Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Untersuchung des fertigen maßgebend; selbst Moldenhawer und Treviranus gegen-über nahm er sofort eine ganz selbstständige Stellung; länger dauerte es allerdings, bis es ihm gelang, sich auch von der Autorität Mirbel's ganz frei zu machen. Aus den hier an- gegebenen Gründen und weil Meyen's Thätigkeit schon 1840 durch den Tod unterbrochen wurde, während Mohl noch dreißig Jahre länger die Phytotomie fördern half, werde ich hier zuerst von Meyen's Thätigkeit berichten. Meyen 1) zeichnete sich durch eine außerordentliche Frucht- 1) Franz Julius Ferdinand Meyen geb. zu Tilsit 1804, gest.
als Professor zu Berlin 1840. - Er widmete sich anfangs der Pharmazie, ging dann aber zur Medicin über und promovirte 1826, worauf er mehrere Jahre ärztliche Praxis trieb; 1830 trat er, mit Instruktionen A. v. Hum- boldt's versehen, eine Weltumsegelung an, von der er 1832 zurückkehrte und reiche Sammlungen mitbrachte; 1834 wurde er Professor zu Berlin. Auf seine physiologischen Arbeiten komme ich später zurück. (Biographisches in Flora 1745 p. 618). Unterſuchung des fertigen maßgebend; ſelbſt Moldenhawer und Treviranus gegen-über nahm er ſofort eine ganz ſelbſtſtändige Stellung; länger dauerte es allerdings, bis es ihm gelang, ſich auch von der Autorität Mirbel's ganz frei zu machen. Aus den hier an- gegebenen Gründen und weil Meyen's Thätigkeit ſchon 1840 durch den Tod unterbrochen wurde, während Mohl noch dreißig Jahre länger die Phytotomie fördern half, werde ich hier zuerſt von Meyen's Thätigkeit berichten. Meyen 1) zeichnete ſich durch eine außerordentliche Frucht- 1) Franz Julius Ferdinand Meyen geb. zu Tilſit 1804, geſt.
als Profeſſor zu Berlin 1840. ‒ Er widmete ſich anfangs der Pharmazie, ging dann aber zur Medicin über und promovirte 1826, worauf er mehrere Jahre ärztliche Praxis trieb; 1830 trat er, mit Inſtruktionen A. v. Hum- boldt's verſehen, eine Weltumſegelung an, von der er 1832 zurückkehrte und reiche Sammlungen mitbrachte; 1834 wurde er Profeſſor zu Berlin. Auf ſeine phyſiologiſchen Arbeiten komme ich ſpäter zurück. (Biographiſches in Flora 1745 p. 618). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0320" n="308"/><fw place="top" type="header">Unterſuchung des fertigen</fw><lb/> maßgebend; ſelbſt <hi rendition="#g">Moldenhawer</hi> und <hi rendition="#g">Treviranus</hi> gegen-<lb/> über nahm er ſofort eine ganz ſelbſtſtändige Stellung; länger<lb/> dauerte es allerdings, bis es ihm gelang, ſich auch von der<lb/> Autorität <hi rendition="#g">Mirbel</hi>'s ganz frei zu machen. Aus den hier an-<lb/> gegebenen Gründen und weil <hi rendition="#g">Meyen</hi>'s Thätigkeit ſchon 1840<lb/> durch den Tod unterbrochen wurde, während <hi rendition="#g">Mohl</hi> noch dreißig<lb/> Jahre länger die Phytotomie fördern half, werde ich hier zuerſt<lb/> von <hi rendition="#g">Meyen</hi>'s Thätigkeit berichten.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Meyen</hi><note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Franz Julius Ferdinand Meyen</hi> geb. zu <hi rendition="#g">Tilſit</hi> 1804, geſt.<lb/> als Profeſſor zu Berlin 1840. ‒ Er widmete ſich anfangs der Pharmazie,<lb/> ging dann aber zur Medicin über und promovirte 1826, worauf er mehrere<lb/> Jahre ärztliche Praxis trieb; 1830 trat er, mit Inſtruktionen A. v. <hi rendition="#g">Hum</hi>-<lb/><hi rendition="#g">boldt</hi>'s verſehen, eine Weltumſegelung an, von der er 1832 zurückkehrte<lb/> und reiche Sammlungen mitbrachte; 1834 wurde er Profeſſor zu Berlin.<lb/> Auf ſeine phyſiologiſchen Arbeiten komme ich ſpäter zurück. (Biographiſches<lb/> in Flora 1745 <hi rendition="#aq">p.</hi> 618).</note> zeichnete ſich durch eine außerordentliche Frucht-<lb/> barkeit als Schriftſteller aus. Schon mit 22 Jahren ſchrieb er eine<lb/> Abhandlung <hi rendition="#aq">de primis vitae phaenomenis in fluidis</hi> 1826;<lb/> zwei Jahre ſpäter anatomiſch-phyſiologiſche Unterſuchungen über<lb/> den Inhalt der Pflanzenzellen und ſchon 1830 erſchien ſein<lb/> Lehrbuch der Phytotomie, welches die ganze Disziplin auf Grund<lb/> eigener Unterſuchungen und mit zahlreichen, für jene Zeit recht<lb/> ſchönen Abbildungen auf 13 Kupfertafeln behandelt. Seine<lb/> ſchriftſtelleriſche Thätigkeit wurde ſodann durch eine in den<lb/> Jahren 1830-32 ausgeführte Weltumſeglung unterbrochen,<lb/> um in den letzten vier Jahren ſeines Lebens 1836-1849 zu<lb/> einer unglaublichen Produktivität ſich zu ſteigern; man begreift<lb/> kaum, wo <hi rendition="#g">Meyen</hi> die Zeit hernahm, um auch nur die mecha-<lb/> niſche Seite derſelben zu bewältigen; denn 1836 erſchien ſeine<lb/> von der <hi rendition="#g">Teyler</hi>'<hi rendition="#g">ſchen</hi> Geſellſchaft in <hi rendition="#g">Harlem</hi> gekrönte<lb/> Preisſchrift über die neueſten Fortſchritte der Anatomie und<lb/> Phyſiologie der Gewächſe, ein Quartband von 319 Seiten<lb/> mit 22 Kupfertafeln; die letzteren ſind ſchön gezeichnet, die<lb/> ſtyliſtiſche Darſtellung gewandt, der Inhalt des Werkes freilich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [308/0320]
Unterſuchung des fertigen
maßgebend; ſelbſt Moldenhawer und Treviranus gegen-
über nahm er ſofort eine ganz ſelbſtſtändige Stellung; länger
dauerte es allerdings, bis es ihm gelang, ſich auch von der
Autorität Mirbel's ganz frei zu machen. Aus den hier an-
gegebenen Gründen und weil Meyen's Thätigkeit ſchon 1840
durch den Tod unterbrochen wurde, während Mohl noch dreißig
Jahre länger die Phytotomie fördern half, werde ich hier zuerſt
von Meyen's Thätigkeit berichten.
Meyen 1) zeichnete ſich durch eine außerordentliche Frucht-
barkeit als Schriftſteller aus. Schon mit 22 Jahren ſchrieb er eine
Abhandlung de primis vitae phaenomenis in fluidis 1826;
zwei Jahre ſpäter anatomiſch-phyſiologiſche Unterſuchungen über
den Inhalt der Pflanzenzellen und ſchon 1830 erſchien ſein
Lehrbuch der Phytotomie, welches die ganze Disziplin auf Grund
eigener Unterſuchungen und mit zahlreichen, für jene Zeit recht
ſchönen Abbildungen auf 13 Kupfertafeln behandelt. Seine
ſchriftſtelleriſche Thätigkeit wurde ſodann durch eine in den
Jahren 1830-32 ausgeführte Weltumſeglung unterbrochen,
um in den letzten vier Jahren ſeines Lebens 1836-1849 zu
einer unglaublichen Produktivität ſich zu ſteigern; man begreift
kaum, wo Meyen die Zeit hernahm, um auch nur die mecha-
niſche Seite derſelben zu bewältigen; denn 1836 erſchien ſeine
von der Teyler'ſchen Geſellſchaft in Harlem gekrönte
Preisſchrift über die neueſten Fortſchritte der Anatomie und
Phyſiologie der Gewächſe, ein Quartband von 319 Seiten
mit 22 Kupfertafeln; die letzteren ſind ſchön gezeichnet, die
ſtyliſtiſche Darſtellung gewandt, der Inhalt des Werkes freilich
1) Franz Julius Ferdinand Meyen geb. zu Tilſit 1804, geſt.
als Profeſſor zu Berlin 1840. ‒ Er widmete ſich anfangs der Pharmazie,
ging dann aber zur Medicin über und promovirte 1826, worauf er mehrere
Jahre ärztliche Praxis trieb; 1830 trat er, mit Inſtruktionen A. v. Hum-
boldt's verſehen, eine Weltumſegelung an, von der er 1832 zurückkehrte
und reiche Sammlungen mitbrachte; 1834 wurde er Profeſſor zu Berlin.
Auf ſeine phyſiologiſchen Arbeiten komme ich ſpäter zurück. (Biographiſches
in Flora 1745 p. 618).
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