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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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wir sind. Du kennst unsere reizende Gegend, und
weißt, welche Abwechselungen sie darbietet. Oft
gibt es statt des Spaziergangs auch eine Lustfahrt.
Nächstens werde ich die Kinder zu meinem lieben
Pfarrer in N ... bringen. Jn dessen Kabinett
sollen sie Naturgeschichte studiren, wozu besonders
Mathilde einen ungewöhnlichen Hang hat. Und
solltest du es wohl glauben, daß sie eine Vorliebe
für das Mineralreich äußert!

Jda hängt mehr an dem Poetischen in der Na-
tur. Blumen! Blumen! und nichts als Blu-
men! Doch müssen Beide mir die Sache recht or-
dentlich und verständig treiben. Jda's Schönheits-
sinn ist für ein Kind von ihrem Alter schon sehr
entwickelt, und ist ungemein zart. So wie sie
die trunkenen Bauern "garstig vergnügt" nann-
te, so sagt sie von einem liebenswürdigen Men-
schen: "er ist schön vergnügt" oder auch: "selig
vergnügt" -- und dann glänzt ihr eigenes Ge-
sicht von Freude, wenn sie so von einem Menschen
spricht. Auch war ja der holde Engel fast immer
mit schönen Gestalten umgeben. Selbst Gortrud

wir ſind. Du kennſt unſere reizende Gegend, und
weißt, welche Abwechſelungen ſie darbietet. Oft
gibt es ſtatt des Spaziergangs auch eine Luſtfahrt.
Nächſtens werde ich die Kinder zu meinem lieben
Pfarrer in N … bringen. Jn deſſen Kabinett
ſollen ſie Naturgeſchichte ſtudiren, wozu beſonders
Mathilde einen ungewöhnlichen Hang hat. Und
ſollteſt du es wohl glauben, daß ſie eine Vorliebe
für das Mineralreich äußert!

Jda hängt mehr an dem Poetiſchen in der Na-
tur. Blumen! Blumen! und nichts als Blu-
men! Doch müſſen Beide mir die Sache recht or-
dentlich und verſtändig treiben. Jda’s Schönheits-
ſinn iſt für ein Kind von ihrem Alter ſchon ſehr
entwickelt, und iſt ungemein zart. So wie ſie
die trunkenen Bauern „garſtig vergnügt‟ nann-
te, ſo ſagt ſie von einem liebenswürdigen Men-
ſchen: „er iſt ſchön vergnügt‟ oder auch: „ſelig
vergnügt‟ — und dann glänzt ihr eigenes Ge-
ſicht von Freude, wenn ſie ſo von einem Menſchen
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[158/0172] wir ſind. Du kennſt unſere reizende Gegend, und weißt, welche Abwechſelungen ſie darbietet. Oft gibt es ſtatt des Spaziergangs auch eine Luſtfahrt. Nächſtens werde ich die Kinder zu meinem lieben Pfarrer in N … bringen. Jn deſſen Kabinett ſollen ſie Naturgeſchichte ſtudiren, wozu beſonders Mathilde einen ungewöhnlichen Hang hat. Und ſollteſt du es wohl glauben, daß ſie eine Vorliebe für das Mineralreich äußert! Jda hängt mehr an dem Poetiſchen in der Na- tur. Blumen! Blumen! und nichts als Blu- men! Doch müſſen Beide mir die Sache recht or- dentlich und verſtändig treiben. Jda’s Schönheits- ſinn iſt für ein Kind von ihrem Alter ſchon ſehr entwickelt, und iſt ungemein zart. So wie ſie die trunkenen Bauern „garſtig vergnügt‟ nann- te, ſo ſagt ſie von einem liebenswürdigen Men- ſchen: „er iſt ſchön vergnügt‟ oder auch: „ſelig vergnügt‟ — und dann glänzt ihr eigenes Ge- ſicht von Freude, wenn ſie ſo von einem Menſchen ſpricht. Auch war ja der holde Engel faſt immer mit ſchönen Geſtalten umgeben. Selbſt Gortrud

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/172>, abgerufen am 14.10.2024.