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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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ein alter Soldat muß gehen, so lange er nur noch
ein gutes Bein hat; aber ich will alle Tage zu
Gott bitten, daß Sie gesund bleiben, und groß
werden, und schön wie ein Engel des Himmels.
"Nun, so komm denn alle Morgen zu uns. Jch
"will dir alle Morgen so ein Brötchen geben, und
"wenn die Tante mir Geld schenkt, das sollst du
"auch haben; aber du mußt keinen so garstigen
"Trank trinken, wovon die Leute toll werden."
Der Mensch sahe sie mit großen Augen an, und
murmelte für sich ein Paar Worte, die ich nicht
verstand. Er überschüttete uns mit Danksagun-
gen; ich bestätigte Jda's Bestellung, und bezeich-
nete ihm unser Haus. Unser Wagen rollte davon.

Auch hat der Mensch sich wirklich eingefunden,
und heißt nun Jda's Paul; denn Paul ist sein
Name. Gleich am ersten Morgen legte sie ihr
Brötchen für ihn bei Seite. Jch ließ es gesche-
hen. Sie mochte sehr hungrig geworden seyn,
aber sie hielt richtig aus, bis um 10 Uhr, wo ihr
zweites Frühstück kam; nur hört' ich bisweilen ei-
nen kleinen Seufzer.



ein alter Soldat muß gehen, ſo lange er nur noch
ein gutes Bein hat; aber ich will alle Tage zu
Gott bitten, daß Sie geſund bleiben, und groß
werden, und ſchön wie ein Engel des Himmels.
„Nun, ſo komm denn alle Morgen zu uns. Jch
„will dir alle Morgen ſo ein Brötchen geben, und
„wenn die Tante mir Geld ſchenkt, das ſollſt du
„auch haben; aber du mußt keinen ſo garſtigen
„Trank trinken, wovon die Leute toll werden.‟
Der Menſch ſahe ſie mit großen Augen an, und
murmelte für ſich ein Paar Worte, die ich nicht
verſtand. Er überſchüttete uns mit Dankſagun-
gen; ich beſtätigte Jda’s Beſtellung, und bezeich-
nete ihm unſer Haus. Unſer Wagen rollte davon.

Auch hat der Menſch ſich wirklich eingefunden,
und heißt nun Jda’s Paul; denn Paul iſt ſein
Name. Gleich am erſten Morgen legte ſie ihr
Brötchen für ihn bei Seite. Jch ließ es geſche-
hen. Sie mochte ſehr hungrig geworden ſeyn,
aber ſie hielt richtig aus, bis um 10 Uhr, wo ihr
zweites Frühſtück kam; nur hört’ ich bisweilen ei-
nen kleinen Seufzer.

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[138/0152] ein alter Soldat muß gehen, ſo lange er nur noch ein gutes Bein hat; aber ich will alle Tage zu Gott bitten, daß Sie geſund bleiben, und groß werden, und ſchön wie ein Engel des Himmels. „Nun, ſo komm denn alle Morgen zu uns. Jch „will dir alle Morgen ſo ein Brötchen geben, und „wenn die Tante mir Geld ſchenkt, das ſollſt du „auch haben; aber du mußt keinen ſo garſtigen „Trank trinken, wovon die Leute toll werden.‟ Der Menſch ſahe ſie mit großen Augen an, und murmelte für ſich ein Paar Worte, die ich nicht verſtand. Er überſchüttete uns mit Dankſagun- gen; ich beſtätigte Jda’s Beſtellung, und bezeich- nete ihm unſer Haus. Unſer Wagen rollte davon. Auch hat der Menſch ſich wirklich eingefunden, und heißt nun Jda’s Paul; denn Paul iſt ſein Name. Gleich am erſten Morgen legte ſie ihr Brötchen für ihn bei Seite. Jch ließ es geſche- hen. Sie mochte ſehr hungrig geworden ſeyn, aber ſie hielt richtig aus, bis um 10 Uhr, wo ihr zweites Frühſtück kam; nur hört’ ich bisweilen ei- nen kleinen Seufzer.

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/152>, abgerufen am 24.11.2024.