nen. Es sind günstige Vorfälle, glück- liche Umstände, die sie befördern, und denen ich nur die Richtung gebe, nur sorge, daß keiner verloren gehe, den uns das gute Glück sendet. So wollt' ich z. B. aus unserm kleinen Lebenslaufe von diesen letzten acht Monaten durchaus den lahmen Paul nicht missen. Er hat mir eine Menge Jdeen bei Jda entwickeln helfen, freilich meistens nur als blin- des Werkzeug. Doch das ist hier gleich, wenn nur ein Geist da ist, der den Zufall und das Werkzeug lenkt. Dies ist die Aufgabe der Er- zieher. Auf eine schönere Art hat uns die Willichsche Familie geholfen, wenn gleich auch fast absichtlos. Seit wir von ihr wieder zurück sind, ist sie der öftere Jnhalt unserer Gespräche.
Endlich, liebste Emma, fange ich an, Ma- thilde zu entziffern. Jch muthmaßte schon vor- her, was sie mit dem Gelde wollte, welches sie noch immer sorgfältig sammelt, und wovon sie noch keinen Groschen ausgegeben. Nun fand ich gestern in ihrem Schreibbuche, als ich von ohn-
nen. Es ſind günſtige Vorfälle, glück- liche Umſtände, die ſie befördern, und denen ich nur die Richtung gebe, nur ſorge, daß keiner verloren gehe, den uns das gute Glück ſendet. So wollt’ ich z. B. aus unſerm kleinen Lebenslaufe von dieſen letzten acht Monaten durchaus den lahmen Paul nicht miſſen. Er hat mir eine Menge Jdeen bei Jda entwickeln helfen, freilich meiſtens nur als blin- des Werkzeug. Doch das iſt hier gleich, wenn nur ein Geiſt da iſt, der den Zufall und das Werkzeug lenkt. Dies iſt die Aufgabe der Er- zieher. Auf eine ſchönere Art hat uns die Willichſche Familie geholfen, wenn gleich auch faſt abſichtlos. Seit wir von ihr wieder zurück ſind, iſt ſie der öftere Jnhalt unſerer Geſpräche.
Endlich, liebſte Emma, fange ich an, Ma- thilde zu entziffern. Jch muthmaßte ſchon vor- her, was ſie mit dem Gelde wollte, welches ſie noch immer ſorgfältig ſammelt, und wovon ſie noch keinen Groſchen ausgegeben. Nun fand ich geſtern in ihrem Schreibbuche, als ich von ohn-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0210"n="196"/>
nen. Es ſind <hirendition="#g">günſtige Vorfälle, glück-<lb/>
liche Umſtände,</hi> die ſie befördern, und <hirendition="#g">denen<lb/>
ich nur die Richtung gebe, nur ſorge,<lb/>
daß keiner verloren gehe, den uns<lb/>
das gute Glück ſendet</hi>. So wollt’ ich z. B.<lb/>
aus unſerm kleinen Lebenslaufe von dieſen letzten<lb/>
acht Monaten durchaus den lahmen Paul nicht<lb/>
miſſen. Er hat mir eine Menge Jdeen bei Jda<lb/>
entwickeln helfen, freilich meiſtens nur als blin-<lb/>
des Werkzeug. Doch das iſt hier gleich, wenn<lb/>
nur <hirendition="#g">ein</hi> Geiſt da iſt, der den Zufall und das<lb/>
Werkzeug lenkt. Dies iſt die Aufgabe der Er-<lb/>
zieher. Auf eine ſchönere Art hat uns die<lb/>
Willichſche Familie geholfen, wenn gleich auch faſt<lb/>
abſichtlos. Seit wir von ihr wieder zurück ſind,<lb/>
iſt ſie der öftere Jnhalt unſerer Geſpräche.</p><lb/><p>Endlich, liebſte Emma, fange ich an, Ma-<lb/>
thilde zu entziffern. Jch muthmaßte ſchon vor-<lb/>
her, was ſie mit dem Gelde wollte, welches ſie<lb/>
noch immer ſorgfältig ſammelt, und wovon ſie<lb/>
noch keinen Groſchen ausgegeben. Nun fand ich<lb/>
geſtern in ihrem Schreibbuche, als ich von ohn-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[196/0210]
nen. Es ſind günſtige Vorfälle, glück-
liche Umſtände, die ſie befördern, und denen
ich nur die Richtung gebe, nur ſorge,
daß keiner verloren gehe, den uns
das gute Glück ſendet. So wollt’ ich z. B.
aus unſerm kleinen Lebenslaufe von dieſen letzten
acht Monaten durchaus den lahmen Paul nicht
miſſen. Er hat mir eine Menge Jdeen bei Jda
entwickeln helfen, freilich meiſtens nur als blin-
des Werkzeug. Doch das iſt hier gleich, wenn
nur ein Geiſt da iſt, der den Zufall und das
Werkzeug lenkt. Dies iſt die Aufgabe der Er-
zieher. Auf eine ſchönere Art hat uns die
Willichſche Familie geholfen, wenn gleich auch faſt
abſichtlos. Seit wir von ihr wieder zurück ſind,
iſt ſie der öftere Jnhalt unſerer Geſpräche.
Endlich, liebſte Emma, fange ich an, Ma-
thilde zu entziffern. Jch muthmaßte ſchon vor-
her, was ſie mit dem Gelde wollte, welches ſie
noch immer ſorgfältig ſammelt, und wovon ſie
noch keinen Groſchen ausgegeben. Nun fand ich
geſtern in ihrem Schreibbuche, als ich von ohn-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/210>, abgerufen am 15.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.