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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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den nothwendigen Künsten des weiblichen Fleißes,
zu allen Künsten der Nadel und der Spindel,
zum Stricken und Nähen aller Art müssen alle
mit gleichem Ernste angehalten werden. Eben so
zu aller und jeder Sachkenntniß, die dem prakti-
schen Leben ersprießlich seyn kann. Vor allen
Dingen werde ihre Verstandesfähigkeit früh ge-
weckt, wie Vernunft und Urtheil durch jede zweck-
mäßige Uebung geschärft. Höhere Kunst und ed-
lere Wissenschaft werde denen unter ihnen nicht
vorenthalten, die ein ganz ausgezeichnetes Talent
verrathen. Denn wen die gütige Mutter Natur
selbst zu etwas höherem berufen hat, der darf
und soll nicht in den Staub der Niedrigkeit hin-
abgedrückt werden. Für solche muß aber andere
Anstalt getroffen werden. Jn der Regel dieser
Stiftung sind die höhern Künste ausgeschlossen.
Für ein arbeitsames Leben voll heiterer Thätig-
keit werden sie ausgebildet. Und dabei müssen sie
nimmer glauben etwas zu entbehren. Genügsam-
keit und stille Freude sey die Uniform ihres Ge-
müthes. Ob sie also im Zeichnen etwas weiteres
versuchen, als Blumen, das muß durch die An-



den nothwendigen Künſten des weiblichen Fleißes,
zu allen Künſten der Nadel und der Spindel,
zum Stricken und Nähen aller Art müſſen alle
mit gleichem Ernſte angehalten werden. Eben ſo
zu aller und jeder Sachkenntniß, die dem prakti-
ſchen Leben erſprießlich ſeyn kann. Vor allen
Dingen werde ihre Verſtandesfähigkeit früh ge-
weckt, wie Vernunft und Urtheil durch jede zweck-
mäßige Uebung geſchärft. Höhere Kunſt und ed-
lere Wiſſenſchaft werde denen unter ihnen nicht
vorenthalten, die ein ganz ausgezeichnetes Talent
verrathen. Denn wen die gütige Mutter Natur
ſelbſt zu etwas höherem berufen hat, der darf
und ſoll nicht in den Staub der Niedrigkeit hin-
abgedrückt werden. Für ſolche muß aber andere
Anſtalt getroffen werden. Jn der Regel dieſer
Stiftung ſind die höhern Künſte ausgeſchloſſen.
Für ein arbeitſames Leben voll heiterer Thätig-
keit werden ſie ausgebildet. Und dabei müſſen ſie
nimmer glauben etwas zu entbehren. Genügſam-
keit und ſtille Freude ſey die Uniform ihres Ge-
müthes. Ob ſie alſo im Zeichnen etwas weiteres
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[394/0402] den nothwendigen Künſten des weiblichen Fleißes, zu allen Künſten der Nadel und der Spindel, zum Stricken und Nähen aller Art müſſen alle mit gleichem Ernſte angehalten werden. Eben ſo zu aller und jeder Sachkenntniß, die dem prakti- ſchen Leben erſprießlich ſeyn kann. Vor allen Dingen werde ihre Verſtandesfähigkeit früh ge- weckt, wie Vernunft und Urtheil durch jede zweck- mäßige Uebung geſchärft. Höhere Kunſt und ed- lere Wiſſenſchaft werde denen unter ihnen nicht vorenthalten, die ein ganz ausgezeichnetes Talent verrathen. Denn wen die gütige Mutter Natur ſelbſt zu etwas höherem berufen hat, der darf und ſoll nicht in den Staub der Niedrigkeit hin- abgedrückt werden. Für ſolche muß aber andere Anſtalt getroffen werden. Jn der Regel dieſer Stiftung ſind die höhern Künſte ausgeſchloſſen. Für ein arbeitſames Leben voll heiterer Thätig- keit werden ſie ausgebildet. Und dabei müſſen ſie nimmer glauben etwas zu entbehren. Genügſam- keit und ſtille Freude ſey die Uniform ihres Ge- müthes. Ob ſie alſo im Zeichnen etwas weiteres verſuchen, als Blumen, das muß durch die An-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/402>, abgerufen am 22.11.2024.