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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Morphologie und Systematik unter dem Einfluß der

War schon durch Hofmeister's Nachweis des Generations-
wechsels und die Zurückführung der Samenbildung der Phanero-
gamen auf diesen das alte Schema von der Natur der Pflanzen
gänzlich verändert worden, so zeigten die ersten Anfänge des
Pflanzenlebens, die einfachsten Algenformen, Erscheinungen, die
uns nöthigen, die Grundbegriffe der Morphologie zu revidiren,
wenn überhaupt eine methodische Darstellung des ganzen Pflanzen-
reichs möglich sein soll.

Zu ähnlichen, aber noch umfassenderen Ergebnissen führte
die methodische Untersuchung der Pilze seit 1850. Seit den
ältesten Zeiten waren die Pilze der Gegenstand der Verwunderung
und des Aberglaubens gewesen; was Hieronymus Bock von
ihnen sagte, wurde im ersten Capitel p. 31 mitgetheilt und nicht
nur Caspar Bauhin wiederholte das, sondern ähnliche An-
sichten erhielten sich bis tief in unser Jahrhundert herein; um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts glaubte Otto von Münch-
hausen sogar in den Schwämmen Polypenwohnungen sehen zu
müssen, eine Ansicht, die Linne beifällig aufnahm. Was die
Naturphilosophen wie z. B. Nees von Esenbeck über die Natur
der Schwämme zu sagen hatten, soll dagegen hier nicht repro-
ducirt werden.

Indessen hatten sich doch auch auf diesem Gebiet schon längst
einzelne brauchbare Beobachtungen angesammelt; schon 1729 hatte
Micheli 1) die Sporen zahlreicher Pilze gesammelt, sie ausge-
säet und nicht nur Mycelien, sondern auch Fruchtkörper gewonnen
und Gleditsch hatte 1753 diese Beobachtungen bestätigt;
Jacob Christian Schaeffer 2) hatte schon 1762 sämmtliche
in Bayern und der Pfalz wachsende Schwämme sehr gut abge-
bildet und bei vielen auch die Sporen nicht verabsäumt; trotzdem

1) Pier' Antonio Micheli (geb. zu Florenz 1679 Director des bot.
Gartens daselbst, gestorb. 1737) und Joh. Jac. Dillenius (geb. in Darm-
stadt 1687, Professor der Botanik in Oxford, gest. 1747) waren die Ersten,
welche den niederen Kryptogamen, zumal auch den Moosen wissenschaftliche
Bearbeitung widmeten und die Sexualorgane derselben nachzuweisen suchten.
2) Jacob Christian Schaeffer, geb. 1718, gest. 1790, war Superinten-
dant in Regensburg.
Morphologie und Syſtematik unter dem Einfluß der

War ſchon durch Hofmeiſter's Nachweis des Generations-
wechſels und die Zurückführung der Samenbildung der Phanero-
gamen auf dieſen das alte Schema von der Natur der Pflanzen
gänzlich verändert worden, ſo zeigten die erſten Anfänge des
Pflanzenlebens, die einfachſten Algenformen, Erſcheinungen, die
uns nöthigen, die Grundbegriffe der Morphologie zu revidiren,
wenn überhaupt eine methodiſche Darſtellung des ganzen Pflanzen-
reichs möglich ſein ſoll.

Zu ähnlichen, aber noch umfaſſenderen Ergebniſſen führte
die methodiſche Unterſuchung der Pilze ſeit 1850. Seit den
älteſten Zeiten waren die Pilze der Gegenſtand der Verwunderung
und des Aberglaubens geweſen; was Hieronymus Bock von
ihnen ſagte, wurde im erſten Capitel p. 31 mitgetheilt und nicht
nur Caspar Bauhin wiederholte das, ſondern ähnliche An-
ſichten erhielten ſich bis tief in unſer Jahrhundert herein; um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts glaubte Otto von Münch-
hauſen ſogar in den Schwämmen Polypenwohnungen ſehen zu
müſſen, eine Anſicht, die Linné beifällig aufnahm. Was die
Naturphiloſophen wie z. B. Nees von Eſenbeck über die Natur
der Schwämme zu ſagen hatten, ſoll dagegen hier nicht repro-
ducirt werden.

Indeſſen hatten ſich doch auch auf dieſem Gebiet ſchon längſt
einzelne brauchbare Beobachtungen angeſammelt; ſchon 1729 hatte
Micheli 1) die Sporen zahlreicher Pilze geſammelt, ſie ausge-
ſäet und nicht nur Mycelien, ſondern auch Fruchtkörper gewonnen
und Gleditſch hatte 1753 dieſe Beobachtungen beſtätigt;
Jacob Chriſtian Schaeffer 2) hatte ſchon 1762 ſämmtliche
in Bayern und der Pfalz wachſende Schwämme ſehr gut abge-
bildet und bei vielen auch die Sporen nicht verabſäumt; trotzdem

1) Pier' Antonio Micheli (geb. zu Florenz 1679 Director des bot.
Gartens daſelbſt, geſtorb. 1737) und Joh. Jac. Dillenius (geb. in Darm-
ſtadt 1687, Profeſſor der Botanik in Oxford, geſt. 1747) waren die Erſten,
welche den niederen Kryptogamen, zumal auch den Mooſen wiſſenſchaftliche
Bearbeitung widmeten und die Sexualorgane derſelben nachzuweiſen ſuchten.
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dant in Regensburg.
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[226/0238] Morphologie und Syſtematik unter dem Einfluß der War ſchon durch Hofmeiſter's Nachweis des Generations- wechſels und die Zurückführung der Samenbildung der Phanero- gamen auf dieſen das alte Schema von der Natur der Pflanzen gänzlich verändert worden, ſo zeigten die erſten Anfänge des Pflanzenlebens, die einfachſten Algenformen, Erſcheinungen, die uns nöthigen, die Grundbegriffe der Morphologie zu revidiren, wenn überhaupt eine methodiſche Darſtellung des ganzen Pflanzen- reichs möglich ſein ſoll. Zu ähnlichen, aber noch umfaſſenderen Ergebniſſen führte die methodiſche Unterſuchung der Pilze ſeit 1850. Seit den älteſten Zeiten waren die Pilze der Gegenſtand der Verwunderung und des Aberglaubens geweſen; was Hieronymus Bock von ihnen ſagte, wurde im erſten Capitel p. 31 mitgetheilt und nicht nur Caspar Bauhin wiederholte das, ſondern ähnliche An- ſichten erhielten ſich bis tief in unſer Jahrhundert herein; um die Mitte des vorigen Jahrhunderts glaubte Otto von Münch- hauſen ſogar in den Schwämmen Polypenwohnungen ſehen zu müſſen, eine Anſicht, die Linné beifällig aufnahm. Was die Naturphiloſophen wie z. B. Nees von Eſenbeck über die Natur der Schwämme zu ſagen hatten, ſoll dagegen hier nicht repro- ducirt werden. Indeſſen hatten ſich doch auch auf dieſem Gebiet ſchon längſt einzelne brauchbare Beobachtungen angeſammelt; ſchon 1729 hatte Micheli 1) die Sporen zahlreicher Pilze geſammelt, ſie ausge- ſäet und nicht nur Mycelien, ſondern auch Fruchtkörper gewonnen und Gleditſch hatte 1753 dieſe Beobachtungen beſtätigt; Jacob Chriſtian Schaeffer 2) hatte ſchon 1762 ſämmtliche in Bayern und der Pfalz wachſende Schwämme ſehr gut abge- bildet und bei vielen auch die Sporen nicht verabſäumt; trotzdem 1) Pier' Antonio Micheli (geb. zu Florenz 1679 Director des bot. Gartens daſelbſt, geſtorb. 1737) und Joh. Jac. Dillenius (geb. in Darm- ſtadt 1687, Profeſſor der Botanik in Oxford, geſt. 1747) waren die Erſten, welche den niederen Kryptogamen, zumal auch den Mooſen wiſſenſchaftliche Bearbeitung widmeten und die Sexualorgane derſelben nachzuweiſen ſuchten. 2) Jacob Chriſtian Schaeffer, geb. 1718, geſt. 1790, war Superinten- dant in Regensburg.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/238>, abgerufen am 23.11.2024.