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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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gewiß aber befand sich vorzeiten eine Statue Theodorichs aus
Erz auf dem Giebel einer Vorhalle des königlichen Palastes
zu Ravenna. Jener Vertrag indeß bezieht sich auf künftige
mögliche Fälle, die nach den Umständen nicht wohl können
eingetreten seyn; und die Statue zu Ravenna galt nach einem
Gerüchte, welches noch den Agnellus erreicht hatte, für eine
Statue des Kaisers Zeno, welche nur durch Inschrift oder
sonstige Zeichen zu einer Denksäule des Königs Theodorich
umgestaltet worden *). Erwägen wir die technischen Schwie-
rigkeiten der Bronzegüsse; ferner, daß Karl der Große, dem
römische Alterthümer bekannt waren, sie bewunderte, und mit
andern Zierden desselben Palastes nach Achen entführte; so
dürfte die Vermuthung nahe liegen, sie sey ein antikes Werk
gewesen, was vielleicht auch von anderen Ehrensäulen dieser
Zeit vorauszusetzen ist.

Wie es sich nun mit der Bildnerey der gothischen Zeit
verhalten möge, von welcher, Bauverzierungen und Münzen
ausgenommen, kein Denkmal auf uns gekommen ist, so
machte man doch sicher nicht jene musivisch incrustirten, oder
gar aus kleinen Stücken zusammengesetzten Statuen, von de-

späterhin manches Ehrenbild in Marmor oder Metall errichtet.
S. die Auszüge aus den Quellen bey Banduri, in Heyne, se-
rioris artis opp. sub Impp. Byz. sect. I. (comm. soc, reg. scient.
Goetting. vol. XI
.)
*) Agnell. lib. pont. vita Petri sen. cap. 2. (ap. Murat, scriptt.
To. II. p
. 123). In der Beschreibung der Statue folgte Agnel-
lus
schon entlegenen Erinnerungen, und giebt vielleicht eben daher
manche Beywerke an, die in Statuen nicht wohl statt finden kön-
nen. -- Bacchini, not. ad Agn. macht aus der einen Statue ver-
schiedene. Zirardini, degli Edifizi profani di Ravenna, Faenza
1762. 8. p
. 109. hat aufmerksamer gelesen.

gewiß aber befand ſich vorzeiten eine Statue Theodorichs aus
Erz auf dem Giebel einer Vorhalle des koͤniglichen Palaſtes
zu Ravenna. Jener Vertrag indeß bezieht ſich auf kuͤnftige
moͤgliche Faͤlle, die nach den Umſtaͤnden nicht wohl koͤnnen
eingetreten ſeyn; und die Statue zu Ravenna galt nach einem
Geruͤchte, welches noch den Agnellus erreicht hatte, fuͤr eine
Statue des Kaiſers Zeno, welche nur durch Inſchrift oder
ſonſtige Zeichen zu einer Denkſaͤule des Koͤnigs Theodorich
umgeſtaltet worden *). Erwaͤgen wir die techniſchen Schwie-
rigkeiten der Bronzeguͤſſe; ferner, daß Karl der Große, dem
roͤmiſche Alterthuͤmer bekannt waren, ſie bewunderte, und mit
andern Zierden deſſelben Palaſtes nach Achen entfuͤhrte; ſo
duͤrfte die Vermuthung nahe liegen, ſie ſey ein antikes Werk
geweſen, was vielleicht auch von anderen Ehrenſaͤulen dieſer
Zeit vorauszuſetzen iſt.

Wie es ſich nun mit der Bildnerey der gothiſchen Zeit
verhalten moͤge, von welcher, Bauverzierungen und Muͤnzen
ausgenommen, kein Denkmal auf uns gekommen iſt, ſo
machte man doch ſicher nicht jene muſiviſch incruſtirten, oder
gar aus kleinen Stuͤcken zuſammengeſetzten Statuen, von de-

ſpaͤterhin manches Ehrenbild in Marmor oder Metall errichtet.
S. die Auszuͤge aus den Quellen bey Banduri, in Heyne, se-
rioris artis opp. sub Impp. Byz. sect. I. (comm. soc, reg. scient.
Goetting. vol. XI
.)
*) Agnell. lib. pont. vita Petri sen. cap. 2. (ap. Murat, scriptt.
To. II. p
. 123). In der Beſchreibung der Statue folgte Agnel-
lus
ſchon entlegenen Erinnerungen, und giebt vielleicht eben daher
manche Beywerke an, die in Statuen nicht wohl ſtatt finden koͤn-
nen. — Bacchini, not. ad Agn. macht aus der einen Statue ver-
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[182/0200] gewiß aber befand ſich vorzeiten eine Statue Theodorichs aus Erz auf dem Giebel einer Vorhalle des koͤniglichen Palaſtes zu Ravenna. Jener Vertrag indeß bezieht ſich auf kuͤnftige moͤgliche Faͤlle, die nach den Umſtaͤnden nicht wohl koͤnnen eingetreten ſeyn; und die Statue zu Ravenna galt nach einem Geruͤchte, welches noch den Agnellus erreicht hatte, fuͤr eine Statue des Kaiſers Zeno, welche nur durch Inſchrift oder ſonſtige Zeichen zu einer Denkſaͤule des Koͤnigs Theodorich umgeſtaltet worden *). Erwaͤgen wir die techniſchen Schwie- rigkeiten der Bronzeguͤſſe; ferner, daß Karl der Große, dem roͤmiſche Alterthuͤmer bekannt waren, ſie bewunderte, und mit andern Zierden deſſelben Palaſtes nach Achen entfuͤhrte; ſo duͤrfte die Vermuthung nahe liegen, ſie ſey ein antikes Werk geweſen, was vielleicht auch von anderen Ehrenſaͤulen dieſer Zeit vorauszuſetzen iſt. Wie es ſich nun mit der Bildnerey der gothiſchen Zeit verhalten moͤge, von welcher, Bauverzierungen und Muͤnzen ausgenommen, kein Denkmal auf uns gekommen iſt, ſo machte man doch ſicher nicht jene muſiviſch incruſtirten, oder gar aus kleinen Stuͤcken zuſammengeſetzten Statuen, von de- ***) *) Agnell. lib. pont. vita Petri sen. cap. 2. (ap. Murat, scriptt. To. II. p. 123). In der Beſchreibung der Statue folgte Agnel- lus ſchon entlegenen Erinnerungen, und giebt vielleicht eben daher manche Beywerke an, die in Statuen nicht wohl ſtatt finden koͤn- nen. — Bacchini, not. ad Agn. macht aus der einen Statue ver- ſchiedene. Zirardini, degli Edifizi profani di Ravenna, Faenza 1762. 8. p. 109. hat aufmerkſamer geleſen. ***) ſpaͤterhin manches Ehrenbild in Marmor oder Metall errichtet. S. die Auszuͤge aus den Quellen bey Banduri, in Heyne, se- rioris artis opp. sub Impp. Byz. sect. I. (comm. soc, reg. scient. Goetting. vol. XI.)

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/200>, abgerufen am 01.05.2024.