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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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sich seiner Weise mehr und minder. Ich erinnere hier, daß
man in Florenz dafür hält, daß Luca in solchen Kunstarbei-
ten keine buntfarbige Gründe angebracht habe; eine Meinung,
welche durch oben berührte Verstiftung des Thürstückes der
zweyten Sacristey des Domes (S. Belege) hinreichend wie-
derlegt wird. Die späteren Arbeiten dieser Art, welche bis
um das Jahr 1530. nicht selten mit den seinigen wetteifern,
unterscheiden sich durch den Aufdruck der fortschreitenden Zeit
und bisweilen selbst durch ihre Manier und Auffassung *).


sala de' Giglj, sind zwey Madonnen, die eine in ganzer Figur die
schönere. -- In der co. della misericordia, das Altarblatt mit treff-
lichem Gtadino; wohl etwas neuer als Luca. -- Im Hause Mozzi,
Cherubköpfe, wohl Bruchstücke, auch andere neuere gebrannte Er-
den -- bey Sre Antonio Capacci, drey verschiedene Stücke, welche
jedoch einer neueren Epoche anzugehören das Ansehn haben. -- In
sti Apostoli die Kappelle Acciajuoli, links vom Hauptaltar. -- Auch
die Arbeiten am Gewölbe der Kappelle s. Jacopo der Kirche s.
Miniato a Monte, welche Vasari besonders bewunderte, so wie an-
dere in der Kappelle der Pazzi im großen Kreuzgange des Klosters
sta Croce sind, wie die übrigen zu Florenz vorhandenen, sämmtlich
noch in gutem Stande. -- In sta Maria nuova, zu Florenz, in der
Kappelle s. Ansano auf dem Wege nach Fiesole und an unzähligen
Orten finden sich ältere und neuere Arbeiten dieser Art.
*) Von Andrea (nach Vasari, der in seiner Kindheit ihn ge-
sehn und sprechen gehört, wäre er der Neffe des Luca) sind die
hübschen Wickelkinder im Porticus des Findelhauses und die Figu-
ren der loggia di S. Paolo, beide zu Florenz. Von ihm selbst
(wenn er erst im Jahre 1528. gestorben ist) oder von seinem
Sohne Luca, welcher nach Vasari ebenfalls in diesen Arbeiten seine
Stärke besaß, könnten einige Arbeiten beschafft seyn, deren eine, zu
Fiesole, in der Kappelle des Seminarii, Madonna, Engel, welche
sie krönen vier Hll. mit der Aufschrift: Gulielmus de Folchis eps
Fesulanus fieri fecit anno dni MDXX.;
die andere zu Florenz,
Madonna dell' assunta, in capo della via dell' Ariento mit dem

ſich ſeiner Weiſe mehr und minder. Ich erinnere hier, daß
man in Florenz dafuͤr haͤlt, daß Luca in ſolchen Kunſtarbei-
ten keine buntfarbige Gruͤnde angebracht habe; eine Meinung,
welche durch oben beruͤhrte Verſtiftung des Thuͤrſtuͤckes der
zweyten Sacriſtey des Domes (S. Belege) hinreichend wie-
derlegt wird. Die ſpaͤteren Arbeiten dieſer Art, welche bis
um das Jahr 1530. nicht ſelten mit den ſeinigen wetteifern,
unterſcheiden ſich durch den Aufdruck der fortſchreitenden Zeit
und bisweilen ſelbſt durch ihre Manier und Auffaſſung *).


sala de’ Giglj, ſind zwey Madonnen, die eine in ganzer Figur die
ſchoͤnere. — In der co. della misericordia, das Altarblatt mit treff-
lichem Gtadino; wohl etwas neuer als Luca. — Im Hauſe Mozzi,
Cherubkoͤpfe, wohl Bruchſtuͤcke, auch andere neuere gebrannte Er-
den — bey Sre Antonio Capacci, drey verſchiedene Stuͤcke, welche
jedoch einer neueren Epoche anzugehoͤren das Anſehn haben. — In
ſti Apoſtoli die Kappelle Acciajuoli, links vom Hauptaltar. — Auch
die Arbeiten am Gewoͤlbe der Kappelle ſ. Jacopo der Kirche ſ.
Miniato a Monte, welche Vaſari beſonders bewunderte, ſo wie an-
dere in der Kappelle der Pazzi im großen Kreuzgange des Kloſters
ſta Croce ſind, wie die uͤbrigen zu Florenz vorhandenen, ſaͤmmtlich
noch in gutem Stande. — In sta Maria nuova, zu Florenz, in der
Kappelle ſ. Anſano auf dem Wege nach Fieſole und an unzaͤhligen
Orten finden ſich aͤltere und neuere Arbeiten dieſer Art.
*) Von Andrea (nach Vaſari, der in ſeiner Kindheit ihn ge-
ſehn und ſprechen gehoͤrt, waͤre er der Neffe des Luca) ſind die
huͤbſchen Wickelkinder im Porticus des Findelhauſes und die Figu-
ren der loggia di S. Paolo, beide zu Florenz. Von ihm ſelbſt
(wenn er erſt im Jahre 1528. geſtorben iſt) oder von ſeinem
Sohne Luca, welcher nach Vaſari ebenfalls in dieſen Arbeiten ſeine
Staͤrke beſaß, koͤnnten einige Arbeiten beſchafft ſeyn, deren eine, zu
Fieſole, in der Kappelle des Seminarii, Madonna, Engel, welche
ſie kroͤnen vier Hll. mit der Aufſchrift: Gulielmus de Folchis eps
Fesulanus fieri fecit anno dni MDXX.;
die andere zu Florenz,
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[295/0313] ſich ſeiner Weiſe mehr und minder. Ich erinnere hier, daß man in Florenz dafuͤr haͤlt, daß Luca in ſolchen Kunſtarbei- ten keine buntfarbige Gruͤnde angebracht habe; eine Meinung, welche durch oben beruͤhrte Verſtiftung des Thuͤrſtuͤckes der zweyten Sacriſtey des Domes (S. Belege) hinreichend wie- derlegt wird. Die ſpaͤteren Arbeiten dieſer Art, welche bis um das Jahr 1530. nicht ſelten mit den ſeinigen wetteifern, unterſcheiden ſich durch den Aufdruck der fortſchreitenden Zeit und bisweilen ſelbſt durch ihre Manier und Auffaſſung *). *) *) Von Andrea (nach Vaſari, der in ſeiner Kindheit ihn ge- ſehn und ſprechen gehoͤrt, waͤre er der Neffe des Luca) ſind die huͤbſchen Wickelkinder im Porticus des Findelhauſes und die Figu- ren der loggia di S. Paolo, beide zu Florenz. Von ihm ſelbſt (wenn er erſt im Jahre 1528. geſtorben iſt) oder von ſeinem Sohne Luca, welcher nach Vaſari ebenfalls in dieſen Arbeiten ſeine Staͤrke beſaß, koͤnnten einige Arbeiten beſchafft ſeyn, deren eine, zu Fieſole, in der Kappelle des Seminarii, Madonna, Engel, welche ſie kroͤnen vier Hll. mit der Aufſchrift: Gulielmus de Folchis eps Fesulanus fieri fecit anno dni MDXX.; die andere zu Florenz, Madonna dell’ assunta, in capo della via dell’ Ariento mit dem *) sala de’ Giglj, ſind zwey Madonnen, die eine in ganzer Figur die ſchoͤnere. — In der co. della misericordia, das Altarblatt mit treff- lichem Gtadino; wohl etwas neuer als Luca. — Im Hauſe Mozzi, Cherubkoͤpfe, wohl Bruchſtuͤcke, auch andere neuere gebrannte Er- den — bey Sre Antonio Capacci, drey verſchiedene Stuͤcke, welche jedoch einer neueren Epoche anzugehoͤren das Anſehn haben. — In ſti Apoſtoli die Kappelle Acciajuoli, links vom Hauptaltar. — Auch die Arbeiten am Gewoͤlbe der Kappelle ſ. Jacopo der Kirche ſ. Miniato a Monte, welche Vaſari beſonders bewunderte, ſo wie an- dere in der Kappelle der Pazzi im großen Kreuzgange des Kloſters ſta Croce ſind, wie die uͤbrigen zu Florenz vorhandenen, ſaͤmmtlich noch in gutem Stande. — In sta Maria nuova, zu Florenz, in der Kappelle ſ. Anſano auf dem Wege nach Fieſole und an unzaͤhligen Orten finden ſich aͤltere und neuere Arbeiten dieſer Art.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/313>, abgerufen am 17.05.2024.