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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Geschichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
legen, daß er Wasser durch beiderseits abgeschnittene Aststücke in
den entgegengesetzten Richtungen hindurchfiltriren ließ. Schwach
war dagegen, was er über die mechanischen Ursachen der Wasser-
bewegung im Holz zu sagen wußte.

Ueberhaupt wurde die Kenntniß derartiger Vegetationsvor-
gänge erst einige Jahrzehnte später durch Hales beträchtlich ge-
fördert. Bevor wir jedoch auf dessen bedeutende und diesen
Zeitraum abschließende Leistung übergehen, ist noch von einigen
minder wichtigen Schriften zu berichten. Ziemlich unbedeutend
war, was Woodward und Beale über die Transspiration
und Wasseraufnahme im Interesse der Ernährungstheorie mit-
theilten. Des Ersteren Angabe, daß eine in Wasser wachsende
Mentha in drei Monaten sechsundvierzigmal soviel Wasser auf-
nahm und durch die Blätter verdunstete, als sie in sich selbst
zurückhielt, war vielleicht das Bedeutendste, was er an Thatsäch-
lichem zu Tage förderte, wogegen seine eigenen Folgerungen daraus
nichts Brauchbares darboten.

Keine von Malpighi's Lehren hatte ihrerzeit soviel Auf-
sehen gemacht, wie die, daß in den Spiralgefäßen des Holzes
ähnlich wie in den Tracheen der Insekten die zur Athmung der
Pflanzen nöthige Luft sich bewege; während ihm Grew und
später Ray in der Hauptsache beistimmten, wagte dagegen sein
Landsmann Sbaraglia 1704 sogar die Existenz derartiger
Gefäße zu leugnen und bald gerieth die Phytotomie so sehr
in Verfall, daß die Frage, ob es überhaupt Gefäße, oder wie
man es damals nannte, Spiralgefäße gebe, wiederholt bald be-
jaht und bald verneint wurde, und schließlich fand man es
zweckmäßiger im Interesse der physiologischen Fragen, statt des
Mikroskops, das Experiment zu Rathe zu ziehen. So versuchte
schon 1715 Nieuwentyt mit Hülfe der Luftpumpe die in den
Gefäßen enthaltene Luft unter Flüssigkeit in sichtbarer Weise
austreten zu lassen. Wie schon früher bei anderen Gelegenheiten
begegnen wir nun auch hier wieder als einem eifrigen Vertreter
der Pflanzenphysiologie in Deutschland, dem Philosophen Christian
Wolff, der in dem dritten Theil seines Werkes: "Allerhand nütz-

Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
legen, daß er Waſſer durch beiderſeits abgeſchnittene Aſtſtücke in
den entgegengeſetzten Richtungen hindurchfiltriren ließ. Schwach
war dagegen, was er über die mechaniſchen Urſachen der Waſſer-
bewegung im Holz zu ſagen wußte.

Ueberhaupt wurde die Kenntniß derartiger Vegetationsvor-
gänge erſt einige Jahrzehnte ſpäter durch Hales beträchtlich ge-
fördert. Bevor wir jedoch auf deſſen bedeutende und dieſen
Zeitraum abſchließende Leiſtung übergehen, iſt noch von einigen
minder wichtigen Schriften zu berichten. Ziemlich unbedeutend
war, was Woodward und Beale über die Transſpiration
und Waſſeraufnahme im Intereſſe der Ernährungstheorie mit-
theilten. Des Erſteren Angabe, daß eine in Waſſer wachſende
Mentha in drei Monaten ſechsundvierzigmal ſoviel Waſſer auf-
nahm und durch die Blätter verdunſtete, als ſie in ſich ſelbſt
zurückhielt, war vielleicht das Bedeutendſte, was er an Thatſäch-
lichem zu Tage förderte, wogegen ſeine eigenen Folgerungen daraus
nichts Brauchbares darboten.

Keine von Malpighi's Lehren hatte ihrerzeit ſoviel Auf-
ſehen gemacht, wie die, daß in den Spiralgefäßen des Holzes
ähnlich wie in den Tracheen der Inſekten die zur Athmung der
Pflanzen nöthige Luft ſich bewege; während ihm Grew und
ſpäter Ray in der Hauptſache beiſtimmten, wagte dagegen ſein
Landsmann Sbaraglia 1704 ſogar die Exiſtenz derartiger
Gefäße zu leugnen und bald gerieth die Phytotomie ſo ſehr
in Verfall, daß die Frage, ob es überhaupt Gefäße, oder wie
man es damals nannte, Spiralgefäße gebe, wiederholt bald be-
jaht und bald verneint wurde, und ſchließlich fand man es
zweckmäßiger im Intereſſe der phyſiologiſchen Fragen, ſtatt des
Mikroſkops, das Experiment zu Rathe zu ziehen. So verſuchte
ſchon 1715 Nieuwentyt mit Hülfe der Luftpumpe die in den
Gefäßen enthaltene Luft unter Flüſſigkeit in ſichtbarer Weiſe
austreten zu laſſen. Wie ſchon früher bei anderen Gelegenheiten
begegnen wir nun auch hier wieder als einem eifrigen Vertreter
der Pflanzenphyſiologie in Deutſchland, dem Philoſophen Chriſtian
Wolff, der in dem dritten Theil ſeines Werkes: „Allerhand nütz-

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[510/0522] Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen. legen, daß er Waſſer durch beiderſeits abgeſchnittene Aſtſtücke in den entgegengeſetzten Richtungen hindurchfiltriren ließ. Schwach war dagegen, was er über die mechaniſchen Urſachen der Waſſer- bewegung im Holz zu ſagen wußte. Ueberhaupt wurde die Kenntniß derartiger Vegetationsvor- gänge erſt einige Jahrzehnte ſpäter durch Hales beträchtlich ge- fördert. Bevor wir jedoch auf deſſen bedeutende und dieſen Zeitraum abſchließende Leiſtung übergehen, iſt noch von einigen minder wichtigen Schriften zu berichten. Ziemlich unbedeutend war, was Woodward und Beale über die Transſpiration und Waſſeraufnahme im Intereſſe der Ernährungstheorie mit- theilten. Des Erſteren Angabe, daß eine in Waſſer wachſende Mentha in drei Monaten ſechsundvierzigmal ſoviel Waſſer auf- nahm und durch die Blätter verdunſtete, als ſie in ſich ſelbſt zurückhielt, war vielleicht das Bedeutendſte, was er an Thatſäch- lichem zu Tage förderte, wogegen ſeine eigenen Folgerungen daraus nichts Brauchbares darboten. Keine von Malpighi's Lehren hatte ihrerzeit ſoviel Auf- ſehen gemacht, wie die, daß in den Spiralgefäßen des Holzes ähnlich wie in den Tracheen der Inſekten die zur Athmung der Pflanzen nöthige Luft ſich bewege; während ihm Grew und ſpäter Ray in der Hauptſache beiſtimmten, wagte dagegen ſein Landsmann Sbaraglia 1704 ſogar die Exiſtenz derartiger Gefäße zu leugnen und bald gerieth die Phytotomie ſo ſehr in Verfall, daß die Frage, ob es überhaupt Gefäße, oder wie man es damals nannte, Spiralgefäße gebe, wiederholt bald be- jaht und bald verneint wurde, und ſchließlich fand man es zweckmäßiger im Intereſſe der phyſiologiſchen Fragen, ſtatt des Mikroſkops, das Experiment zu Rathe zu ziehen. So verſuchte ſchon 1715 Nieuwentyt mit Hülfe der Luftpumpe die in den Gefäßen enthaltene Luft unter Flüſſigkeit in ſichtbarer Weiſe austreten zu laſſen. Wie ſchon früher bei anderen Gelegenheiten begegnen wir nun auch hier wieder als einem eifrigen Vertreter der Pflanzenphyſiologie in Deutſchland, dem Philoſophen Chriſtian Wolff, der in dem dritten Theil ſeines Werkes: „Allerhand nütz-

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/522>, abgerufen am 22.11.2024.