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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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wohl seyn mag? Jda konnte es nicht erwarten,
bis Woldemar zu Tische kam. So wie er in die
Thüre trat, sprang sie ihm entgegen und fiel ihm
um den Hals. Lieber Woldemar, ich wollte so
gern, daß der lahme Paul alle Tage Brot haben
sollte. Jch kann ihm nur für 4 Tage etwas kau-
fen. So will ich für 3 Tage hinzuthun, sagte er.
O! nun bin ich wieder lustig, Tante, wenn ich
auch keine Blumen habe. Dies Wort von den
Blumen war für Woldemar nicht verloren. Nach
Tische ging ich mit Platov in's Nebenzimmer, und
erzählte ihm den ganzen Verlauf mit Jda. Gut,
sagt' er. Morgen früh wird Jda unter Blumen
erwachen. Das erste, was Woldemar heute mit
seinem Taschengelde vorhatte, war, daß er Jda
eine recht neue Freude machen wollte. Jch hab'
ihm den Entschluß angesehn, als Jda sagte:
"wenn ich auch keine Blumen habe." Es quälte ihn
ohnedies schon, daß er nichts neues für sie aufzu-
denken wußte. Nun hat sie ihm einen Gedanken
gegeben: ich darf ihn also nur machen lassen, und
ihm allenfalls nachweisen, wo er die schönsten Blu-
men bekommen kann.

wohl ſeyn mag? Jda konnte es nicht erwarten,
bis Woldemar zu Tiſche kam. So wie er in die
Thüre trat, ſprang ſie ihm entgegen und fiel ihm
um den Hals. Lieber Woldemar, ich wollte ſo
gern, daß der lahme Paul alle Tage Brot haben
ſollte. Jch kann ihm nur für 4 Tage etwas kau-
fen. So will ich für 3 Tage hinzuthun, ſagte er.
O! nun bin ich wieder luſtig, Tante, wenn ich
auch keine Blumen habe. Dies Wort von den
Blumen war für Woldemar nicht verloren. Nach
Tiſche ging ich mit Platov in’s Nebenzimmer, und
erzählte ihm den ganzen Verlauf mit Jda. Gut,
ſagt’ er. Morgen früh wird Jda unter Blumen
erwachen. Das erſte, was Woldemar heute mit
ſeinem Taſchengelde vorhatte, war, daß er Jda
eine recht neue Freude machen wollte. Jch hab’
ihm den Entſchluß angeſehn, als Jda ſagte:
„wenn ich auch keine Blumen habe.‟ Es quälte ihn
ohnedies ſchon, daß er nichts neues für ſie aufzu-
denken wußte. Nun hat ſie ihm einen Gedanken
gegeben: ich darf ihn alſo nur machen laſſen, und
ihm allenfalls nachweiſen, wo er die ſchönſten Blu-
men bekommen kann.

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[150/0164] wohl ſeyn mag? Jda konnte es nicht erwarten, bis Woldemar zu Tiſche kam. So wie er in die Thüre trat, ſprang ſie ihm entgegen und fiel ihm um den Hals. Lieber Woldemar, ich wollte ſo gern, daß der lahme Paul alle Tage Brot haben ſollte. Jch kann ihm nur für 4 Tage etwas kau- fen. So will ich für 3 Tage hinzuthun, ſagte er. O! nun bin ich wieder luſtig, Tante, wenn ich auch keine Blumen habe. Dies Wort von den Blumen war für Woldemar nicht verloren. Nach Tiſche ging ich mit Platov in’s Nebenzimmer, und erzählte ihm den ganzen Verlauf mit Jda. Gut, ſagt’ er. Morgen früh wird Jda unter Blumen erwachen. Das erſte, was Woldemar heute mit ſeinem Taſchengelde vorhatte, war, daß er Jda eine recht neue Freude machen wollte. Jch hab’ ihm den Entſchluß angeſehn, als Jda ſagte: „wenn ich auch keine Blumen habe.‟ Es quälte ihn ohnedies ſchon, daß er nichts neues für ſie aufzu- denken wußte. Nun hat ſie ihm einen Gedanken gegeben: ich darf ihn alſo nur machen laſſen, und ihm allenfalls nachweiſen, wo er die ſchönſten Blu- men bekommen kann.

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/164>, abgerufen am 03.10.2024.