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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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über die Kinder schreibst. So wenig Unterschei-
dendes sie auch jetzt noch haben mögen, so mache
uns doch ja damit bekannt. Jch wollte nicht
gern, daß das Jmaginations - Bild der Kinder
von den Originalen zu sehr abwiche.

Mir ist es peinlich, daß ich nicht weiß, wie die
beiden Kinder aussehen. Deines Mannes Pinsel
war gar tief in humoristische Farben getaucht; und
doch müssen wir etwas davon aufgenommen ha-
ben, wie käme Jda sonst zu ihrer Charakteristik?
Jn dem Klange des Namens allein kann es nicht
liegen, daß sie sich unter Kathinka die stärkere,
lebhaftere, und unter Virginia die sanftere, zar-
tere Schwester denkt.

An diesen beiden Kindern lassen sich bedeutende
Erfahrungen machen. Wo, wie in diesem Falle, sonst
alle Umstände gleich sind, muß sich die Verschie-
denheit der Jndividualität recht bestimmt zeigen.
Da sie von einem Geschlecht sind, von einer
Mutter zu gleicher Zeit unter einerlei mütterlichen
Gesundheitszustand geboren, vom ersten Moment

über die Kinder ſchreibſt. So wenig Unterſchei-
dendes ſie auch jetzt noch haben mögen, ſo mache
uns doch ja damit bekannt. Jch wollte nicht
gern, daß das Jmaginations - Bild der Kinder
von den Originalen zu ſehr abwiche.

Mir iſt es peinlich, daß ich nicht weiß, wie die
beiden Kinder ausſehen. Deines Mannes Pinſel
war gar tief in humoriſtiſche Farben getaucht; und
doch müſſen wir etwas davon aufgenommen ha-
ben, wie käme Jda ſonſt zu ihrer Charakteriſtik?
Jn dem Klange des Namens allein kann es nicht
liegen, daß ſie ſich unter Kathinka die ſtärkere,
lebhaftere, und unter Virginia die ſanftere, zar-
tere Schweſter denkt.

An dieſen beiden Kindern laſſen ſich bedeutende
Erfahrungen machen. Wo, wie in dieſem Falle, ſonſt
alle Umſtände gleich ſind, muß ſich die Verſchie-
denheit der Jndividualität recht beſtimmt zeigen.
Da ſie von einem Geſchlecht ſind, von einer
Mutter zu gleicher Zeit unter einerlei mütterlichen
Geſundheitszuſtand geboren, vom erſten Moment

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[253/0267] über die Kinder ſchreibſt. So wenig Unterſchei- dendes ſie auch jetzt noch haben mögen, ſo mache uns doch ja damit bekannt. Jch wollte nicht gern, daß das Jmaginations - Bild der Kinder von den Originalen zu ſehr abwiche. Mir iſt es peinlich, daß ich nicht weiß, wie die beiden Kinder ausſehen. Deines Mannes Pinſel war gar tief in humoriſtiſche Farben getaucht; und doch müſſen wir etwas davon aufgenommen ha- ben, wie käme Jda ſonſt zu ihrer Charakteriſtik? Jn dem Klange des Namens allein kann es nicht liegen, daß ſie ſich unter Kathinka die ſtärkere, lebhaftere, und unter Virginia die ſanftere, zar- tere Schweſter denkt. An dieſen beiden Kindern laſſen ſich bedeutende Erfahrungen machen. Wo, wie in dieſem Falle, ſonſt alle Umſtände gleich ſind, muß ſich die Verſchie- denheit der Jndividualität recht beſtimmt zeigen. Da ſie von einem Geſchlecht ſind, von einer Mutter zu gleicher Zeit unter einerlei mütterlichen Geſundheitszuſtand geboren, vom erſten Moment

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/267>, abgerufen am 22.11.2024.