Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Bearbeitung des natürlichen Systems unter dem Wissenschaft verfolgt wurde. Man darf sogar sagen, daß vonjetzt ab der von De Candolle gegebene Anstoß in Deutsch- land weit kräftiger fortwirkte als in Frankreich. Dasselbe gilt von De Candolle's Zeitgenossen, dem Engländer Robert Brown1) (1773-1858), dessen Thätigkeit vorwiegend in das 3. und 4. Decennium fällt; auch er fand wie De Candolle in dieser Zeit vorwiegend in Deutschland das tiefste Verständniß. Robert Brown, der sich fünf Jahre (1801-1805) in Australien aufgehalten hatte, bearbeitete die Flora dieses Welt- theils und in zahlreichen Aufsätzen behandelte er die botanischen Ergebnisse verschiedener Reisen, welche Andere besonders in den Polargegenden und unter den Tropen gemacht hatten. Auf diese Weise fand er Gelegenheit, die durch Humboldt herrschend gewordenen Ideen über die Geographie der Pflanzen mit dem 1) Robert Brown war der Sohn eines protestantischen Geistlichen
in Mont-Rose, studirte in Aberdeen, dann in Edinbourgh die Medizin; als Militärarzt stationirte er anfangs in Nordirland. Als die Admiralität eine wissenschaftliche Expedition nach Australien unter Capitain Flinders ausrüstete, welche 1801 abfuhr, wurde auf Sir Joseph Banks Em- pfehlung Brown zum Naturforscher derselben ernannt, F. Bauer als bot. Zeichner, Good als Gärtner, Westall als Landschaftsmaler be- gleiteten ihn; unter den Midshipmen des Schiffes befand sich auch Joseph Franklin. In Folge der Unbrauchbarkeit des Schiffes verließ Flinders Australien, um mit einem besseren wiederzukehren; litt aber Schiffbruch und wurde zu Port-Louis von den Franzosen als Gefangener bis 1810 zurück- gehalten. Die Naturforscher der Expedition blieben bis 1805 in Australien, von wo Brown 4000 meist neue Arten mitbrachte. Sir J. Banks ernannte ihn 1810 zu seinem Bibliothekar und Conservator seiner Samm- lungen, auch wurde er Bibliothekar der Linne'schen Gesellschaft in London; von Banks erbte er 1823 Bibliothek und Sammlungen unter der Beding- ung, daß dieselben nach Brown's Tode dem Brittish Museum zufielen. Auf Brown's Antrag wurden diese Sammlungen jedoch sofort dem Museum einverleibt, dessen Custodenstelle er bis zu seinem Tode behielt. Auf Humboldt's Verwendung bewilligte ihm das Ministerium Peel eine Jahresrente von 200 Pfd. Brown erfreute sich einer allseitigen An-erkennung seiner Verdienste und Humboldt nannte ihn sogar botani-corum facile princeps. Bearbeitung des natürlichen Syſtems unter dem Wiſſenſchaft verfolgt wurde. Man darf ſogar ſagen, daß vonjetzt ab der von De Candolle gegebene Anſtoß in Deutſch- land weit kräftiger fortwirkte als in Frankreich. Dasſelbe gilt von De Candolle's Zeitgenoſſen, dem Engländer Robert Brown1) (1773-1858), deſſen Thätigkeit vorwiegend in das 3. und 4. Decennium fällt; auch er fand wie De Candolle in dieſer Zeit vorwiegend in Deutſchland das tiefſte Verſtändniß. Robert Brown, der ſich fünf Jahre (1801-1805) in Auſtralien aufgehalten hatte, bearbeitete die Flora dieſes Welt- theils und in zahlreichen Aufſätzen behandelte er die botaniſchen Ergebniſſe verſchiedener Reiſen, welche Andere beſonders in den Polargegenden und unter den Tropen gemacht hatten. Auf dieſe Weiſe fand er Gelegenheit, die durch Humboldt herrſchend gewordenen Ideen über die Geographie der Pflanzen mit dem 1) Robert Brown war der Sohn eines proteſtantiſchen Geiſtlichen
in Mont-Roſe, ſtudirte in Aberdeen, dann in Edinbourgh die Medizin; als Militärarzt ſtationirte er anfangs in Nordirland. Als die Admiralität eine wiſſenſchaftliche Expedition nach Auſtralien unter Capitain Flinders ausrüſtete, welche 1801 abfuhr, wurde auf Sir Joſeph Banks Em- pfehlung Brown zum Naturforſcher derſelben ernannt, F. Bauer als bot. Zeichner, Good als Gärtner, Westall als Landſchaftsmaler be- gleiteten ihn; unter den Midſhipmen des Schiffes befand ſich auch Joſeph Franklin. In Folge der Unbrauchbarkeit des Schiffes verließ Flinders Auſtralien, um mit einem beſſeren wiederzukehren; litt aber Schiffbruch und wurde zu Port-Louis von den Franzoſen als Gefangener bis 1810 zurück- gehalten. Die Naturforſcher der Expedition blieben bis 1805 in Auſtralien, von wo Brown 4000 meiſt neue Arten mitbrachte. Sir J. Banks ernannte ihn 1810 zu ſeinem Bibliothekar und Conſervator ſeiner Samm- lungen, auch wurde er Bibliothekar der Linné'ſchen Geſellſchaft in London; von Banks erbte er 1823 Bibliothek und Sammlungen unter der Beding- ung, daß dieſelben nach Brown's Tode dem Brittiſh Muſeum zufielen. Auf Brown's Antrag wurden dieſe Sammlungen jedoch ſofort dem Muſeum einverleibt, deſſen Cuſtodenſtelle er bis zu ſeinem Tode behielt. Auf Humboldt's Verwendung bewilligte ihm das Miniſterium Peel eine Jahresrente von 200 Pfd. Brown erfreute ſich einer allſeitigen An-erkennung ſeiner Verdienſte und Humboldt nannte ihn ſogar botani-corum facile princeps. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0162" n="150"/><fw place="top" type="header">Bearbeitung des natürlichen Syſtems unter dem</fw><lb/> Wiſſenſchaft verfolgt wurde. Man darf ſogar ſagen, daß von<lb/> jetzt ab der von <hi rendition="#g">De Candolle</hi> gegebene Anſtoß in Deutſch-<lb/> land weit kräftiger fortwirkte als in Frankreich. Dasſelbe gilt<lb/> von <hi rendition="#g">De Candolle</hi>'s Zeitgenoſſen, dem Engländer <hi rendition="#b">Robert<lb/> Brown</hi><note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Robert Brown</hi> war der Sohn eines proteſtantiſchen Geiſtlichen<lb/> in Mont-Roſe, ſtudirte in Aberdeen, dann in Edinbourgh die Medizin; als<lb/> Militärarzt ſtationirte er anfangs in Nordirland. Als die Admiralität<lb/> eine wiſſenſchaftliche Expedition nach Auſtralien unter Capitain <hi rendition="#g">Flinders</hi><lb/> ausrüſtete, welche 1801 abfuhr, wurde auf <hi rendition="#g">Sir Joſeph Banks</hi> Em-<lb/> pfehlung <hi rendition="#g">Brown</hi> zum Naturforſcher derſelben ernannt, F. <hi rendition="#g">Bauer</hi> als<lb/> bot. Zeichner, <hi rendition="#g">Good</hi> als Gärtner, <hi rendition="#g">Westall</hi> als Landſchaftsmaler be-<lb/> gleiteten ihn; unter den Midſhipmen des Schiffes befand ſich auch Joſeph<lb/><hi rendition="#g">Franklin</hi>. In Folge der Unbrauchbarkeit des Schiffes verließ <hi rendition="#g">Flinders</hi><lb/> Auſtralien, um mit einem beſſeren wiederzukehren; litt aber Schiffbruch und<lb/> wurde zu Port-Louis von den Franzoſen als Gefangener bis 1810 zurück-<lb/> gehalten. Die Naturforſcher der Expedition blieben bis 1805 in Auſtralien,<lb/> von wo <hi rendition="#g">Brown</hi> 4000 meiſt neue Arten mitbrachte. <hi rendition="#g">Sir</hi> J. <hi rendition="#g">Banks</hi><lb/> ernannte ihn 1810 zu ſeinem Bibliothekar und Conſervator ſeiner Samm-<lb/> lungen, auch wurde er Bibliothekar der Linn<hi rendition="#aq">é</hi>'ſchen Geſellſchaft in London;<lb/> von <hi rendition="#g">Banks</hi> erbte er 1823 Bibliothek und Sammlungen unter der Beding-<lb/> ung, daß dieſelben nach <hi rendition="#g">Brown</hi>'s Tode dem Brittiſh Muſeum zufielen.<lb/> Auf <hi rendition="#g">Brown</hi>'s Antrag wurden dieſe Sammlungen jedoch ſofort dem<lb/> Muſeum einverleibt, deſſen Cuſtodenſtelle er bis zu ſeinem Tode behielt.<lb/> Auf <hi rendition="#g">Humboldt</hi>'s Verwendung bewilligte ihm das Miniſterium <hi rendition="#g">Peel</hi><lb/> eine Jahresrente von 200 Pfd. <hi rendition="#g">Brown</hi> erfreute ſich einer allſeitigen An-erkennung ſeiner Verdienſte und <hi rendition="#g">Humboldt</hi> nannte ihn ſogar <hi rendition="#aq">botani-corum facile princeps.</hi></note> (1773-1858), deſſen Thätigkeit vorwiegend in das<lb/> 3. und 4. Decennium fällt; auch er fand wie <hi rendition="#g">De Candolle</hi><lb/> in dieſer Zeit vorwiegend in Deutſchland das tiefſte Verſtändniß.<lb/><hi rendition="#g">Robert Brown</hi>, der ſich fünf Jahre (1801-1805) in<lb/> Auſtralien aufgehalten hatte, bearbeitete die Flora dieſes Welt-<lb/> theils und in zahlreichen Aufſätzen behandelte er die botaniſchen<lb/> Ergebniſſe verſchiedener Reiſen, welche Andere beſonders in den<lb/> Polargegenden und unter den Tropen gemacht hatten. Auf dieſe<lb/> Weiſe fand er Gelegenheit, die durch <hi rendition="#g">Humboldt</hi> herrſchend<lb/> gewordenen Ideen über die Geographie der Pflanzen mit dem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0162]
Bearbeitung des natürlichen Syſtems unter dem
Wiſſenſchaft verfolgt wurde. Man darf ſogar ſagen, daß von
jetzt ab der von De Candolle gegebene Anſtoß in Deutſch-
land weit kräftiger fortwirkte als in Frankreich. Dasſelbe gilt
von De Candolle's Zeitgenoſſen, dem Engländer Robert
Brown 1) (1773-1858), deſſen Thätigkeit vorwiegend in das
3. und 4. Decennium fällt; auch er fand wie De Candolle
in dieſer Zeit vorwiegend in Deutſchland das tiefſte Verſtändniß.
Robert Brown, der ſich fünf Jahre (1801-1805) in
Auſtralien aufgehalten hatte, bearbeitete die Flora dieſes Welt-
theils und in zahlreichen Aufſätzen behandelte er die botaniſchen
Ergebniſſe verſchiedener Reiſen, welche Andere beſonders in den
Polargegenden und unter den Tropen gemacht hatten. Auf dieſe
Weiſe fand er Gelegenheit, die durch Humboldt herrſchend
gewordenen Ideen über die Geographie der Pflanzen mit dem
1) Robert Brown war der Sohn eines proteſtantiſchen Geiſtlichen
in Mont-Roſe, ſtudirte in Aberdeen, dann in Edinbourgh die Medizin; als
Militärarzt ſtationirte er anfangs in Nordirland. Als die Admiralität
eine wiſſenſchaftliche Expedition nach Auſtralien unter Capitain Flinders
ausrüſtete, welche 1801 abfuhr, wurde auf Sir Joſeph Banks Em-
pfehlung Brown zum Naturforſcher derſelben ernannt, F. Bauer als
bot. Zeichner, Good als Gärtner, Westall als Landſchaftsmaler be-
gleiteten ihn; unter den Midſhipmen des Schiffes befand ſich auch Joſeph
Franklin. In Folge der Unbrauchbarkeit des Schiffes verließ Flinders
Auſtralien, um mit einem beſſeren wiederzukehren; litt aber Schiffbruch und
wurde zu Port-Louis von den Franzoſen als Gefangener bis 1810 zurück-
gehalten. Die Naturforſcher der Expedition blieben bis 1805 in Auſtralien,
von wo Brown 4000 meiſt neue Arten mitbrachte. Sir J. Banks
ernannte ihn 1810 zu ſeinem Bibliothekar und Conſervator ſeiner Samm-
lungen, auch wurde er Bibliothekar der Linné'ſchen Geſellſchaft in London;
von Banks erbte er 1823 Bibliothek und Sammlungen unter der Beding-
ung, daß dieſelben nach Brown's Tode dem Brittiſh Muſeum zufielen.
Auf Brown's Antrag wurden dieſe Sammlungen jedoch ſofort dem
Muſeum einverleibt, deſſen Cuſtodenſtelle er bis zu ſeinem Tode behielt.
Auf Humboldt's Verwendung bewilligte ihm das Miniſterium Peel
eine Jahresrente von 200 Pfd. Brown erfreute ſich einer allſeitigen An-erkennung ſeiner Verdienſte und Humboldt nannte ihn ſogar botani-corum facile princeps.
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