samkeit und mit der Anwendung des Gesagten zu- frieden, dann singe ich ihnen ein Lied, das sie wäh- len dürfen. Nun ist es halb 11 Uhr. Jetzt ge- hen sie mit dem zweiten Frühstücke in den Garten. Um 11 Uhr kommen sie wieder, da kommt ein jun- ger Mensch, der sie nach Pestalozzi's Methode rechnen lehrt. Von 12 Uhr an bis zu unserer Tischzeit, d. h., um 1 Uhr, sind sie frei und spie- len, wenn das Wetter mild ist, im Garten, sonst neben mir im Zimmer. Um 2 Uhr ist unsere Mahl- zeit vorbei. Bis 3 Uhr dürfen die Kleinen thun, was sie am liebsten wollen. Jetzt stricken sie in dieser Stunde. Von 3 bis 4 Uhr wird einen Tag gezeichnet, den andern Tag Naturgeschichte vor- genommen. Um 4 Uhr wird ein wenig Brot und Milch oder Früchte genossen; dann geht es hinaus spazieren, und oft recht weit.
Woldemar, der mit seiner Zeit schon mehr aus- richten muß, hat natürlich eine ganz andere Zeit- eintheilung. Doch treffen wir auf der Promenade gewöhnlich zusammen. Die Beiden gehen um 5 Uhr aus und holen uns wieder, wenn sie wissen, wo
ſamkeit und mit der Anwendung des Geſagten zu- frieden, dann ſinge ich ihnen ein Lied, das ſie wäh- len dürfen. Nun iſt es halb 11 Uhr. Jetzt ge- hen ſie mit dem zweiten Frühſtücke in den Garten. Um 11 Uhr kommen ſie wieder, da kommt ein jun- ger Menſch, der ſie nach Peſtalozzi’s Methode rechnen lehrt. Von 12 Uhr an bis zu unſerer Tiſchzeit, d. h., um 1 Uhr, ſind ſie frei und ſpie- len, wenn das Wetter mild iſt, im Garten, ſonſt neben mir im Zimmer. Um 2 Uhr iſt unſere Mahl- zeit vorbei. Bis 3 Uhr dürfen die Kleinen thun, was ſie am liebſten wollen. Jetzt ſtricken ſie in dieſer Stunde. Von 3 bis 4 Uhr wird einen Tag gezeichnet, den andern Tag Naturgeſchichte vor- genommen. Um 4 Uhr wird ein wenig Brot und Milch oder Früchte genoſſen; dann geht es hinaus ſpazieren, und oft recht weit.
Woldemar, der mit ſeiner Zeit ſchon mehr aus- richten muß, hat natürlich eine ganz andere Zeit- eintheilung. Doch treffen wir auf der Promenade gewöhnlich zuſammen. Die Beiden gehen um 5 Uhr aus und holen uns wieder, wenn ſie wiſſen, wo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0171"n="157"/>ſamkeit und mit der Anwendung des Geſagten zu-<lb/>
frieden, dann ſinge ich ihnen ein Lied, das ſie wäh-<lb/>
len dürfen. Nun iſt es halb 11 Uhr. Jetzt ge-<lb/>
hen ſie mit dem zweiten Frühſtücke in den Garten.<lb/>
Um 11 Uhr kommen ſie wieder, da kommt ein jun-<lb/>
ger Menſch, der ſie nach <hirendition="#g">Peſtalozzi’s</hi> Methode<lb/>
rechnen lehrt. Von 12 Uhr an bis zu unſerer<lb/>
Tiſchzeit, d. h., um 1 Uhr, ſind ſie frei und ſpie-<lb/>
len, wenn das Wetter mild iſt, im Garten, ſonſt<lb/>
neben mir im Zimmer. Um 2 Uhr iſt unſere Mahl-<lb/>
zeit vorbei. Bis 3 Uhr dürfen die Kleinen thun,<lb/>
was ſie am liebſten wollen. Jetzt ſtricken ſie in<lb/>
dieſer Stunde. Von 3 bis 4 Uhr wird einen Tag<lb/>
gezeichnet, den andern Tag Naturgeſchichte vor-<lb/>
genommen. Um 4 Uhr wird ein wenig Brot und<lb/>
Milch oder Früchte genoſſen; dann geht es hinaus<lb/>ſpazieren, und oft recht weit.</p><lb/><p>Woldemar, der mit ſeiner Zeit ſchon mehr aus-<lb/>
richten muß, hat natürlich eine ganz andere Zeit-<lb/>
eintheilung. Doch treffen wir auf der Promenade<lb/>
gewöhnlich zuſammen. Die Beiden gehen um 5 Uhr<lb/>
aus und holen uns wieder, wenn ſie wiſſen, wo<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[157/0171]
ſamkeit und mit der Anwendung des Geſagten zu-
frieden, dann ſinge ich ihnen ein Lied, das ſie wäh-
len dürfen. Nun iſt es halb 11 Uhr. Jetzt ge-
hen ſie mit dem zweiten Frühſtücke in den Garten.
Um 11 Uhr kommen ſie wieder, da kommt ein jun-
ger Menſch, der ſie nach Peſtalozzi’s Methode
rechnen lehrt. Von 12 Uhr an bis zu unſerer
Tiſchzeit, d. h., um 1 Uhr, ſind ſie frei und ſpie-
len, wenn das Wetter mild iſt, im Garten, ſonſt
neben mir im Zimmer. Um 2 Uhr iſt unſere Mahl-
zeit vorbei. Bis 3 Uhr dürfen die Kleinen thun,
was ſie am liebſten wollen. Jetzt ſtricken ſie in
dieſer Stunde. Von 3 bis 4 Uhr wird einen Tag
gezeichnet, den andern Tag Naturgeſchichte vor-
genommen. Um 4 Uhr wird ein wenig Brot und
Milch oder Früchte genoſſen; dann geht es hinaus
ſpazieren, und oft recht weit.
Woldemar, der mit ſeiner Zeit ſchon mehr aus-
richten muß, hat natürlich eine ganz andere Zeit-
eintheilung. Doch treffen wir auf der Promenade
gewöhnlich zuſammen. Die Beiden gehen um 5 Uhr
aus und holen uns wieder, wenn ſie wiſſen, wo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/171>, abgerufen am 05.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.