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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Dreustigkeit und Zuversichtlichkeit des sich Gehabens, nur all-
seitige Unkenntniß, Verwirrung und Widerspruch.

Lastri, der Verfasser vieler unterhaltender Mittheilungen
aus den handschriftlichen Schätzen der florentinischen Bibliothe-
ken, hatte die Anmaßung, sichere und minder ausgemachte
Thatsachen, welche zu seiner Zeit zur Sprache gekommen, ohne
alle Anschauung ihres Gegenstandes in eine kurze Uebersicht
zusammenzudrängen, welche lautet, wie folgt *):

"Es ist Niemand verborgen, daß diese Kunst zu keiner
Zeit in Italien erloschen ist; obwohl sie viele Jahrhunderte
hindurch, in den barbarischen Zeiten, gesiecht hat. Es waren
starke Erschütterungen nöthig, sie wieder zu beleben; diese aber
sind gerade um das eilfte Jahrhundert unserer Zeitrechnung
eingetreten.

Die neue Verfassung, welche fast alle italienische Städte
aus sich entwickelten oder erwarben; die Wissenschaften, welche
eben zu dämmern begannen; die Ankunft endlich griechi-
scher Künstler zu Florenz und Rom
; alle diese Ereig-
nisse brachten damals Gährung in den Lebensgeist."

Ehe wir Lastri weiter reden lassen, muß ich erinnern,
daß er den Aufschwung der italienischen Kunst, wie ich oben **)
erwiesen, höchst irrig in das eilfte Jahrhundert verlegt. In
Ansehung indeß seiner Annahme griechischer Ankömmlinge wird
diese willkührliche, auf keine, ins Einzelne eingehende, For-
schung sicher begründete Annahme durch oben beleuchtete Stelle
des Leo von Ostia herbeygeführt seyn, für welche wir bereits
den rechten Gesichtspunkt aufgefunden haben.


*) Osservatore Fiorentino, To. II. p. 136. sq.
**) S. Abh. No. V.

Dreuſtigkeit und Zuverſichtlichkeit des ſich Gehabens, nur all-
ſeitige Unkenntniß, Verwirrung und Widerſpruch.

Laſtri, der Verfaſſer vieler unterhaltender Mittheilungen
aus den handſchriftlichen Schaͤtzen der florentiniſchen Bibliothe-
ken, hatte die Anmaßung, ſichere und minder ausgemachte
Thatſachen, welche zu ſeiner Zeit zur Sprache gekommen, ohne
alle Anſchauung ihres Gegenſtandes in eine kurze Ueberſicht
zuſammenzudraͤngen, welche lautet, wie folgt *):

„Es iſt Niemand verborgen, daß dieſe Kunſt zu keiner
Zeit in Italien erloſchen iſt; obwohl ſie viele Jahrhunderte
hindurch, in den barbariſchen Zeiten, geſiecht hat. Es waren
ſtarke Erſchuͤtterungen noͤthig, ſie wieder zu beleben; dieſe aber
ſind gerade um das eilfte Jahrhundert unſerer Zeitrechnung
eingetreten.

Die neue Verfaſſung, welche faſt alle italieniſche Staͤdte
aus ſich entwickelten oder erwarben; die Wiſſenſchaften, welche
eben zu daͤmmern begannen; die Ankunft endlich griechi-
ſcher Kuͤnſtler zu Florenz und Rom
; alle dieſe Ereig-
niſſe brachten damals Gaͤhrung in den Lebensgeiſt.“

Ehe wir Laſtri weiter reden laſſen, muß ich erinnern,
daß er den Aufſchwung der italieniſchen Kunſt, wie ich oben **)
erwieſen, hoͤchſt irrig in das eilfte Jahrhundert verlegt. In
Anſehung indeß ſeiner Annahme griechiſcher Ankoͤmmlinge wird
dieſe willkuͤhrliche, auf keine, ins Einzelne eingehende, For-
ſchung ſicher begruͤndete Annahme durch oben beleuchtete Stelle
des Leo von Oſtia herbeygefuͤhrt ſeyn, fuͤr welche wir bereits
den rechten Geſichtspunkt aufgefunden haben.


*) Osservatore Fiorentino, To. II. p. 136. sq.
**) S. Abh. No. V.
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[325/0343] Dreuſtigkeit und Zuverſichtlichkeit des ſich Gehabens, nur all- ſeitige Unkenntniß, Verwirrung und Widerſpruch. Laſtri, der Verfaſſer vieler unterhaltender Mittheilungen aus den handſchriftlichen Schaͤtzen der florentiniſchen Bibliothe- ken, hatte die Anmaßung, ſichere und minder ausgemachte Thatſachen, welche zu ſeiner Zeit zur Sprache gekommen, ohne alle Anſchauung ihres Gegenſtandes in eine kurze Ueberſicht zuſammenzudraͤngen, welche lautet, wie folgt *): „Es iſt Niemand verborgen, daß dieſe Kunſt zu keiner Zeit in Italien erloſchen iſt; obwohl ſie viele Jahrhunderte hindurch, in den barbariſchen Zeiten, geſiecht hat. Es waren ſtarke Erſchuͤtterungen noͤthig, ſie wieder zu beleben; dieſe aber ſind gerade um das eilfte Jahrhundert unſerer Zeitrechnung eingetreten. Die neue Verfaſſung, welche faſt alle italieniſche Staͤdte aus ſich entwickelten oder erwarben; die Wiſſenſchaften, welche eben zu daͤmmern begannen; die Ankunft endlich griechi- ſcher Kuͤnſtler zu Florenz und Rom; alle dieſe Ereig- niſſe brachten damals Gaͤhrung in den Lebensgeiſt.“ Ehe wir Laſtri weiter reden laſſen, muß ich erinnern, daß er den Aufſchwung der italieniſchen Kunſt, wie ich oben **) erwieſen, hoͤchſt irrig in das eilfte Jahrhundert verlegt. In Anſehung indeß ſeiner Annahme griechiſcher Ankoͤmmlinge wird dieſe willkuͤhrliche, auf keine, ins Einzelne eingehende, For- ſchung ſicher begruͤndete Annahme durch oben beleuchtete Stelle des Leo von Oſtia herbeygefuͤhrt ſeyn, fuͤr welche wir bereits den rechten Geſichtspunkt aufgefunden haben. *) Osservatore Fiorentino, To. II. p. 136. sq. **) S. Abh. No. V.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/343>, abgerufen am 24.11.2024.