Sie lief fort, leerte ihre kleine Kasse aus, lieh von Woldemar noch einmal so viel dazu, und brach- te es ihm. "So nimm doch das noch, und kaufe dir Brot dafür."
Paul. Nein, Fräulein! diese Gabe hebe ich zu Jhrem Andenken auf, und wenn ich sterbe, können sie mich davon begraben, damit ich doch wie andere Christen zur Ruhe komme.
Sie weinte sehr, zog ihre goldene Tuchnadel aus dem Halstuche, sah mich fragend an, und sagte dann: "Da, Paul, zum Andenken von Jda, die du so sehr betrübt hast." Der Alte nahm's, streck- te seine Hände nach dem Kinde aus, als wollt' er es umfassen, ließ sie sinken, stammelte: "Leben Sie wohl!" -- und machte sich zum Hause hinaus.
Jda kam schmerzlich betrübt herauf, setzte sich in ein Eckchen und weinte sich recht satt. Wie sie ruhiger geworden, erzählte sie die ganze klägliche Geschichte Mathilden, die jetzt mehr Theil an dem Alten nahm, als je zuvor.
Jda. O warte, armer Paul, warte —
Sie lief fort, leerte ihre kleine Kaſſe aus, lieh von Woldemar noch einmal ſo viel dazu, und brach- te es ihm. „So nimm doch das noch, und kaufe dir Brot dafür.‟
Paul. Nein, Fräulein! dieſe Gabe hebe ich zu Jhrem Andenken auf, und wenn ich ſterbe, können ſie mich davon begraben, damit ich doch wie andere Chriſten zur Ruhe komme.
Sie weinte ſehr, zog ihre goldene Tuchnadel aus dem Halstuche, ſah mich fragend an, und ſagte dann: „Da, Paul, zum Andenken von Jda, die du ſo ſehr betrübt haſt.‟ Der Alte nahm’s, ſtreck- te ſeine Hände nach dem Kinde aus, als wollt’ er es umfaſſen, ließ ſie ſinken, ſtammelte: „Leben Sie wohl!‟ — und machte ſich zum Hauſe hinaus.
Jda kam ſchmerzlich betrübt herauf, ſetzte ſich in ein Eckchen und weinte ſich recht ſatt. Wie ſie ruhiger geworden, erzählte ſie die ganze klägliche Geſchichte Mathilden, die jetzt mehr Theil an dem Alten nahm, als je zuvor.
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Jda. O warte, armer Paul, warte —
Sie lief fort, leerte ihre kleine Kaſſe aus, lieh
von Woldemar noch einmal ſo viel dazu, und brach-
te es ihm. „So nimm doch das noch, und kaufe
dir Brot dafür.‟
Paul. Nein, Fräulein! dieſe Gabe hebe ich
zu Jhrem Andenken auf, und wenn ich ſterbe,
können ſie mich davon begraben, damit ich doch
wie andere Chriſten zur Ruhe komme.
Sie weinte ſehr, zog ihre goldene Tuchnadel aus
dem Halstuche, ſah mich fragend an, und ſagte
dann: „Da, Paul, zum Andenken von Jda, die
du ſo ſehr betrübt haſt.‟ Der Alte nahm’s, ſtreck-
te ſeine Hände nach dem Kinde aus, als wollt’ er
es umfaſſen, ließ ſie ſinken, ſtammelte: „Leben
Sie wohl!‟ — und machte ſich zum Hauſe hinaus.
Jda kam ſchmerzlich betrübt herauf, ſetzte ſich
in ein Eckchen und weinte ſich recht ſatt. Wie ſie
ruhiger geworden, erzählte ſie die ganze klägliche
Geſchichte Mathilden, die jetzt mehr Theil an dem
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/237>, abgerufen am 25.11.2024.
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