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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

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Vasari hat er nicht studirt, wie es nöthig ist, um zu
unterscheiden, wo er meldet, wo nur schwatzt, wo er
weiß, wo nur vermuthet. Im Allgemeinen setzt er in
dessen Angaben eine Zuverlässigkeit voraus, welche man,
ehe sie erprobt ist, denselben nirgend einräumen darf.
Zudem folgt er mit blindem Glauben den neueren ita-
lienischen Schriftstellern, unter diesen besonders den
Entscheidungen des Lanzi. Auf eine sehr zweydeutige
Stelle in dessen Kunstgeschichte, auf eine Note der
modernen Editoren des Vasari, stützt er die Angabe:
das Bild im Hause des Marchese Rinuccini sey das-
selbe, welches Raphael für den Canigiani gemalt
habe; des Münchener Bildes erwähnt er gar nicht,
entweder weil er davon keine Kunde erlangt hatte,
oder weil er die Sache für abgemacht hielt. Doch
wird seine historische Strenge besonders durch den Um-
stand verdächtig daß der Verf. für die Angabe, die
bekannte Jardiniere sey für Siena gemalt, den Va-
sari
citirt, welcher die Jardiniere so wenig gekannt
zu haben scheint, als die übrigen frühe nach Frankreich
gelangten Bilder von Raphael, oder doch in Raphaels
Geschmack. Na[ch] des Vf. eigener Definition (p. 135.),
der ich beypflich[ - 1 Zeichen fehlt]e, versteht Vasari überall bey dem
Worte, Madonna, ein Brustbild der Jungfrau mit
dem Kinde. J[e]nes Bild aber für Siena nennt er
sowohl im Lebe[n] Raphaels, als in dem anderen des
Ridolfo Ghirla[n]dajo (welchem letzten Vasari höchst
wahrscheinlich d[ - 1 Zeichen fehlt]e Notiz von diesem Bilde verdankt),

Vaſari hat er nicht ſtudirt, wie es nöthig iſt, um zu
unterſcheiden, wo er meldet, wo nur ſchwatzt, wo er
weiß, wo nur vermuthet. Im Allgemeinen ſetzt er in
deſſen Angaben eine Zuverläſſigkeit voraus, welche man,
ehe ſie erprobt iſt, denſelben nirgend einräumen darf.
Zudem folgt er mit blindem Glauben den neueren ita-
lieniſchen Schriftſtellern, unter dieſen beſonders den
Entſcheidungen des Lanzi. Auf eine ſehr zweydeutige
Stelle in deſſen Kunſtgeſchichte, auf eine Note der
modernen Editoren des Vaſari, ſtützt er die Angabe:
das Bild im Hauſe des Marcheſe Rinuccini ſey daſ-
ſelbe, welches Raphael für den Canigiani gemalt
habe; des Münchener Bildes erwähnt er gar nicht,
entweder weil er davon keine Kunde erlangt hatte,
oder weil er die Sache für abgemacht hielt. Doch
wird ſeine hiſtoriſche Strenge beſonders durch den Um-
ſtand verdächtig daß der Verf. für die Angabe, die
bekannte Jardinière ſey für Siena gemalt, den Va-
ſari
citirt, welcher die Jardinière ſo wenig gekannt
zu haben ſcheint, als die übrigen frühe nach Frankreich
gelangten Bilder von Raphael, oder doch in Raphaels
Geſchmack. Na[ch] des Vf. eigener Definition (p. 135.),
der ich beypflich[ – 1 Zeichen fehlt]e, verſteht Vaſari überall bey dem
Worte, Madonna, ein Bruſtbild der Jungfrau mit
dem Kinde. J[e]nes Bild aber für Siena nennt er
ſowohl im Lebe[n] Raphaels, als in dem anderen des
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[VII/0013] Vaſari hat er nicht ſtudirt, wie es nöthig iſt, um zu unterſcheiden, wo er meldet, wo nur ſchwatzt, wo er weiß, wo nur vermuthet. Im Allgemeinen ſetzt er in deſſen Angaben eine Zuverläſſigkeit voraus, welche man, ehe ſie erprobt iſt, denſelben nirgend einräumen darf. Zudem folgt er mit blindem Glauben den neueren ita- lieniſchen Schriftſtellern, unter dieſen beſonders den Entſcheidungen des Lanzi. Auf eine ſehr zweydeutige Stelle in deſſen Kunſtgeſchichte, auf eine Note der modernen Editoren des Vaſari, ſtützt er die Angabe: das Bild im Hauſe des Marcheſe Rinuccini ſey daſ- ſelbe, welches Raphael für den Canigiani gemalt habe; des Münchener Bildes erwähnt er gar nicht, entweder weil er davon keine Kunde erlangt hatte, oder weil er die Sache für abgemacht hielt. Doch wird ſeine hiſtoriſche Strenge beſonders durch den Um- ſtand verdächtig daß der Verf. für die Angabe, die bekannte Jardinière ſey für Siena gemalt, den Va- ſari citirt, welcher die Jardinière ſo wenig gekannt zu haben ſcheint, als die übrigen frühe nach Frankreich gelangten Bilder von Raphael, oder doch in Raphaels Geſchmack. Nach des Vf. eigener Definition (p. 135.), der ich beypflich_e, verſteht Vaſari überall bey dem Worte, Madonna, ein Bruſtbild der Jungfrau mit dem Kinde. Jenes Bild aber für Siena nennt er ſowohl im Leben Raphaels, als in dem anderen des Ridolfo Ghirlandajo (welchem letzten Vaſari höchſt wahrſcheinlich d_e Notiz von dieſem Bilde verdankt),

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/13>, abgerufen am 21.11.2024.