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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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folgenden Morgen ließ ich einen wackern Maler
zu uns kommen, zeigt' ihm das Bild, und nahm
ihn zu unserm Lehrer an. -- Er war höchst ver-
wundert, als ich ihm erzählte, wie dies Bild ent-
standen. Wir alle nehmen jetzt Stunden bei
ihm, auch ich. Du würdest Dich gewaltig freuen
wenn Du diese kleine Zeichenakademie sehen
solltest, und wie da gewetteifert wird. Jda
wird mich nur zu bald einholen, und ehe wirs
uns versehen eilt sie uns allen vorbei. -- Hertha
sudelt noch sehr kindisch, so lange ich mich auch
schon mit ihr beschäftigt habe. Mathilde bleibt
bei der Landschaft, Clärchen macht recht artige
Blumen, und will sich nun auch an Köpfen ver-
suchen. Seit dem Tage da Jda's Zeichnungen
erschienen, wird alles mit dem Malerauge von
uns angeschaut. Aber sey deshalb nicht bange,
Emma, daß irgend etwas Schönes von uns
ganz darüber hintan gesetzt wird. Wir wollen
uns schon zügeln.

Während der Zeichenstunde sieht der Meister oft
so unverwand nach Jda, daß ich glauben muß,

folgenden Morgen ließ ich einen wackern Maler
zu uns kommen, zeigt’ ihm das Bild, und nahm
ihn zu unſerm Lehrer an. — Er war höchſt ver-
wundert, als ich ihm erzählte, wie dies Bild ent-
ſtanden. Wir alle nehmen jetzt Stunden bei
ihm, auch ich. Du würdeſt Dich gewaltig freuen
wenn Du dieſe kleine Zeichenakademie ſehen
ſollteſt, und wie da gewetteifert wird. Jda
wird mich nur zu bald einholen, und ehe wirs
uns verſehen eilt ſie uns allen vorbei. — Hertha
ſudelt noch ſehr kindiſch, ſo lange ich mich auch
ſchon mit ihr beſchäftigt habe. Mathilde bleibt
bei der Landſchaft, Clärchen macht recht artige
Blumen, und will ſich nun auch an Köpfen ver-
ſuchen. Seit dem Tage da Jda’s Zeichnungen
erſchienen, wird alles mit dem Malerauge von
uns angeſchaut. Aber ſey deshalb nicht bange,
Emma, daß irgend etwas Schönes von uns
ganz darüber hintan geſetzt wird. Wir wollen
uns ſchon zügeln.

Während der Zeichenſtunde ſieht der Meiſter oft
ſo unverwand nach Jda, daß ich glauben muß,

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[152/0160] folgenden Morgen ließ ich einen wackern Maler zu uns kommen, zeigt’ ihm das Bild, und nahm ihn zu unſerm Lehrer an. — Er war höchſt ver- wundert, als ich ihm erzählte, wie dies Bild ent- ſtanden. Wir alle nehmen jetzt Stunden bei ihm, auch ich. Du würdeſt Dich gewaltig freuen wenn Du dieſe kleine Zeichenakademie ſehen ſollteſt, und wie da gewetteifert wird. Jda wird mich nur zu bald einholen, und ehe wirs uns verſehen eilt ſie uns allen vorbei. — Hertha ſudelt noch ſehr kindiſch, ſo lange ich mich auch ſchon mit ihr beſchäftigt habe. Mathilde bleibt bei der Landſchaft, Clärchen macht recht artige Blumen, und will ſich nun auch an Köpfen ver- ſuchen. Seit dem Tage da Jda’s Zeichnungen erſchienen, wird alles mit dem Malerauge von uns angeſchaut. Aber ſey deshalb nicht bange, Emma, daß irgend etwas Schönes von uns ganz darüber hintan geſetzt wird. Wir wollen uns ſchon zügeln. Während der Zeichenſtunde ſieht der Meiſter oft ſo unverwand nach Jda, daß ich glauben muß,

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/160>, abgerufen am 21.11.2024.