Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Die Imm' ist im Geschäft beständig immer kräftig, Die Aems' in Aemsigkeit nach Kräften stets geschäftig. Den Vorrath schaffen sie nicht aus selbeignem Rath, Sie wirken für ein Volk, und leben einem Staat. Das Volk der Bienen wählt sich eine Königinn, Ameisen hält zusamm nur der gemeine Sinn. Darum im Bienenschloß auch wohnen faule Dronen, Da im Ameisenhaus allein Arbeiter wohnen. Darum die Bien' ihr Nest im Wipfel sucht geflügelt, Und sich Ameisenbau vom Boden aufwerts hügelt. Im weiten Weg der Luft geht Bienenschwarm nicht irr, Noch, Ameis', in der Kluft dein wimmelndes Gewirr. Doch Bienen sind gewohnt zu ruhn auf höchsten Spitzen Der Pflanzen, weil am Stamm hinauf Ameisen sitzen. Die Biene weidet sich an lichter Blüte Blitzen, Die Ameis' an dem Harz, das zähe Rinden schwitzen. Zart weiß den Nektarkelch ein Bienenmund zu schlitzen, Scharf ein Ameisenzahn die spröde Haut zu ritzen. Die Imm' iſt im Geſchaͤft beſtaͤndig immer kraͤftig, Die Aemſ' in Aemſigkeit nach Kraͤften ſtets geſchaͤftig. Den Vorrath ſchaffen ſie nicht aus ſelbeignem Rath, Sie wirken fuͤr ein Volk, und leben einem Staat. Das Volk der Bienen waͤhlt ſich eine Koͤniginn, Ameiſen haͤlt zuſamm nur der gemeine Sinn. Darum im Bienenſchloß auch wohnen faule Dronen, Da im Ameiſenhaus allein Arbeiter wohnen. Darum die Bien' ihr Neſt im Wipfel ſucht gefluͤgelt, Und ſich Ameiſenbau vom Boden aufwerts huͤgelt. Im weiten Weg der Luft geht Bienenſchwarm nicht irr, Noch, Ameiſ', in der Kluft dein wimmelndes Gewirr. Doch Bienen ſind gewohnt zu ruhn auf hoͤchſten Spitzen Der Pflanzen, weil am Stamm hinauf Ameiſen ſitzen. Die Biene weidet ſich an lichter Bluͤte Blitzen, Die Ameiſ' an dem Harz, das zaͤhe Rinden ſchwitzen. Zart weiß den Nektarkelch ein Bienenmund zu ſchlitzen, Scharf ein Ameiſenzahn die ſproͤde Haut zu ritzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0088" n="78"/> <lg n="8"> <l>Die Imm' iſt im Geſchaͤft beſtaͤndig immer kraͤftig,</l><lb/> <l>Die Aemſ' in Aemſigkeit nach Kraͤften ſtets geſchaͤftig.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Den Vorrath ſchaffen ſie nicht aus ſelbeignem Rath,</l><lb/> <l>Sie wirken fuͤr ein Volk, und leben einem Staat.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Das Volk der Bienen waͤhlt ſich eine Koͤniginn,</l><lb/> <l>Ameiſen haͤlt zuſamm nur der gemeine Sinn.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Darum im Bienenſchloß auch wohnen faule Dronen,</l><lb/> <l>Da im Ameiſenhaus allein Arbeiter wohnen.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Darum die Bien' ihr Neſt im Wipfel ſucht gefluͤgelt,</l><lb/> <l>Und ſich Ameiſenbau vom Boden aufwerts huͤgelt.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Im weiten Weg der Luft geht Bienenſchwarm nicht irr,</l><lb/> <l>Noch, Ameiſ', in der Kluft dein wimmelndes Gewirr.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Doch Bienen ſind gewohnt zu ruhn auf hoͤchſten Spitzen</l><lb/> <l>Der Pflanzen, weil am Stamm hinauf Ameiſen ſitzen.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Die Biene weidet ſich an lichter Bluͤte Blitzen,</l><lb/> <l>Die Ameiſ' an dem Harz, das zaͤhe Rinden ſchwitzen.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Zart weiß den Nektarkelch ein Bienenmund zu ſchlitzen,</l><lb/> <l>Scharf ein Ameiſenzahn die ſproͤde Haut zu ritzen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0088]
Die Imm' iſt im Geſchaͤft beſtaͤndig immer kraͤftig,
Die Aemſ' in Aemſigkeit nach Kraͤften ſtets geſchaͤftig.
Den Vorrath ſchaffen ſie nicht aus ſelbeignem Rath,
Sie wirken fuͤr ein Volk, und leben einem Staat.
Das Volk der Bienen waͤhlt ſich eine Koͤniginn,
Ameiſen haͤlt zuſamm nur der gemeine Sinn.
Darum im Bienenſchloß auch wohnen faule Dronen,
Da im Ameiſenhaus allein Arbeiter wohnen.
Darum die Bien' ihr Neſt im Wipfel ſucht gefluͤgelt,
Und ſich Ameiſenbau vom Boden aufwerts huͤgelt.
Im weiten Weg der Luft geht Bienenſchwarm nicht irr,
Noch, Ameiſ', in der Kluft dein wimmelndes Gewirr.
Doch Bienen ſind gewohnt zu ruhn auf hoͤchſten Spitzen
Der Pflanzen, weil am Stamm hinauf Ameiſen ſitzen.
Die Biene weidet ſich an lichter Bluͤte Blitzen,
Die Ameiſ' an dem Harz, das zaͤhe Rinden ſchwitzen.
Zart weiß den Nektarkelch ein Bienenmund zu ſchlitzen,
Scharf ein Ameiſenzahn die ſproͤde Haut zu ritzen.
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