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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

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müssen, welche nach Malvasia *), schon im Jahre 1510 be-
zahlt worden, also nothwendig um etwas älter ist. Zu Bo-
logna
ist dieses kleine Bild nun längst nicht mehr aufzufinden;
Einige halten das Exemplar der Gallerie Pitti für das Ori-
ginal; andere begünstigen die Replik, welche während der
Revolution aus der Gallerie Orleans nach England sich ver-
loren hat. Das florentinische Exemplar ist äußerst präcis
und correct, doch fürchte ich, daß es von einem jener in
neueren Zeiten zu sehr vernachlässigten Bologneser der Mitte
des sechzehnten Jahrhunderts gemalt sey. Denn in der Fär-
bung ist unstreitig Vieles moderner, als selbst die spätesten
Arbeiten Raphaels; diese aber gehört zu den älteren. Im
Lichte gehet die Carnation ins Violettliche, an der Grenze
der Formen und Flächen fehlt die Leichtigkeit der Meisterhand,
in der Modellirung das Mark. Endlich verräth der Kupfer-
stich des Larmessin, nach dem Exemplare der Gallerie Orleans,
eine gewisse raphaelische Milde, welche doch nicht wohl dieses
mäßigen Kupferstechers Zugabe seyn kann, und die Vermu-
thung, daß eben das letzte das Original, jenes florentinische
eine höchst meisterhafte Copie sey, fast zur Gewißheit er-
hebt **). Ueber die Darstellung an sich selbst ist die Be-
merkung des Vasari ganz beachtenswerth. Er sagt, es zeige:
un Cristo a uso di Giove, Christus nach Art Jupiters. In
der That gleicht dieser Christus, wenn nicht Gott der Vater
gemeint ist, manchem Jupiter der Antikensammlungen. Wir

*) Felsina pittrice, vita di Francesco Francia, gegen das Ende.
**) Quatremere l. c. läßt es auf sich beruhen, ob das Bild der
Gallerie Pitti, oder das andere, dem er jedoch mehr Glauben beyzumes-
sen scheint, das Original sey.

muͤſſen, welche nach Malvaſia *), ſchon im Jahre 1510 be-
zahlt worden, alſo nothwendig um etwas aͤlter iſt. Zu Bo-
logna
iſt dieſes kleine Bild nun laͤngſt nicht mehr aufzufinden;
Einige halten das Exemplar der Gallerie Pitti fuͤr das Ori-
ginal; andere beguͤnſtigen die Replik, welche waͤhrend der
Revolution aus der Gallerie Orleans nach England ſich ver-
loren hat. Das florentiniſche Exemplar iſt aͤußerſt praͤcis
und correct, doch fuͤrchte ich, daß es von einem jener in
neueren Zeiten zu ſehr vernachlaͤſſigten Bologneſer der Mitte
des ſechzehnten Jahrhunderts gemalt ſey. Denn in der Faͤr-
bung iſt unſtreitig Vieles moderner, als ſelbſt die ſpaͤteſten
Arbeiten Raphaels; dieſe aber gehoͤrt zu den aͤlteren. Im
Lichte gehet die Carnation ins Violettliche, an der Grenze
der Formen und Flaͤchen fehlt die Leichtigkeit der Meiſterhand,
in der Modellirung das Mark. Endlich verraͤth der Kupfer-
ſtich des Larmeſſin, nach dem Exemplare der Gallerie Orleans,
eine gewiſſe raphaeliſche Milde, welche doch nicht wohl dieſes
maͤßigen Kupferſtechers Zugabe ſeyn kann, und die Vermu-
thung, daß eben das letzte das Original, jenes florentiniſche
eine hoͤchſt meiſterhafte Copie ſey, faſt zur Gewißheit er-
hebt **). Ueber die Darſtellung an ſich ſelbſt iſt die Be-
merkung des Vaſari ganz beachtenswerth. Er ſagt, es zeige:
un Cristo a uso di Giove, Chriſtus nach Art Jupiters. In
der That gleicht dieſer Chriſtus, wenn nicht Gott der Vater
gemeint iſt, manchem Jupiter der Antikenſammlungen. Wir

*) Felsina pittrice, vita di Francesco Francia, gegen das Ende.
**) Quatremère l. c. läßt es auf ſich beruhen, ob das Bild der
Gallerie Pitti, oder das andere, dem er jedoch mehr Glauben beyzumeſ-
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[119/0141] muͤſſen, welche nach Malvaſia *), ſchon im Jahre 1510 be- zahlt worden, alſo nothwendig um etwas aͤlter iſt. Zu Bo- logna iſt dieſes kleine Bild nun laͤngſt nicht mehr aufzufinden; Einige halten das Exemplar der Gallerie Pitti fuͤr das Ori- ginal; andere beguͤnſtigen die Replik, welche waͤhrend der Revolution aus der Gallerie Orleans nach England ſich ver- loren hat. Das florentiniſche Exemplar iſt aͤußerſt praͤcis und correct, doch fuͤrchte ich, daß es von einem jener in neueren Zeiten zu ſehr vernachlaͤſſigten Bologneſer der Mitte des ſechzehnten Jahrhunderts gemalt ſey. Denn in der Faͤr- bung iſt unſtreitig Vieles moderner, als ſelbſt die ſpaͤteſten Arbeiten Raphaels; dieſe aber gehoͤrt zu den aͤlteren. Im Lichte gehet die Carnation ins Violettliche, an der Grenze der Formen und Flaͤchen fehlt die Leichtigkeit der Meiſterhand, in der Modellirung das Mark. Endlich verraͤth der Kupfer- ſtich des Larmeſſin, nach dem Exemplare der Gallerie Orleans, eine gewiſſe raphaeliſche Milde, welche doch nicht wohl dieſes maͤßigen Kupferſtechers Zugabe ſeyn kann, und die Vermu- thung, daß eben das letzte das Original, jenes florentiniſche eine hoͤchſt meiſterhafte Copie ſey, faſt zur Gewißheit er- hebt **). Ueber die Darſtellung an ſich ſelbſt iſt die Be- merkung des Vaſari ganz beachtenswerth. Er ſagt, es zeige: un Cristo a uso di Giove, Chriſtus nach Art Jupiters. In der That gleicht dieſer Chriſtus, wenn nicht Gott der Vater gemeint iſt, manchem Jupiter der Antikenſammlungen. Wir *) Felsina pittrice, vita di Francesco Francia, gegen das Ende. **) Quatremère l. c. läßt es auf ſich beruhen, ob das Bild der Gallerie Pitti, oder das andere, dem er jedoch mehr Glauben beyzumeſ- ſen ſcheint, das Original ſey.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/141>, abgerufen am 24.11.2024.