Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.75. Im Weg begegnen sich die Bien' und die Ameise, Die singend in der Luft, und die am Boden leise. Sie haben keine Zeit einander zu begrüßen, Sie treibt der rege Fleiß auf Flügeln fort und Füßen. Fort treibt sie reger Fleiß auf Flügeln und auf Füßen, Zu büßen ihre Lust am bittern Werk und süßen. Die Bien' am süßen Werk, die Ameis' an dem bittern, Zu riechen Honigduft und Weihrauchkorn zu wittern. Die Aems' am bittern Werk, die Bien' an ihrem süßen, Arbeiten stets mit Lust, die Arbeitslust zu büßen. Und fürchteten die Zeit zur Arbeit einzubüßen, Nähmen sie sich die Zeit einander zu begrüßen. Sie tummeln sich vorbei, und werden nicht gewahr, Wie gleich und ungleich sie zusammen sind ein Paar. 75. Im Weg begegnen ſich die Bien' und die Ameiſe, Die ſingend in der Luft, und die am Boden leiſe. Sie haben keine Zeit einander zu begruͤßen, Sie treibt der rege Fleiß auf Fluͤgeln fort und Fuͤßen. Fort treibt ſie reger Fleiß auf Fluͤgeln und auf Fuͤßen, Zu buͤßen ihre Luſt am bittern Werk und ſuͤßen. Die Bien' am ſuͤßen Werk, die Ameiſ' an dem bittern, Zu riechen Honigduft und Weihrauchkorn zu wittern. Die Aemſ' am bittern Werk, die Bien' an ihrem ſuͤßen, Arbeiten ſtets mit Luſt, die Arbeitsluſt zu buͤßen. Und fuͤrchteten die Zeit zur Arbeit einzubuͤßen, Naͤhmen ſie ſich die Zeit einander zu begruͤßen. Sie tummeln ſich vorbei, und werden nicht gewahr, Wie gleich und ungleich ſie zuſammen ſind ein Paar. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0087" n="77"/> <div n="2"> <head>75.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Im Weg begegnen ſich die Bien' und die Ameiſe,</l><lb/> <l>Die ſingend in der Luft, und die am Boden leiſe.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sie haben keine Zeit einander zu begruͤßen,</l><lb/> <l>Sie treibt der rege Fleiß auf Fluͤgeln fort und Fuͤßen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Fort treibt ſie reger Fleiß auf Fluͤgeln und auf Fuͤßen,</l><lb/> <l>Zu buͤßen ihre Luſt am bittern Werk und ſuͤßen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Bien' am ſuͤßen Werk, die Ameiſ' an dem bittern,</l><lb/> <l>Zu riechen Honigduft und Weihrauchkorn zu wittern.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Aemſ' am bittern Werk, die Bien' an ihrem ſuͤßen,</l><lb/> <l>Arbeiten ſtets mit Luſt, die Arbeitsluſt zu buͤßen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und fuͤrchteten die Zeit zur Arbeit einzubuͤßen,</l><lb/> <l>Naͤhmen ſie ſich die Zeit einander zu begruͤßen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Sie tummeln ſich vorbei, und werden nicht gewahr,</l><lb/> <l>Wie gleich und ungleich ſie zuſammen ſind ein Paar.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [77/0087]
75.
Im Weg begegnen ſich die Bien' und die Ameiſe,
Die ſingend in der Luft, und die am Boden leiſe.
Sie haben keine Zeit einander zu begruͤßen,
Sie treibt der rege Fleiß auf Fluͤgeln fort und Fuͤßen.
Fort treibt ſie reger Fleiß auf Fluͤgeln und auf Fuͤßen,
Zu buͤßen ihre Luſt am bittern Werk und ſuͤßen.
Die Bien' am ſuͤßen Werk, die Ameiſ' an dem bittern,
Zu riechen Honigduft und Weihrauchkorn zu wittern.
Die Aemſ' am bittern Werk, die Bien' an ihrem ſuͤßen,
Arbeiten ſtets mit Luſt, die Arbeitsluſt zu buͤßen.
Und fuͤrchteten die Zeit zur Arbeit einzubuͤßen,
Naͤhmen ſie ſich die Zeit einander zu begruͤßen.
Sie tummeln ſich vorbei, und werden nicht gewahr,
Wie gleich und ungleich ſie zuſammen ſind ein Paar.
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