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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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sehr neue Zeit hinab fortgepflanzt haben. Auch die übrigen
Personificationen, besonders der Friede, (eine bequem hinge-
lehnte Figur in weißem, ungegürtetem, faltenreichem Gewande,
welche in der rechten einen Kranz und Oelzweig hält) dürften
ursprünglich antik seyn. Hingegen gehört die etwas unregel-
mäßige Anordnung, die Zeichnung der Geräthe, wie endlich
auch die Gestalt des Herrschers ganz der Zeit und Erfindung
des Künstlers, welcher am Saume dieses Bildes seinen Na-
men angebracht hat, wie folgt:

AMBROSIUS LAURENTII DE SENIS HIC
PINXIT UTRINQUE.

Ich bringe in Erinnerung, daß diese Mauergemälde auf
wohlgeglättetem Gypsgrunde a tempera gemalt sind, wie an
den Stellen, wo die Farbe durch wiederholtes Herabfegen des
Staubes abgeblättert worden, ganz deutlich am Tage liegt. --
Vielleicht dient es Einigen zur Beruhigung, zu erfahren, wann
diese Gemälde vollbracht und wie sie belohnt worden; hier
sind die Zahlungen, welche sich noch vorfinden *).

Obwohl nicht ausdrücklich angegeben ist, welche Arbeit
jedesmal bezahlt worden; so vermuthe ich doch aus dem Be-
laufe der Summe, daß die Posten von zehn Goldgulden,
welche dem Künstler in den Jahren 1337. und 1338. von
Zeit zu Zeit bezahlt worden, das oben beschriebene Gemach
angehn, als die größeste unter den Arbeiten welche Ambruogio
in diesem Palaste beendigt hat.

Von den verschiedenen Tafeln unseres Meisters, deren Ghi-
berti
mit Lob erwähnt, erhielt sich zu Siena, so weit meine
Kunde reicht, nur eine einzige sehr verstümmelte, in einem

*) S. Belege. III.

ſehr neue Zeit hinab fortgepflanzt haben. Auch die uͤbrigen
Perſonificationen, beſonders der Friede, (eine bequem hinge-
lehnte Figur in weißem, ungeguͤrtetem, faltenreichem Gewande,
welche in der rechten einen Kranz und Oelzweig haͤlt) duͤrften
urſpruͤnglich antik ſeyn. Hingegen gehoͤrt die etwas unregel-
maͤßige Anordnung, die Zeichnung der Geraͤthe, wie endlich
auch die Geſtalt des Herrſchers ganz der Zeit und Erfindung
des Kuͤnſtlers, welcher am Saume dieſes Bildes ſeinen Na-
men angebracht hat, wie folgt:

AMBROSIUS LAURENTII DE SENIS HIC
PINXIT UTRINQUE.

Ich bringe in Erinnerung, daß dieſe Mauergemaͤlde auf
wohlgeglaͤttetem Gypsgrunde a tempera gemalt ſind, wie an
den Stellen, wo die Farbe durch wiederholtes Herabfegen des
Staubes abgeblaͤttert worden, ganz deutlich am Tage liegt. —
Vielleicht dient es Einigen zur Beruhigung, zu erfahren, wann
dieſe Gemaͤlde vollbracht und wie ſie belohnt worden; hier
ſind die Zahlungen, welche ſich noch vorfinden *).

Obwohl nicht ausdruͤcklich angegeben iſt, welche Arbeit
jedesmal bezahlt worden; ſo vermuthe ich doch aus dem Be-
laufe der Summe, daß die Poſten von zehn Goldgulden,
welche dem Kuͤnſtler in den Jahren 1337. und 1338. von
Zeit zu Zeit bezahlt worden, das oben beſchriebene Gemach
angehn, als die groͤßeſte unter den Arbeiten welche Ambruogio
in dieſem Palaſte beendigt hat.

Von den verſchiedenen Tafeln unſeres Meiſters, deren Ghi-
berti
mit Lob erwaͤhnt, erhielt ſich zu Siena, ſo weit meine
Kunde reicht, nur eine einzige ſehr verſtuͤmmelte, in einem

*) S. Belege. III.
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[105/0123] ſehr neue Zeit hinab fortgepflanzt haben. Auch die uͤbrigen Perſonificationen, beſonders der Friede, (eine bequem hinge- lehnte Figur in weißem, ungeguͤrtetem, faltenreichem Gewande, welche in der rechten einen Kranz und Oelzweig haͤlt) duͤrften urſpruͤnglich antik ſeyn. Hingegen gehoͤrt die etwas unregel- maͤßige Anordnung, die Zeichnung der Geraͤthe, wie endlich auch die Geſtalt des Herrſchers ganz der Zeit und Erfindung des Kuͤnſtlers, welcher am Saume dieſes Bildes ſeinen Na- men angebracht hat, wie folgt: AMBROSIUS LAURENTII DE SENIS HIC PINXIT UTRINQUE. Ich bringe in Erinnerung, daß dieſe Mauergemaͤlde auf wohlgeglaͤttetem Gypsgrunde a tempera gemalt ſind, wie an den Stellen, wo die Farbe durch wiederholtes Herabfegen des Staubes abgeblaͤttert worden, ganz deutlich am Tage liegt. — Vielleicht dient es Einigen zur Beruhigung, zu erfahren, wann dieſe Gemaͤlde vollbracht und wie ſie belohnt worden; hier ſind die Zahlungen, welche ſich noch vorfinden *). Obwohl nicht ausdruͤcklich angegeben iſt, welche Arbeit jedesmal bezahlt worden; ſo vermuthe ich doch aus dem Be- laufe der Summe, daß die Poſten von zehn Goldgulden, welche dem Kuͤnſtler in den Jahren 1337. und 1338. von Zeit zu Zeit bezahlt worden, das oben beſchriebene Gemach angehn, als die groͤßeſte unter den Arbeiten welche Ambruogio in dieſem Palaſte beendigt hat. Von den verſchiedenen Tafeln unſeres Meiſters, deren Ghi- berti mit Lob erwaͤhnt, erhielt ſich zu Siena, ſo weit meine Kunde reicht, nur eine einzige ſehr verſtuͤmmelte, in einem *) S. Belege. III.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/123>, abgerufen am 08.05.2024.