Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Gewebeform, Molecularstruktur der organischen Gebilde. Probleme widmeten, blieb doch auch die weitere Ausbildung dereigentlichen Gewebelehre seit den vierziger Jahren nicht zurück. Auch hier war es ganz vorwiegend Nägeli, welcher der weiteren Entwicklung den Anstoß und die Richtung gab; schon in seiner mit Schleiden herausgegebenen Zeitschrift (1844-46) publicirte er eingehende Untersuchungen über die erste Entstehung der Gefäßbündel aus dem gleichartigen Urgewebe; bei den Krypto- gamen, entdeckte er die Entstehung der gesammten Gewebemasse der ganzen Pflanze aus der Scheitelzelle des fortwachsenden Stammes; eine Entdeckung, welche zunächst von Hofmeister weitergeführt; in den letzten zwanzig Jahren eine umfangreiche Literatur hervorgerufen hat, welche ebensosehr der Theorie der Gewebebildung, wie der Morphologie und in Folge dessen auch der Systematik zu gute kommt. Hofmeister's, Nägeli's, Hanstein's, Sanio's u. a. Untersuchungen über die erste Entstehung der Gefäßbündel aus dem Urgewebe der jungen Organe führte zu umfassenden Ergebnissen auch für die Mor- phologie, insofern erst jetzt der morphologische Werth anatomischer und histologischer Verhältnisse sich beurtheilen ließ. Die für die Pflanzenphysiologie so wichtige Thatsache des Dickenwachsthums der Holzpflanzen wurde ebenfalls erst verständlich, als man die erste Entstehung der Gefäßbündel und ihre wahre Beziehung zum Cambium kennen lernte; Hanstein und Nägeli, dann aber ganz besonders Sanio, brachten vor und nach 1860 die mit dem Dickenwachsthum verbundenen Fragen der Hauptsache nach in's Reine. Das Jahr 1860 brachte außerdem noch eine, wenn auch vereinzelte, so doch höchst wichtige Entdeckung auf dem Ge- biete der Phytotomie; Schacht, dessen phytotomische Thätigkeit sonst nicht gerade eine ersprießliche war, erwarb sich das Ver- dienst, die Entwicklungsgeschichte der gehöften Tüpfel festzustellen und zu zeigen, daß, wo im Holzkörper Zellwandungen auf beiden Seiten mit solchen versehen sind, die Zellhöhlen sich mit Luft füllen, indem die ursprüngliche Scheidewand im Tüpfel ver- schwindet, daß also offene Communication zwischen den benach- barten Zellen und Gefäßen dieser Art hergestellt wird. In ähn- Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gebilde. Probleme widmeten, blieb doch auch die weitere Ausbildung dereigentlichen Gewebelehre ſeit den vierziger Jahren nicht zurück. Auch hier war es ganz vorwiegend Nägeli, welcher der weiteren Entwicklung den Anſtoß und die Richtung gab; ſchon in ſeiner mit Schleiden herausgegebenen Zeitſchrift (1844-46) publicirte er eingehende Unterſuchungen über die erſte Entſtehung der Gefäßbündel aus dem gleichartigen Urgewebe; bei den Krypto- gamen, entdeckte er die Entſtehung der geſammten Gewebemaſſe der ganzen Pflanze aus der Scheitelzelle des fortwachſenden Stammes; eine Entdeckung, welche zunächſt von Hofmeiſter weitergeführt; in den letzten zwanzig Jahren eine umfangreiche Literatur hervorgerufen hat, welche ebenſoſehr der Theorie der Gewebebildung, wie der Morphologie und in Folge deſſen auch der Syſtematik zu gute kommt. Hofmeiſter's, Nägeli's, Hanſtein's, Sanio's u. a. Unterſuchungen über die erſte Entſtehung der Gefäßbündel aus dem Urgewebe der jungen Organe führte zu umfaſſenden Ergebniſſen auch für die Mor- phologie, inſofern erſt jetzt der morphologiſche Werth anatomiſcher und hiſtologiſcher Verhältniſſe ſich beurtheilen ließ. Die für die Pflanzenphyſiologie ſo wichtige Thatſache des Dickenwachsthums der Holzpflanzen wurde ebenfalls erſt verſtändlich, als man die erſte Entſtehung der Gefäßbündel und ihre wahre Beziehung zum Cambium kennen lernte; Hanſtein und Nägeli, dann aber ganz beſonders Sanio, brachten vor und nach 1860 die mit dem Dickenwachsthum verbundenen Fragen der Hauptſache nach in's Reine. Das Jahr 1860 brachte außerdem noch eine, wenn auch vereinzelte, ſo doch höchſt wichtige Entdeckung auf dem Ge- biete der Phytotomie; Schacht, deſſen phytotomiſche Thätigkeit ſonſt nicht gerade eine erſprießliche war, erwarb ſich das Ver- dienſt, die Entwicklungsgeſchichte der gehöften Tüpfel feſtzuſtellen und zu zeigen, daß, wo im Holzkörper Zellwandungen auf beiden Seiten mit ſolchen verſehen ſind, die Zellhöhlen ſich mit Luft füllen, indem die urſprüngliche Scheidewand im Tüpfel ver- ſchwindet, daß alſo offene Communication zwiſchen den benach- barten Zellen und Gefäßen dieſer Art hergeſtellt wird. 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Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gebilde.
Probleme widmeten, blieb doch auch die weitere Ausbildung der
eigentlichen Gewebelehre ſeit den vierziger Jahren nicht zurück.
Auch hier war es ganz vorwiegend Nägeli, welcher der
weiteren Entwicklung den Anſtoß und die Richtung gab; ſchon
in ſeiner mit Schleiden herausgegebenen Zeitſchrift (1844-46)
publicirte er eingehende Unterſuchungen über die erſte Entſtehung
der Gefäßbündel aus dem gleichartigen Urgewebe; bei den Krypto-
gamen, entdeckte er die Entſtehung der geſammten Gewebemaſſe
der ganzen Pflanze aus der Scheitelzelle des fortwachſenden
Stammes; eine Entdeckung, welche zunächſt von Hofmeiſter
weitergeführt; in den letzten zwanzig Jahren eine umfangreiche
Literatur hervorgerufen hat, welche ebenſoſehr der Theorie der
Gewebebildung, wie der Morphologie und in Folge deſſen auch
der Syſtematik zu gute kommt. Hofmeiſter's, Nägeli's,
Hanſtein's, Sanio's u. a. Unterſuchungen über die erſte
Entſtehung der Gefäßbündel aus dem Urgewebe der jungen
Organe führte zu umfaſſenden Ergebniſſen auch für die Mor-
phologie, inſofern erſt jetzt der morphologiſche Werth anatomiſcher
und hiſtologiſcher Verhältniſſe ſich beurtheilen ließ. Die für die
Pflanzenphyſiologie ſo wichtige Thatſache des Dickenwachsthums
der Holzpflanzen wurde ebenfalls erſt verſtändlich, als man die
erſte Entſtehung der Gefäßbündel und ihre wahre Beziehung zum
Cambium kennen lernte; Hanſtein und Nägeli, dann aber
ganz beſonders Sanio, brachten vor und nach 1860 die mit
dem Dickenwachsthum verbundenen Fragen der Hauptſache nach
in's Reine. Das Jahr 1860 brachte außerdem noch eine, wenn
auch vereinzelte, ſo doch höchſt wichtige Entdeckung auf dem Ge-
biete der Phytotomie; Schacht, deſſen phytotomiſche Thätigkeit
ſonſt nicht gerade eine erſprießliche war, erwarb ſich das Ver-
dienſt, die Entwicklungsgeſchichte der gehöften Tüpfel feſtzuſtellen
und zu zeigen, daß, wo im Holzkörper Zellwandungen auf beiden
Seiten mit ſolchen verſehen ſind, die Zellhöhlen ſich mit Luft
füllen, indem die urſprüngliche Scheidewand im Tüpfel ver-
ſchwindet, daß alſo offene Communication zwiſchen den benach-
barten Zellen und Gefäßen dieſer Art hergeſtellt wird. In ähn-
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