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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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nicht ausüben wollen, muß ihnen selbst etwas Un-
mögliches scheinen. Ernst muß es ihnen seyn mit
jeder Aufgabe, mit jeder Arbeit. Auch muß es
ihnen nimmer als eine Unehre erscheinen, für an-
dere zu arbeiten. Wissen müssen sie daß die Ge-
sellschaft der Menschen nur durch Wechseldienst be-
stehe. Also andern mit ihrer Arbeit zu dienen,
dünkte ihnen keinesweges verächtlich. Für Geld
schöne weibliche Arbeiten zu machen, sey ihnen
nimmer zuwieder. Kein falscher Ehrgeiz schleiche
sich in ihre Gemüther. Zufrieden mit ihrem
Platze in der menschlichen Gesellschaft sey es ihr
einziger Stolz ihn aufs beste auszufüllen. Sich
durch ihren Kunstfleiß eine kleine Aussteuer für
das Leben zu erwerben, für die Zeit, wo die
Stiftungsgesetze fordern sie zu entlassen, um an-
dern unglücklichen Kleinen Platz zu machen. Nur
die, welche sich zum Erziehungsgeschäft berufen
fühlen, und fähig gemacht, können entweder in
diesem Bildungshause bleiben, um die Wohlthat
die ihnen wiederfuhr, sogleich an den jüngern zu
vergelten, oder auch in der Welt als Erzieherin-
nen aufzutreten. Die andern greifen zu dem,



nicht ausüben wollen, muß ihnen ſelbſt etwas Un-
mögliches ſcheinen. Ernſt muß es ihnen ſeyn mit
jeder Aufgabe, mit jeder Arbeit. Auch muß es
ihnen nimmer als eine Unehre erſcheinen, für an-
dere zu arbeiten. Wiſſen müſſen ſie daß die Ge-
ſellſchaft der Menſchen nur durch Wechſeldienſt be-
ſtehe. Alſo andern mit ihrer Arbeit zu dienen,
dünkte ihnen keinesweges verächtlich. Für Geld
ſchöne weibliche Arbeiten zu machen, ſey ihnen
nimmer zuwieder. Kein falſcher Ehrgeiz ſchleiche
ſich in ihre Gemüther. Zufrieden mit ihrem
Platze in der menſchlichen Geſellſchaft ſey es ihr
einziger Stolz ihn aufs beſte auszufüllen. Sich
durch ihren Kunſtfleiß eine kleine Ausſteuer für
das Leben zu erwerben, für die Zeit, wo die
Stiftungsgeſetze fordern ſie zu entlaſſen, um an-
dern unglücklichen Kleinen Platz zu machen. Nur
die, welche ſich zum Erziehungsgeſchäft berufen
fühlen, und fähig gemacht, können entweder in
dieſem Bildungshauſe bleiben, um die Wohlthat
die ihnen wiederfuhr, ſogleich an den jüngern zu
vergelten, oder auch in der Welt als Erzieherin-
nen aufzutreten. Die andern greifen zu dem,

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[400/0408] nicht ausüben wollen, muß ihnen ſelbſt etwas Un- mögliches ſcheinen. Ernſt muß es ihnen ſeyn mit jeder Aufgabe, mit jeder Arbeit. Auch muß es ihnen nimmer als eine Unehre erſcheinen, für an- dere zu arbeiten. Wiſſen müſſen ſie daß die Ge- ſellſchaft der Menſchen nur durch Wechſeldienſt be- ſtehe. Alſo andern mit ihrer Arbeit zu dienen, dünkte ihnen keinesweges verächtlich. Für Geld ſchöne weibliche Arbeiten zu machen, ſey ihnen nimmer zuwieder. Kein falſcher Ehrgeiz ſchleiche ſich in ihre Gemüther. Zufrieden mit ihrem Platze in der menſchlichen Geſellſchaft ſey es ihr einziger Stolz ihn aufs beſte auszufüllen. Sich durch ihren Kunſtfleiß eine kleine Ausſteuer für das Leben zu erwerben, für die Zeit, wo die Stiftungsgeſetze fordern ſie zu entlaſſen, um an- dern unglücklichen Kleinen Platz zu machen. Nur die, welche ſich zum Erziehungsgeſchäft berufen fühlen, und fähig gemacht, können entweder in dieſem Bildungshauſe bleiben, um die Wohlthat die ihnen wiederfuhr, ſogleich an den jüngern zu vergelten, oder auch in der Welt als Erzieherin- nen aufzutreten. Die andern greifen zu dem,

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/408>, abgerufen am 27.11.2024.