauptſache, daß ſie Kohlenſäure zerſetzen, wird nicht angeführt. Dieſe Vernachläſſigung der Lehren Ingen-Houß', Senebier's und Sauſſure's war jedoch nicht individuell, ſondern namentlich in Deutſchland allgemein; wie man zumal aus den Bemühungen erſieht, die Exiſtenz eines abſteigenden Saftes in der Rinde wieder ganz in derſelben Weiſe, wie es bereits im 17. und 18. Jahrhundert geſchehen war, zu erweiſen, nämlich durch den Erfolg ringförmiger Entrindungen u. dergl., während die einfache Erwägung, daß nur in den grünen Blättern kohlenſtoffhaltige Pflanzenſubſtanz gebildet wird, die Exiſtenz eines ſogenannten abſteigenden Saftes als ſelbſtverſtändlich hätte er- ſcheinen laſſen und zu einer viel klareren Auffaſſung führen mußte. Dieſe einfache Erwägung aber wurde auch von denen, welche ſich experimentell mit der Bewegung des abſteigenden Saftes beſchäftigten, entweder ganz überſehen, oder doch nur nebenbei angedeutet; ſo z. B. ſelbſt in Heinrich Cotta's ſonſt vielfach lehrreichen „Naturbeobachtungen über die Bewegung und Function des Saftes in den Gewächſen“ 1806 und in Knight's ebenfalls anderweitig brauchbaren Experimenten über das Dicken- wachsthum der Bäume. Erſt viel ſpäter im Beginn der dreißiger

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/558>, abgerufen am 22.11.2024.