Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.54. Was ist Zusammenhang der Rede, den du lobst, Und dessen Zauberkraft du tief an dir erprobst? Zusammen scheinen dir zu hangen die Gedanken, Und drum die Sachen auch, die stets so unstät schwanken. Die Frage drängt sich auf, und wird zurückgedrängt, Ob nur der Denker so zusammen sie gehängt? Zusammenhang der Ding' ist wirklich ihm erschienen, Und seine Rede zeigt dir diesen Schein an ihnen. Am ganzen Netze willst du keine Masche missen; Denn eine fehlt, so ist der schöne Schein zerrissen. 55. Die Wahrheit ist durchaus ein mittleres Gebiet, Das nicht nach hier und dort unendlich hin sich zieht. Ihr nachgehn kanst du meist gar wenig Schritte nur, Und ausgehn siehst du schon in Irrthum ihre Spur. 54. Was iſt Zuſammenhang der Rede, den du lobſt, Und deſſen Zauberkraft du tief an dir erprobſt? Zuſammen ſcheinen dir zu hangen die Gedanken, Und drum die Sachen auch, die ſtets ſo unſtaͤt ſchwanken. Die Frage draͤngt ſich auf, und wird zuruͤckgedraͤngt, Ob nur der Denker ſo zuſammen ſie gehaͤngt? Zuſammenhang der Ding' iſt wirklich ihm erſchienen, Und ſeine Rede zeigt dir dieſen Schein an ihnen. Am ganzen Netze willſt du keine Maſche miſſen; Denn eine fehlt, ſo iſt der ſchoͤne Schein zerriſſen. 55. Die Wahrheit iſt durchaus ein mittleres Gebiet, Das nicht nach hier und dort unendlich hin ſich zieht. Ihr nachgehn kanſt du meiſt gar wenig Schritte nur, Und ausgehn ſiehſt du ſchon in Irrthum ihre Spur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0162" n="152"/> <div n="2"> <head>54.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was iſt Zuſammenhang der Rede, den du lobſt,</l><lb/> <l>Und deſſen Zauberkraft du tief an dir erprobſt?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Zuſammen ſcheinen dir zu hangen die Gedanken,</l><lb/> <l>Und drum die Sachen auch, die ſtets ſo unſtaͤt ſchwanken.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Frage draͤngt ſich auf, und wird zuruͤckgedraͤngt,</l><lb/> <l>Ob nur der Denker ſo zuſammen ſie gehaͤngt?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zuſammenhang der Ding' iſt wirklich ihm erſchienen,</l><lb/> <l>Und ſeine Rede zeigt dir dieſen Schein an ihnen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Am ganzen Netze willſt du keine Maſche miſſen;</l><lb/> <l>Denn eine fehlt, ſo iſt der ſchoͤne Schein zerriſſen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>55.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Wahrheit iſt durchaus ein mittleres Gebiet,</l><lb/> <l>Das nicht nach hier und dort unendlich hin ſich zieht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ihr nachgehn kanſt du meiſt gar wenig Schritte nur,</l><lb/> <l>Und ausgehn ſiehſt du ſchon in Irrthum ihre Spur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0162]
54.
Was iſt Zuſammenhang der Rede, den du lobſt,
Und deſſen Zauberkraft du tief an dir erprobſt?
Zuſammen ſcheinen dir zu hangen die Gedanken,
Und drum die Sachen auch, die ſtets ſo unſtaͤt ſchwanken.
Die Frage draͤngt ſich auf, und wird zuruͤckgedraͤngt,
Ob nur der Denker ſo zuſammen ſie gehaͤngt?
Zuſammenhang der Ding' iſt wirklich ihm erſchienen,
Und ſeine Rede zeigt dir dieſen Schein an ihnen.
Am ganzen Netze willſt du keine Maſche miſſen;
Denn eine fehlt, ſo iſt der ſchoͤne Schein zerriſſen.
55.
Die Wahrheit iſt durchaus ein mittleres Gebiet,
Das nicht nach hier und dort unendlich hin ſich zieht.
Ihr nachgehn kanſt du meiſt gar wenig Schritte nur,
Und ausgehn ſiehſt du ſchon in Irrthum ihre Spur.
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