aber zu machen? sagen könnte ich doch die Ursache meines Obenbleibens unmöglich, denn sonst wäre es nichts damit, und man konnte sogar glauben, ich wollte es nur darum, weil ich es neulich einmal gesagt habe. Jch. Das Gefühl, das Dir verbietet, von Deinem Fasten im Hause zu sprechen, ist ein sehr richtiges. Weißt Du was? Wir wollen es bloß Jda sagen, warum Du heute nicht hinunter kommen kannst, damit Jda wenigstens wisse, wor- an sie sey; denn sie hat ein Recht auf Dein gan- zes Vertrauen. Den Andern wollen wir sagen, daß Du wünschtest, oben zu bleiben, ohne den Grund anzugeben. Deine Portion soll Dir gebracht wer- den, und Wein dazu. Lisel soll zu Deiner Dis- position seyn während unserer Mahlzeit. Wir wollen uns diesmal selbst bedienen. M. Aber wenn ich nun finde, daß mich das Fasten nicht so gar sehr angreift, als Du befürchtest, dann darf ich es doch morgen und übermorgen auch thun? -- Nein, gute Mathilde, die Handlung und ihre Fol- gen stehen in keinem richtigen Verhältniß. Die Anstrengung ist zu groß, gegen das was durch sie erreicht wird. Was die Arme dadurch gewinnt,
aber zu machen? ſagen könnte ich doch die Urſache meines Obenbleibens unmöglich, denn ſonſt wäre es nichts damit, und man konnte ſogar glauben, ich wollte es nur darum, weil ich es neulich einmal geſagt habe. Jch. Das Gefühl, das Dir verbietet, von Deinem Faſten im Hauſe zu ſprechen, iſt ein ſehr richtiges. Weißt Du was? Wir wollen es bloß Jda ſagen, warum Du heute nicht hinunter kommen kannſt, damit Jda wenigſtens wiſſe, wor- an ſie ſey; denn ſie hat ein Recht auf Dein gan- zes Vertrauen. Den Andern wollen wir ſagen, daß Du wünſchteſt, oben zu bleiben, ohne den Grund anzugeben. Deine Portion ſoll Dir gebracht wer- den, und Wein dazu. Liſel ſoll zu Deiner Dis- poſition ſeyn während unſerer Mahlzeit. Wir wollen uns diesmal ſelbſt bedienen. M. Aber wenn ich nun finde, daß mich das Faſten nicht ſo gar ſehr angreift, als Du befürchteſt, dann darf ich es doch morgen und übermorgen auch thun? — Nein, gute Mathilde, die Handlung und ihre Fol- gen ſtehen in keinem richtigen Verhältniß. Die Anſtrengung iſt zu groß, gegen das was durch ſie erreicht wird. Was die Arme dadurch gewinnt,
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aber zu machen? ſagen könnte ich doch die Urſache
meines Obenbleibens unmöglich, denn ſonſt wäre
es nichts damit, und man konnte ſogar glauben,
ich wollte es nur darum, weil ich es neulich einmal
geſagt habe. Jch. Das Gefühl, das Dir verbietet,
von Deinem Faſten im Hauſe zu ſprechen, iſt ein
ſehr richtiges. Weißt Du was? Wir wollen es
bloß Jda ſagen, warum Du heute nicht hinunter
kommen kannſt, damit Jda wenigſtens wiſſe, wor-
an ſie ſey; denn ſie hat ein Recht auf Dein gan-
zes Vertrauen. Den Andern wollen wir ſagen,
daß Du wünſchteſt, oben zu bleiben, ohne den Grund
anzugeben. Deine Portion ſoll Dir gebracht wer-
den, und Wein dazu. Liſel ſoll zu Deiner Dis-
poſition ſeyn während unſerer Mahlzeit. Wir wollen
uns diesmal ſelbſt bedienen. M. Aber wenn
ich nun finde, daß mich das Faſten nicht ſo gar
ſehr angreift, als Du befürchteſt, dann darf ich
es doch morgen und übermorgen auch thun? —
Nein, gute Mathilde, die Handlung und ihre Fol-
gen ſtehen in keinem richtigen Verhältniß. Die
Anſtrengung iſt zu groß, gegen das was durch ſie
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/197>, abgerufen am 21.11.2024.
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