auch in dieser Beziehung für unverbesserlich und wünschens- werth halten wollen, doch keinesweges um deren Wiederher- stellung zu thun. Wie würde auch so Vieles, welches in den Kunstbestrebungen unserer Tage bey scheinbar entschiedenem Gegensatze doch gleichmäßig krankhaft und erfolglos ist, wie würde die vorwaltende Neigung einseitigen Begriffen nachzu- grübeln und subjectiven Stimmungen sich hinzugeben, mit je- ner praktischen Rüstigkeit der mittelalterlichen Malerbuden *) zu vereinigen seyn?
Diese äußeren Verhältnisse hemmten den Fortschritt der Künstler zu mehrseitiger Geistesbildung, besonders zu jener voll- ständigen Durchdringung und Aneignung der Gesetze des sich Gestaltens und Erscheinens, welche die vollendete Darstellung, genau genommen selbst die durchgebildete, deutliche Anschau- ung ihrer Gegenstände, unumgänglich erheischt. Hingegen ward die, nicht minder wünschenswerthe Entwickelung des Stylge- fühles bey den Malern, wie besonders bey den Bildnern durch Abwesenheit sicherer architectonischer Grundlagen, wenn nicht durchaus gehemmt, doch verkümmert und aufgehalten.
Diejenige Eigenschaft vortrefflicher Kunstwerke, welche ich Styl nenne, und in den einleitenden Untersuchungen sowohl vom Gegenstande, als von dessen Darstellung (sogar vom äußerlichst Technischen) abgesondert und für sich betrachtet habe, beruhet, wie wir uns entsinnen, theils auf einem fein gebil- deten Gefühle für die Schönheit räumlicher Verhältnisse, des- sen Anwendung nicht unmittelbar vom Gegenstande geboten wird, also meist in der Willkühr des Künstlers liegt; theils aber auch auf Kenntniß und Berücksichtigung der Foderungen
auch in dieſer Beziehung fuͤr unverbeſſerlich und wuͤnſchens- werth halten wollen, doch keinesweges um deren Wiederher- ſtellung zu thun. Wie wuͤrde auch ſo Vieles, welches in den Kunſtbeſtrebungen unſerer Tage bey ſcheinbar entſchiedenem Gegenſatze doch gleichmaͤßig krankhaft und erfolglos iſt, wie wuͤrde die vorwaltende Neigung einſeitigen Begriffen nachzu- gruͤbeln und ſubjectiven Stimmungen ſich hinzugeben, mit je- ner praktiſchen Ruͤſtigkeit der mittelalterlichen Malerbuden *) zu vereinigen ſeyn?
Dieſe aͤußeren Verhaͤltniſſe hemmten den Fortſchritt der Kuͤnſtler zu mehrſeitiger Geiſtesbildung, beſonders zu jener voll- ſtaͤndigen Durchdringung und Aneignung der Geſetze des ſich Geſtaltens und Erſcheinens, welche die vollendete Darſtellung, genau genommen ſelbſt die durchgebildete, deutliche Anſchau- ung ihrer Gegenſtaͤnde, unumgaͤnglich erheiſcht. Hingegen ward die, nicht minder wuͤnſchenswerthe Entwickelung des Stylge- fuͤhles bey den Malern, wie beſonders bey den Bildnern durch Abweſenheit ſicherer architectoniſcher Grundlagen, wenn nicht durchaus gehemmt, doch verkuͤmmert und aufgehalten.
Diejenige Eigenſchaft vortrefflicher Kunſtwerke, welche ich Styl nenne, und in den einleitenden Unterſuchungen ſowohl vom Gegenſtande, als von deſſen Darſtellung (ſogar vom aͤußerlichſt Techniſchen) abgeſondert und fuͤr ſich betrachtet habe, beruhet, wie wir uns entſinnen, theils auf einem fein gebil- deten Gefuͤhle fuͤr die Schoͤnheit raͤumlicher Verhaͤltniſſe, deſ- ſen Anwendung nicht unmittelbar vom Gegenſtande geboten wird, alſo meiſt in der Willkuͤhr des Kuͤnſtlers liegt; theils aber auch auf Kenntniß und Beruͤckſichtigung der Foderungen
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auch in dieſer Beziehung fuͤr unverbeſſerlich und wuͤnſchens-
werth halten wollen, doch keinesweges um deren Wiederher-
ſtellung zu thun. Wie wuͤrde auch ſo Vieles, welches in den
Kunſtbeſtrebungen unſerer Tage bey ſcheinbar entſchiedenem
Gegenſatze doch gleichmaͤßig krankhaft und erfolglos iſt, wie
wuͤrde die vorwaltende Neigung einſeitigen Begriffen nachzu-
gruͤbeln und ſubjectiven Stimmungen ſich hinzugeben, mit je-
ner praktiſchen Ruͤſtigkeit der mittelalterlichen Malerbuden *)
zu vereinigen ſeyn?
Dieſe aͤußeren Verhaͤltniſſe hemmten den Fortſchritt der
Kuͤnſtler zu mehrſeitiger Geiſtesbildung, beſonders zu jener voll-
ſtaͤndigen Durchdringung und Aneignung der Geſetze des ſich
Geſtaltens und Erſcheinens, welche die vollendete Darſtellung,
genau genommen ſelbſt die durchgebildete, deutliche Anſchau-
ung ihrer Gegenſtaͤnde, unumgaͤnglich erheiſcht. Hingegen ward
die, nicht minder wuͤnſchenswerthe Entwickelung des Stylge-
fuͤhles bey den Malern, wie beſonders bey den Bildnern durch
Abweſenheit ſicherer architectoniſcher Grundlagen, wenn nicht
durchaus gehemmt, doch verkuͤmmert und aufgehalten.
Diejenige Eigenſchaft vortrefflicher Kunſtwerke, welche ich
Styl nenne, und in den einleitenden Unterſuchungen ſowohl
vom Gegenſtande, als von deſſen Darſtellung (ſogar vom
aͤußerlichſt Techniſchen) abgeſondert und fuͤr ſich betrachtet habe,
beruhet, wie wir uns entſinnen, theils auf einem fein gebil-
deten Gefuͤhle fuͤr die Schoͤnheit raͤumlicher Verhaͤltniſſe, deſ-
ſen Anwendung nicht unmittelbar vom Gegenſtande geboten
wird, alſo meiſt in der Willkuͤhr des Kuͤnſtlers liegt; theils
aber auch auf Kenntniß und Beruͤckſichtigung der Foderungen
*) botteghe; S. Vaſari, die Novelliſten und A.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/422>, abgerufen am 25.11.2024.
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