eine Schilderung der Literaturzustände überhaupt, sondern auf den Nachweis wirklicher Fortschritte ankommt.
Mit dem Ende der zwanziger Jahre beginnt die Thätigkeit Meyen's und Mohl's und im Lauf der dreißiger Jahre sind beide die weit überwiegenden Hauptvertreter der Phytotomie, wenn auch immerhin 1835 eine in vieler Beziehung verdienstliche Arbeit Mirbel's über die Marchantia polymorpha und die Pollenbildung von Cucurbita fällt. Selbst ein so umfang- reiches Werk wie Treviranus' "Physiologie der Gewächse" 1835-1838, in welchem auch die ganze Phytotomie behandelt wird, können wir hier ruhig übergehen, da in demselben trotz mancher verdienstlicher Einzelheiten die Phytotomie doch wesent- lich unter den schon vor 1812 eröffneten Gesichtspuncten wieder vorgetragen wird; dieses umfangreiche und durch seine Literatur- nachweisungen sehr brauchbare Werk war leider schon zur Zeit seines Erscheinens veraltet, denn schon seit 1828 war in die Behandlung der Phytotomie mit Mohl's Arbeiten ein ganz anderer Geist eingetreten.
Die beiden Männer, welche seit dem Schluß der zwanziger Jahre bis 1840 als die Hauptvertreter der Phytotomie gelten dürfen, Meyen und Mohl, stellen sich aber in ihrer Bedeutung für unsere Wissenschaft sehr verschieden dar. Man kann den wesentlichen Unterschied vielleicht nicht treffender bezeichnen, als wenn man darauf hinweist, daß Meyen's phytotomische Ar- beiten gegenwärtig nur noch historisches Interesse beanspruchen können, während auch die ältesten anatomischen Untersuchungen Mohl's von 1828-1840 noch keineswegs veraltet sind, noch jetzt als Quellen unseres phytotomischen Wissens gelten, aus welchen jeder noch heute schöpfen muß, der irgend einen Theil der Phytotomie weiter bearbeiten will. Meyen's Ansichten schließen sich überall trotz seiner zahlreichen eigenen Untersuchungen, dem in der Göttinger Preisfrage vertretenen Gedankenkreise an, obwohl er in seinen Beobachtungen weit über diesen, selbst über Moldenhawer hinausgeht; für Mohl dagegen waren selbst anfangs die phytotomischen Ansichten jener Männer nicht mehr
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Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
eine Schilderung der Literaturzuſtände überhaupt, ſondern auf den Nachweis wirklicher Fortſchritte ankommt.
Mit dem Ende der zwanziger Jahre beginnt die Thätigkeit Meyen's und Mohl's und im Lauf der dreißiger Jahre ſind beide die weit überwiegenden Hauptvertreter der Phytotomie, wenn auch immerhin 1835 eine in vieler Beziehung verdienſtliche Arbeit Mirbel's über die Marchantia polymorpha und die Pollenbildung von Cucurbita fällt. Selbſt ein ſo umfang- reiches Werk wie Treviranus' „Phyſiologie der Gewächſe“ 1835-1838, in welchem auch die ganze Phytotomie behandelt wird, können wir hier ruhig übergehen, da in demſelben trotz mancher verdienſtlicher Einzelheiten die Phytotomie doch weſent- lich unter den ſchon vor 1812 eröffneten Geſichtspuncten wieder vorgetragen wird; dieſes umfangreiche und durch ſeine Literatur- nachweiſungen ſehr brauchbare Werk war leider ſchon zur Zeit ſeines Erſcheinens veraltet, denn ſchon ſeit 1828 war in die Behandlung der Phytotomie mit Mohl's Arbeiten ein ganz anderer Geiſt eingetreten.
Die beiden Männer, welche ſeit dem Schluß der zwanziger Jahre bis 1840 als die Hauptvertreter der Phytotomie gelten dürfen, Meyen und Mohl, ſtellen ſich aber in ihrer Bedeutung für unſere Wiſſenſchaft ſehr verſchieden dar. Man kann den weſentlichen Unterſchied vielleicht nicht treffender bezeichnen, als wenn man darauf hinweiſt, daß Meyen's phytotomiſche Ar- beiten gegenwärtig nur noch hiſtoriſches Intereſſe beanſpruchen können, während auch die älteſten anatomiſchen Unterſuchungen Mohl's von 1828-1840 noch keineswegs veraltet ſind, noch jetzt als Quellen unſeres phytotomiſchen Wiſſens gelten, aus welchen jeder noch heute ſchöpfen muß, der irgend einen Theil der Phytotomie weiter bearbeiten will. Meyen's Anſichten ſchließen ſich überall trotz ſeiner zahlreichen eigenen Unterſuchungen, dem in der Göttinger Preisfrage vertretenen Gedankenkreiſe an, obwohl er in ſeinen Beobachtungen weit über dieſen, ſelbſt über Moldenhawer hinausgeht; für Mohl dagegen waren ſelbſt anfangs die phytotomiſchen Anſichten jener Männer nicht mehr
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[307/0319]
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
eine Schilderung der Literaturzuſtände überhaupt, ſondern auf
den Nachweis wirklicher Fortſchritte ankommt.
Mit dem Ende der zwanziger Jahre beginnt die Thätigkeit
Meyen's und Mohl's und im Lauf der dreißiger Jahre
ſind beide die weit überwiegenden Hauptvertreter der Phytotomie,
wenn auch immerhin 1835 eine in vieler Beziehung verdienſtliche
Arbeit Mirbel's über die Marchantia polymorpha und die
Pollenbildung von Cucurbita fällt. Selbſt ein ſo umfang-
reiches Werk wie Treviranus' „Phyſiologie der Gewächſe“
1835-1838, in welchem auch die ganze Phytotomie behandelt
wird, können wir hier ruhig übergehen, da in demſelben trotz
mancher verdienſtlicher Einzelheiten die Phytotomie doch weſent-
lich unter den ſchon vor 1812 eröffneten Geſichtspuncten wieder
vorgetragen wird; dieſes umfangreiche und durch ſeine Literatur-
nachweiſungen ſehr brauchbare Werk war leider ſchon zur Zeit
ſeines Erſcheinens veraltet, denn ſchon ſeit 1828 war in die
Behandlung der Phytotomie mit Mohl's Arbeiten ein ganz
anderer Geiſt eingetreten.
Die beiden Männer, welche ſeit dem Schluß der zwanziger
Jahre bis 1840 als die Hauptvertreter der Phytotomie gelten
dürfen, Meyen und Mohl, ſtellen ſich aber in ihrer Bedeutung
für unſere Wiſſenſchaft ſehr verſchieden dar. Man kann den
weſentlichen Unterſchied vielleicht nicht treffender bezeichnen, als
wenn man darauf hinweiſt, daß Meyen's phytotomiſche Ar-
beiten gegenwärtig nur noch hiſtoriſches Intereſſe beanſpruchen
können, während auch die älteſten anatomiſchen Unterſuchungen
Mohl's von 1828-1840 noch keineswegs veraltet ſind, noch
jetzt als Quellen unſeres phytotomiſchen Wiſſens gelten, aus
welchen jeder noch heute ſchöpfen muß, der irgend einen Theil
der Phytotomie weiter bearbeiten will. Meyen's Anſichten
ſchließen ſich überall trotz ſeiner zahlreichen eigenen Unterſuchungen,
dem in der Göttinger Preisfrage vertretenen Gedankenkreiſe an,
obwohl er in ſeinen Beobachtungen weit über dieſen, ſelbſt über
Moldenhawer hinausgeht; für Mohl dagegen waren ſelbſt
anfangs die phytotomiſchen Anſichten jener Männer nicht mehr
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/319>, abgerufen am 25.11.2024.
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