Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

Mathilde. Aber wenn Paul nun so ernst-
lich wollte, sich das Brantweintrinken abzuge-
wöhnen, und nicht konnte, werde ich denn mir
die Heftigkeit und die Verkehrtheit abgewöhnen
können?

Jch. Glückliches Kind, du bist noch so jung, da
kann man alles, aber man muß das Schwere aus
ganzer Kraft, muß es unaufhörlich wollen, sonst
erreicht man es nicht.

Paul (ich wendete mich nun zu Jda) hat sehr viel
zu seiner Entschuldigung. Er war Soldat. Wie
geplagt ein Soldat ist, habt ihr hören können,
wenn Paul euch von seinen Kriegszügen erzählte.
Da können die armen Menschen ohne Brantwein
fast nicht fertig werden, und gewöhnen sich alle
daran. Und wenn sie nicht zu viel trinken, so
schadet er ihnen nicht. Er ist ihnen vielmehr
recht gut.

Jda. So durfte ja Paul nur so viel trinken,
als ihm gut war, und dann aufhören.

Mathilde. Aber wenn Paul nun ſo ernſt-
lich wollte, ſich das Brantweintrinken abzuge-
wöhnen, und nicht konnte, werde ich denn mir
die Heftigkeit und die Verkehrtheit abgewöhnen
können?

Jch. Glückliches Kind, du biſt noch ſo jung, da
kann man alles, aber man muß das Schwere aus
ganzer Kraft, muß es unaufhörlich wollen, ſonſt
erreicht man es nicht.

Paul (ich wendete mich nun zu Jda) hat ſehr viel
zu ſeiner Entſchuldigung. Er war Soldat. Wie
geplagt ein Soldat iſt, habt ihr hören können,
wenn Paul euch von ſeinen Kriegszügen erzählte.
Da können die armen Menſchen ohne Brantwein
faſt nicht fertig werden, und gewöhnen ſich alle
daran. Und wenn ſie nicht zu viel trinken, ſo
ſchadet er ihnen nicht. Er iſt ihnen vielmehr
recht gut.

Jda. So durfte ja Paul nur ſo viel trinken,
als ihm gut war, und dann aufhören.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0242" n="228"/>
          <p><hi rendition="#g">Mathilde</hi>. Aber wenn Paul nun &#x017F;o ern&#x017F;t-<lb/>
lich wollte, &#x017F;ich das Brantweintrinken abzuge-<lb/>
wöhnen, und nicht konnte, werde ich denn mir<lb/>
die Heftigkeit und die Verkehrtheit abgewöhnen<lb/>
können?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Jch</hi>. Glückliches Kind, du bi&#x017F;t noch &#x017F;o jung, da<lb/>
kann man alles, aber man muß das Schwere aus<lb/>
ganzer Kraft, muß es unaufhörlich wollen, &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
erreicht man es nicht.</p><lb/>
          <p>Paul <hi rendition="#g">(ich wendete mich nun zu Jda)</hi> hat &#x017F;ehr viel<lb/>
zu &#x017F;einer Ent&#x017F;chuldigung. Er war Soldat. Wie<lb/>
geplagt ein Soldat i&#x017F;t, habt ihr hören können,<lb/>
wenn Paul euch von &#x017F;einen Kriegszügen erzählte.<lb/>
Da können die armen Men&#x017F;chen ohne Brantwein<lb/>
fa&#x017F;t nicht fertig werden, und gewöhnen &#x017F;ich alle<lb/>
daran. Und wenn &#x017F;ie nicht zu viel trinken, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chadet er ihnen nicht. Er i&#x017F;t ihnen vielmehr<lb/>
recht gut.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Jda</hi>. So durfte ja Paul nur &#x017F;o viel trinken,<lb/>
als ihm gut war, und dann aufhören.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0242] Mathilde. Aber wenn Paul nun ſo ernſt- lich wollte, ſich das Brantweintrinken abzuge- wöhnen, und nicht konnte, werde ich denn mir die Heftigkeit und die Verkehrtheit abgewöhnen können? Jch. Glückliches Kind, du biſt noch ſo jung, da kann man alles, aber man muß das Schwere aus ganzer Kraft, muß es unaufhörlich wollen, ſonſt erreicht man es nicht. Paul (ich wendete mich nun zu Jda) hat ſehr viel zu ſeiner Entſchuldigung. Er war Soldat. Wie geplagt ein Soldat iſt, habt ihr hören können, wenn Paul euch von ſeinen Kriegszügen erzählte. Da können die armen Menſchen ohne Brantwein faſt nicht fertig werden, und gewöhnen ſich alle daran. Und wenn ſie nicht zu viel trinken, ſo ſchadet er ihnen nicht. Er iſt ihnen vielmehr recht gut. Jda. So durfte ja Paul nur ſo viel trinken, als ihm gut war, und dann aufhören.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/242
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/242>, abgerufen am 19.05.2024.