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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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gemacht seyn, ob einige halberhobene Arbeiken von mäßiger
Güte am Fußgestelle des Thurmes der florentinischen Dom-
kirche wirklich dessen Jugendarbeiten sind, wie jener Schrift-
steller behauptet. Vielleicht gehören sie dem Maso di Barto-
lommeo
, da sie in manchen Dingen mehr mit den Füllungen
an der Vorseite des Thores der Sacristey, als mit den be-
kannteren Arbeiten des della Robbia übereinzustimmen scheinen.

Indeß hatte Luca, wie ich schon angedeutet habe, frühe
von der Bearbeitung des Marmors und Erzes sich zu jenen
eigenthümlichen Arbeiten in Erde gewendet, welche in Tos-
cana
, wo sie häufig vorkommen, den generellen Namen: terre
della Robbia,
erhalten haben. An den Thürstücken der bei-
den Sacristeygemächer des florentinischen Domes besitzen wir
Probestücke der Art, wie Luca solche Erden selbst behandelte;
indeß dürfte es schwer seyn, von dem Charakter dieser beiden
nicht ausgezeichneten Arbeiten auf Solches zu schließen, so un-
ter den vorkommenden gebrannten und verglaseten Erden das
Werk seiner Hände sey, da der Schmelz unumgänglich den
Aufdruck der Originalität verwischen mußte. Der Erfindung
nach möchten die schönen Runde mit einzelnen allegorischen
Figuren im Hofe der Villa der berühmten Sängerin Catalani
(sonst Panciatici auf dem Wege nach Bologna, etwa eine
Miglie von dem florentinischen Thore s. Gallo) unserem Luca
angehören, da sie lebhaft an die hocherhobenen Arbeiten un-
ter der Orgel erinnern. Andere gebrannte Erden *) nähern

*) Nach Vasari machte er selbst die Madonna mit einigen
Engeln über der Thüre von s. Piero Buonconsiglio, am alten
Markte zu Florenz. Ich glaube, daß er richtig gesehn, weil Auf-
fassung und Behandlung den Arbeiten des Luca und überhaupt der
älteren, schlankeren Manier verwandt ist. Im palazzo vecchio,

gemacht ſeyn, ob einige halberhobene Arbeiken von maͤßiger
Guͤte am Fußgeſtelle des Thurmes der florentiniſchen Dom-
kirche wirklich deſſen Jugendarbeiten ſind, wie jener Schrift-
ſteller behauptet. Vielleicht gehoͤren ſie dem Maſo di Barto-
lommeo
, da ſie in manchen Dingen mehr mit den Fuͤllungen
an der Vorſeite des Thores der Sacriſtey, als mit den be-
kannteren Arbeiten des della Robbia uͤbereinzuſtimmen ſcheinen.

Indeß hatte Luca, wie ich ſchon angedeutet habe, fruͤhe
von der Bearbeitung des Marmors und Erzes ſich zu jenen
eigenthuͤmlichen Arbeiten in Erde gewendet, welche in Tos-
cana
, wo ſie haͤufig vorkommen, den generellen Namen: terre
della Robbia,
erhalten haben. An den Thuͤrſtuͤcken der bei-
den Sacriſteygemaͤcher des florentiniſchen Domes beſitzen wir
Probeſtuͤcke der Art, wie Luca ſolche Erden ſelbſt behandelte;
indeß duͤrfte es ſchwer ſeyn, von dem Charakter dieſer beiden
nicht ausgezeichneten Arbeiten auf Solches zu ſchließen, ſo un-
ter den vorkommenden gebrannten und verglaſeten Erden das
Werk ſeiner Haͤnde ſey, da der Schmelz unumgaͤnglich den
Aufdruck der Originalitaͤt verwiſchen mußte. Der Erfindung
nach moͤchten die ſchoͤnen Runde mit einzelnen allegoriſchen
Figuren im Hofe der Villa der beruͤhmten Saͤngerin Catalani
(ſonſt Panciatici auf dem Wege nach Bologna, etwa eine
Miglie von dem florentiniſchen Thore ſ. Gallo) unſerem Luca
angehoͤren, da ſie lebhaft an die hocherhobenen Arbeiten un-
ter der Orgel erinnern. Andere gebrannte Erden *) naͤhern

*) Nach Vaſari machte er ſelbſt die Madonna mit einigen
Engeln uͤber der Thuͤre von ſ. Piero Buonconſiglio, am alten
Markte zu Florenz. Ich glaube, daß er richtig geſehn, weil Auf-
faſſung und Behandlung den Arbeiten des Luca und uͤberhaupt der
aͤlteren, ſchlankeren Manier verwandt iſt. Im palazzo vecchio,
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[294/0312] gemacht ſeyn, ob einige halberhobene Arbeiken von maͤßiger Guͤte am Fußgeſtelle des Thurmes der florentiniſchen Dom- kirche wirklich deſſen Jugendarbeiten ſind, wie jener Schrift- ſteller behauptet. Vielleicht gehoͤren ſie dem Maſo di Barto- lommeo, da ſie in manchen Dingen mehr mit den Fuͤllungen an der Vorſeite des Thores der Sacriſtey, als mit den be- kannteren Arbeiten des della Robbia uͤbereinzuſtimmen ſcheinen. Indeß hatte Luca, wie ich ſchon angedeutet habe, fruͤhe von der Bearbeitung des Marmors und Erzes ſich zu jenen eigenthuͤmlichen Arbeiten in Erde gewendet, welche in Tos- cana, wo ſie haͤufig vorkommen, den generellen Namen: terre della Robbia, erhalten haben. An den Thuͤrſtuͤcken der bei- den Sacriſteygemaͤcher des florentiniſchen Domes beſitzen wir Probeſtuͤcke der Art, wie Luca ſolche Erden ſelbſt behandelte; indeß duͤrfte es ſchwer ſeyn, von dem Charakter dieſer beiden nicht ausgezeichneten Arbeiten auf Solches zu ſchließen, ſo un- ter den vorkommenden gebrannten und verglaſeten Erden das Werk ſeiner Haͤnde ſey, da der Schmelz unumgaͤnglich den Aufdruck der Originalitaͤt verwiſchen mußte. Der Erfindung nach moͤchten die ſchoͤnen Runde mit einzelnen allegoriſchen Figuren im Hofe der Villa der beruͤhmten Saͤngerin Catalani (ſonſt Panciatici auf dem Wege nach Bologna, etwa eine Miglie von dem florentiniſchen Thore ſ. Gallo) unſerem Luca angehoͤren, da ſie lebhaft an die hocherhobenen Arbeiten un- ter der Orgel erinnern. Andere gebrannte Erden *) naͤhern *) Nach Vaſari machte er ſelbſt die Madonna mit einigen Engeln uͤber der Thuͤre von ſ. Piero Buonconſiglio, am alten Markte zu Florenz. Ich glaube, daß er richtig geſehn, weil Auf- faſſung und Behandlung den Arbeiten des Luca und uͤberhaupt der aͤlteren, ſchlankeren Manier verwandt iſt. Im palazzo vecchio,

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/312>, abgerufen am 20.05.2024.