Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.brachte ihm Unterkleider von schwarzer Serge mit Sammetbesatz, einen Mantel von braunem Tuche mit breitem Saume von schwarzer Farbe, einen schlichten Degen von großer Länge; denn es hatten die Cavaliere in Gebrauch, der Messe stehend beizuwohnen, bedienten sich daher ihres Degens, um mit Anstand auf ihn sich zu stützen, wenn sie Ermüdung zu fühlen oder in dieser Stellung anmuthvoller zu erscheinen glaubten. Als er sich angelegt und den Hut mit weißer Feder aufgesetzt hatte, sammelte und ordnete er sein Gefolge. Man zog zum einzigen Thore hinaus und schlug den Weg um den Festungsgraben ein, den nächsten zur Stadt. Auf den Straßen zeigten sich nur einzelne Menschen, welche von fern und mißtrauisch dem Zuge mit den Augen folgten und, wo die Gelegenheit sich darbot, durch Seitenstraßen dem Auge des Herrn und der Verwegenheit seiner Begleitung sich zu entziehen suchten. Doch begegneten sie am Thore der Kirche einigem Gedränge von Austretenden und Eingehenden. Glücklich schätzte sich, wem es gelungen war, eine frühere Messe zu hören und vor Ankunft des Herrn mit Weib und Kind daheim fest sich einzuschließen. Savello ging ernst und ohne umzublicken durch die Gasse, welche sein bewaffnetes Geleite in der Menge ihm öffnete, gradaus dem Altare zu, wo die Priester bereits das Amt begonnen hatten. Er nahm durch eine leichte Kniebeugung Besitz von dem Schemel in der Mitte der Kirche, bekreuzte sich nachlässig und erhob sich brachte ihm Unterkleider von schwarzer Serge mit Sammetbesatz, einen Mantel von braunem Tuche mit breitem Saume von schwarzer Farbe, einen schlichten Degen von großer Länge; denn es hatten die Cavaliere in Gebrauch, der Messe stehend beizuwohnen, bedienten sich daher ihres Degens, um mit Anstand auf ihn sich zu stützen, wenn sie Ermüdung zu fühlen oder in dieser Stellung anmuthvoller zu erscheinen glaubten. Als er sich angelegt und den Hut mit weißer Feder aufgesetzt hatte, sammelte und ordnete er sein Gefolge. Man zog zum einzigen Thore hinaus und schlug den Weg um den Festungsgraben ein, den nächsten zur Stadt. Auf den Straßen zeigten sich nur einzelne Menschen, welche von fern und mißtrauisch dem Zuge mit den Augen folgten und, wo die Gelegenheit sich darbot, durch Seitenstraßen dem Auge des Herrn und der Verwegenheit seiner Begleitung sich zu entziehen suchten. Doch begegneten sie am Thore der Kirche einigem Gedränge von Austretenden und Eingehenden. Glücklich schätzte sich, wem es gelungen war, eine frühere Messe zu hören und vor Ankunft des Herrn mit Weib und Kind daheim fest sich einzuschließen. Savello ging ernst und ohne umzublicken durch die Gasse, welche sein bewaffnetes Geleite in der Menge ihm öffnete, gradaus dem Altare zu, wo die Priester bereits das Amt begonnen hatten. Er nahm durch eine leichte Kniebeugung Besitz von dem Schemel in der Mitte der Kirche, bekreuzte sich nachlässig und erhob sich <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0064"/> brachte ihm Unterkleider von schwarzer Serge mit Sammetbesatz, einen Mantel von braunem Tuche mit breitem Saume von schwarzer Farbe, einen schlichten Degen von großer Länge; denn es hatten die Cavaliere in Gebrauch, der Messe stehend beizuwohnen, bedienten sich daher ihres Degens, um mit Anstand auf ihn sich zu stützen, wenn sie Ermüdung zu fühlen oder in dieser Stellung anmuthvoller zu erscheinen glaubten.</p><lb/> <p>Als er sich angelegt und den Hut mit weißer Feder aufgesetzt hatte, sammelte und ordnete er sein Gefolge. Man zog zum einzigen Thore hinaus und schlug den Weg um den Festungsgraben ein, den nächsten zur Stadt. Auf den Straßen zeigten sich nur einzelne Menschen, welche von fern und mißtrauisch dem Zuge mit den Augen folgten und, wo die Gelegenheit sich darbot, durch Seitenstraßen dem Auge des Herrn und der Verwegenheit seiner Begleitung sich zu entziehen suchten. Doch begegneten sie am Thore der Kirche einigem Gedränge von Austretenden und Eingehenden. Glücklich schätzte sich, wem es gelungen war, eine frühere Messe zu hören und vor Ankunft des Herrn mit Weib und Kind daheim fest sich einzuschließen.</p><lb/> <p>Savello ging ernst und ohne umzublicken durch die Gasse, welche sein bewaffnetes Geleite in der Menge ihm öffnete, gradaus dem Altare zu, wo die Priester bereits das Amt begonnen hatten. Er nahm durch eine leichte Kniebeugung Besitz von dem Schemel in der Mitte der Kirche, bekreuzte sich nachlässig und erhob sich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
brachte ihm Unterkleider von schwarzer Serge mit Sammetbesatz, einen Mantel von braunem Tuche mit breitem Saume von schwarzer Farbe, einen schlichten Degen von großer Länge; denn es hatten die Cavaliere in Gebrauch, der Messe stehend beizuwohnen, bedienten sich daher ihres Degens, um mit Anstand auf ihn sich zu stützen, wenn sie Ermüdung zu fühlen oder in dieser Stellung anmuthvoller zu erscheinen glaubten.
Als er sich angelegt und den Hut mit weißer Feder aufgesetzt hatte, sammelte und ordnete er sein Gefolge. Man zog zum einzigen Thore hinaus und schlug den Weg um den Festungsgraben ein, den nächsten zur Stadt. Auf den Straßen zeigten sich nur einzelne Menschen, welche von fern und mißtrauisch dem Zuge mit den Augen folgten und, wo die Gelegenheit sich darbot, durch Seitenstraßen dem Auge des Herrn und der Verwegenheit seiner Begleitung sich zu entziehen suchten. Doch begegneten sie am Thore der Kirche einigem Gedränge von Austretenden und Eingehenden. Glücklich schätzte sich, wem es gelungen war, eine frühere Messe zu hören und vor Ankunft des Herrn mit Weib und Kind daheim fest sich einzuschließen.
Savello ging ernst und ohne umzublicken durch die Gasse, welche sein bewaffnetes Geleite in der Menge ihm öffnete, gradaus dem Altare zu, wo die Priester bereits das Amt begonnen hatten. Er nahm durch eine leichte Kniebeugung Besitz von dem Schemel in der Mitte der Kirche, bekreuzte sich nachlässig und erhob sich
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Zitationshilfe: | Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/64>, abgerufen am 16.02.2025. |