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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Entwicklungsgeschichte und Kryptogamenkunde.
konnten am Anfang unsereres Jahrhunderts Rudolphi und
Link die Keimung der Pilzsporen leugnen, während sich Persoon
1818 damit begnügte einige Pilze aus Sporen, andere durch
Urzeugung entstehen zu lassen. Seit 1820 trat eine entschiedene
Besserung der Ansichten über die Pilze ein, wozu eine ausführ-
liche Arbeit Ehrenberg's (de mycetogenesi in der Leopol-
dina 1820) wesentlich beitrug. Indem er dort nicht nur alles
bis dahin bekannte über Natur und Fortpflanzung der Pilze
zusammenstellte, sondern auch eigene Beobachtungen über die
Sporen und ihre Keimung machte, den Verlauf der Hyphen in
großen Fruchtkörpern u. dgl. abbildete, vor Allem aber den ersten
Fall von Sexualität bei einem Schimmelpilz, die Conjugation der
Zweige von Syzygites beschrieb. In demselben Jahr säte Nees
von Esenbeck
Mucor stolonifer auf Brod aus und erhielt
nach 3 Tagen bereits reife Sporangien (Flora 1820 p. 528);
Dutrochet zeigte 1834 (mem. II. p. 173), daß die größeren
Schwämme nur die Fruchtträger einer fadenförmigen verzweigten
Pflanze sind, die gewöhnlich unter der Erde oder in den Zwischen-
räumen organischer Substrate sich verbreitet und bis dahin unter
dem Namen Byssus als eigene Pilzgattung behandelt worden
war. Bald darauf führte Trog (Flora 1837 p. 609) diese
Wahrnehmungen weiter aus, unterschied Mycelium und Frucht-
körper, wies darauf hin, daß jenes häufig perennirt und daß es
dieses ist, was sich zunächst aus der keimenden Sporn bildet.
Er machte einen Versuch, die Formen der größeren Fruchtkörper
morphologisch zu behandeln und zeigte, wie man die Sporen von
abgeschnittenen Hutpilzen auf Papier sammeln könne und daß
bei Pezizen, Helvellen die Sporen in Form von Wölkchen ausge-
schleudert werden, auch brachte er neue Beweise für die schon
von Gleditsch aufgestellte Behauptung bei, daß Pilzsporen durch
die Luft überallhin verbreitet werden können. Ueber das Wachs-
thum und die Lebensweise verschiedener größerer Pilze veröffent-
lichte zwischen 1842 und 45 Schmitz in der Linnaea vortreffliche
Beobachtungen. Es war damals auch nicht ohne Werth hervor-
zuheben, daß die Sporen der Pilze ihre Species genau reproduciren.

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Entwicklungsgeſchichte und Kryptogamenkunde.
konnten am Anfang unſereres Jahrhunderts Rudolphi und
Link die Keimung der Pilzſporen leugnen, während ſich Perſoon
1818 damit begnügte einige Pilze aus Sporen, andere durch
Urzeugung entſtehen zu laſſen. Seit 1820 trat eine entſchiedene
Beſſerung der Anſichten über die Pilze ein, wozu eine ausführ-
liche Arbeit Ehrenberg's (de mycetogenesi in der Leopol-
dina 1820) weſentlich beitrug. Indem er dort nicht nur alles
bis dahin bekannte über Natur und Fortpflanzung der Pilze
zuſammenſtellte, ſondern auch eigene Beobachtungen über die
Sporen und ihre Keimung machte, den Verlauf der Hyphen in
großen Fruchtkörpern u. dgl. abbildete, vor Allem aber den erſten
Fall von Sexualität bei einem Schimmelpilz, die Conjugation der
Zweige von Syzygites beſchrieb. In demſelben Jahr ſäte Nees
von Eſenbeck
Mucor stolonifer auf Brod aus und erhielt
nach 3 Tagen bereits reife Sporangien (Flora 1820 p. 528);
Dutrochet zeigte 1834 (mém. II. p. 173), daß die größeren
Schwämme nur die Fruchtträger einer fadenförmigen verzweigten
Pflanze ſind, die gewöhnlich unter der Erde oder in den Zwiſchen-
räumen organiſcher Subſtrate ſich verbreitet und bis dahin unter
dem Namen Byſſus als eigene Pilzgattung behandelt worden
war. Bald darauf führte Trog (Flora 1837 p. 609) dieſe
Wahrnehmungen weiter aus, unterſchied Mycelium und Frucht-
körper, wies darauf hin, daß jenes häufig perennirt und daß es
dieſes iſt, was ſich zunächſt aus der keimenden Sporn bildet.
Er machte einen Verſuch, die Formen der größeren Fruchtkörper
morphologiſch zu behandeln und zeigte, wie man die Sporen von
abgeſchnittenen Hutpilzen auf Papier ſammeln könne und daß
bei Pezizen, Helvellen die Sporen in Form von Wölkchen ausge-
ſchleudert werden, auch brachte er neue Beweiſe für die ſchon
von Gleditſch aufgeſtellte Behauptung bei, daß Pilzſporen durch
die Luft überallhin verbreitet werden können. Ueber das Wachs-
thum und die Lebensweiſe verſchiedener größerer Pilze veröffent-
lichte zwiſchen 1842 und 45 Schmitz in der Linnaea vortreffliche
Beobachtungen. Es war damals auch nicht ohne Werth hervor-
zuheben, daß die Sporen der Pilze ihre Species genau reproduciren.

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[227/0239] Entwicklungsgeſchichte und Kryptogamenkunde. konnten am Anfang unſereres Jahrhunderts Rudolphi und Link die Keimung der Pilzſporen leugnen, während ſich Perſoon 1818 damit begnügte einige Pilze aus Sporen, andere durch Urzeugung entſtehen zu laſſen. Seit 1820 trat eine entſchiedene Beſſerung der Anſichten über die Pilze ein, wozu eine ausführ- liche Arbeit Ehrenberg's (de mycetogenesi in der Leopol- dina 1820) weſentlich beitrug. Indem er dort nicht nur alles bis dahin bekannte über Natur und Fortpflanzung der Pilze zuſammenſtellte, ſondern auch eigene Beobachtungen über die Sporen und ihre Keimung machte, den Verlauf der Hyphen in großen Fruchtkörpern u. dgl. abbildete, vor Allem aber den erſten Fall von Sexualität bei einem Schimmelpilz, die Conjugation der Zweige von Syzygites beſchrieb. In demſelben Jahr ſäte Nees von Eſenbeck Mucor stolonifer auf Brod aus und erhielt nach 3 Tagen bereits reife Sporangien (Flora 1820 p. 528); Dutrochet zeigte 1834 (mém. II. p. 173), daß die größeren Schwämme nur die Fruchtträger einer fadenförmigen verzweigten Pflanze ſind, die gewöhnlich unter der Erde oder in den Zwiſchen- räumen organiſcher Subſtrate ſich verbreitet und bis dahin unter dem Namen Byſſus als eigene Pilzgattung behandelt worden war. Bald darauf führte Trog (Flora 1837 p. 609) dieſe Wahrnehmungen weiter aus, unterſchied Mycelium und Frucht- körper, wies darauf hin, daß jenes häufig perennirt und daß es dieſes iſt, was ſich zunächſt aus der keimenden Sporn bildet. Er machte einen Verſuch, die Formen der größeren Fruchtkörper morphologiſch zu behandeln und zeigte, wie man die Sporen von abgeſchnittenen Hutpilzen auf Papier ſammeln könne und daß bei Pezizen, Helvellen die Sporen in Form von Wölkchen ausge- ſchleudert werden, auch brachte er neue Beweiſe für die ſchon von Gleditſch aufgeſtellte Behauptung bei, daß Pilzſporen durch die Luft überallhin verbreitet werden können. Ueber das Wachs- thum und die Lebensweiſe verſchiedener größerer Pilze veröffent- lichte zwiſchen 1842 und 45 Schmitz in der Linnaea vortreffliche Beobachtungen. Es war damals auch nicht ohne Werth hervor- zuheben, daß die Sporen der Pilze ihre Species genau reproduciren. 15*

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/239>, abgerufen am 22.11.2024.