schlechthin: Madonna. Daß Vasari an jener Stelle die Jardiniere bezeichnet habe, ist eine Vermuthung des Mariette, welche Bottari in den Künstlerbriefen bekannt gemacht. Mariette wollte Kunde besitzen, daß Franz I. dieses Bild von sienesischen Verkäufern er- standen habe, und schloß daraus (doch etwas verwe- gen), es sey dasselbe, welches Vasari als von Ridolfo beendigt leichthin erwähnt. Bekanntlich wird die ra- phaelische Abkunft der Jardiniere in Zweifel gezo- gen, hat man neuerlich ein Duplicat aufgefunden, wel- ches vorzüglicher seyn soll, worüber nur an der Stelle zu entscheiden ist. Unter allen Umständen enthält das Werk des Vasari keine Zeugnisse für d[i]e Aechtheit des einen oder des andern Duplicats. -- Ueberhaupt be- fürchte ich, daß Hr. Q. sein Studiun dieses wichti- gen Schriftstellers darauf eingeschränk[t] habe, die Le- bensbeschreibung des Raphael zu dur[c]hblättern, weil er (p. 130. Anm.) behauptet, daß [V]asari der soge- nannten Madonna Franz I. gar nicht erwähne. Im Leben Raphaels freylich nicht; doch wohl im Leben des Giulio Romano, dem Vasari de[n] größten Theil der Ausführung dieses Bildes beymißt, worin er wahr- scheinlich den mündlichen Mittheilunger des Giulio ge- folgt ist.
In Ansehung des Bildnisses aus dem Hause Al- toviti giebt sich der Verfasser der Ausl[e]gung des Mis- sirini ganz ohne Einschränkung hin. [W]eder Missirini, noch Wikar, dem die neue Conjectur eigentlich ange-
ſchlechthin: Madonna. Daß Vaſari an jener Stelle die Jardinière bezeichnet habe, iſt eine Vermuthung des Mariette, welche Bottari in den Künſtlerbriefen bekannt gemacht. Mariette wollte Kunde beſitzen, daß Franz I. dieſes Bild von ſieneſiſchen Verkäufern er- ſtanden habe, und ſchloß daraus (doch etwas verwe- gen), es ſey daſſelbe, welches Vaſari als von Ridolfo beendigt leichthin erwähnt. Bekanntlich wird die ra- phaeliſche Abkunft der Jardinière in Zweifel gezo- gen, hat man neuerlich ein Duplicat aufgefunden, wel- ches vorzüglicher ſeyn ſoll, worüber nur an der Stelle zu entſcheiden iſt. Unter allen Umſtänden enthält das Werk des Vaſari keine Zeugniſſe für d[i]e Aechtheit des einen oder des andern Duplicats. — Ueberhaupt be- fürchte ich, daß Hr. Q. ſein Studiun dieſes wichti- gen Schriftſtellers darauf eingeſchränk[t] habe, die Le- bensbeſchreibung des Raphael zu dur[c]hblättern, weil er (p. 130. Anm.) behauptet, daß [V]aſari der ſoge- nannten Madonna Franz I. gar nicht erwähne. Im Leben Raphaels freylich nicht; doch wohl im Leben des Giulio Romano, dem Vaſari de[n] größten Theil der Ausführung dieſes Bildes beymißt, worin er wahr- ſcheinlich den mündlichen Mittheilunger des Giulio ge- folgt iſt.
In Anſehung des Bildniſſes aus dem Hauſe Al- toviti giebt ſich der Verfaſſer der Ausl[e]gung des Miſ- ſirini ganz ohne Einſchränkung hin. [W]eder Miſſirini, noch Wikar, dem die neue Conjectur eigentlich ange-
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[VIII/0014]
ſchlechthin: Madonna. Daß Vaſari an jener Stelle
die Jardinière bezeichnet habe, iſt eine Vermuthung
des Mariette, welche Bottari in den Künſtlerbriefen
bekannt gemacht. Mariette wollte Kunde beſitzen, daß
Franz I. dieſes Bild von ſieneſiſchen Verkäufern er-
ſtanden habe, und ſchloß daraus (doch etwas verwe-
gen), es ſey daſſelbe, welches Vaſari als von Ridolfo
beendigt leichthin erwähnt. Bekanntlich wird die ra-
phaeliſche Abkunft der Jardinière in Zweifel gezo-
gen, hat man neuerlich ein Duplicat aufgefunden, wel-
ches vorzüglicher ſeyn ſoll, worüber nur an der Stelle
zu entſcheiden iſt. Unter allen Umſtänden enthält das
Werk des Vaſari keine Zeugniſſe für die Aechtheit des
einen oder des andern Duplicats. — Ueberhaupt be-
fürchte ich, daß Hr. Q. ſein Studiun dieſes wichti-
gen Schriftſtellers darauf eingeſchränkt habe, die Le-
bensbeſchreibung des Raphael zu durchblättern, weil
er (p. 130. Anm.) behauptet, daß Vaſari der ſoge-
nannten Madonna Franz I. gar nicht erwähne. Im
Leben Raphaels freylich nicht; doch wohl im Leben
des Giulio Romano, dem Vaſari den größten Theil
der Ausführung dieſes Bildes beymißt, worin er wahr-
ſcheinlich den mündlichen Mittheilunger des Giulio ge-
folgt iſt.
In Anſehung des Bildniſſes aus dem Hauſe Al-
toviti giebt ſich der Verfaſſer der Auslegung des Miſ-
ſirini ganz ohne Einſchränkung hin. Weder Miſſirini,
noch Wikar, dem die neue Conjectur eigentlich ange-
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/14>, abgerufen am 16.02.2025.
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