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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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ziehung sind sie allemal, wenn sie sich in einem
jungen Kinde finden. Ein fünf-, sechsjähriges
Kind hat keinen hellen Begriff vom Eigenthum;
ihm ist die Sorge für das Bedürfniß des andern
Morgens völlig so fremd, wie die, für das Heil
der kommenden Generation. Man kann ihm aber
einen Begriff vom Mein und Dein beibringen;
man kann es auch lehren, sich an einer Sparbüchse
zu freuen, in welche Tanten, Onkel und Basen
zu Neujahr und am Geburtstage ein Stück Geld
hineinwerfen, wodurch sie ihm einen Schatz ma-
chen, den es in seinem zwanzigsten oder fünf und
zwanzigsten Jahre etwa gebrauchen darf. Wer
seinen Kindern den Geiz, wenigstens die Geldliebe,
einimpfen will, wie die Blattern, dem wüßte ich
keine bessere Materie dazu zu empfehlen, als so
eine Sparbüchse voll Dukaten u. dergl., die man
ihm von seinem fünften, sechsten Jahre an bis in's
funfzehnte bisweilen vorzeigt. Die Methode ist
folgende: Man öffnet den Schatz, legt alsdann
die goldenen Münzen vor ihm hin, macht das
Kind aufmerksam, wie viel schöne Kleider, wie
viel leckere Schüsseln, wie viel Tanzpartieen, Lust-



ziehung ſind ſie allemal, wenn ſie ſich in einem
jungen Kinde finden. Ein fünf-, ſechsjähriges
Kind hat keinen hellen Begriff vom Eigenthum;
ihm iſt die Sorge für das Bedürfniß des andern
Morgens völlig ſo fremd, wie die, für das Heil
der kommenden Generation. Man kann ihm aber
einen Begriff vom Mein und Dein beibringen;
man kann es auch lehren, ſich an einer Sparbüchſe
zu freuen, in welche Tanten, Onkel und Baſen
zu Neujahr und am Geburtstage ein Stück Geld
hineinwerfen, wodurch ſie ihm einen Schatz ma-
chen, den es in ſeinem zwanzigſten oder fünf und
zwanzigſten Jahre etwa gebrauchen darf. Wer
ſeinen Kindern den Geiz, wenigſtens die Geldliebe,
einimpfen will, wie die Blattern, dem wüßte ich
keine beſſere Materie dazu zu empfehlen, als ſo
eine Sparbüchſe voll Dukaten u. dergl., die man
ihm von ſeinem fünften, ſechsten Jahre an bis in’s
funfzehnte bisweilen vorzeigt. Die Methode iſt
folgende: Man öffnet den Schatz, legt alsdann
die goldenen Münzen vor ihm hin, macht das
Kind aufmerkſam, wie viel ſchöne Kleider, wie
viel leckere Schüſſeln, wie viel Tanzpartieen, Luſt-

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[95/0109] ziehung ſind ſie allemal, wenn ſie ſich in einem jungen Kinde finden. Ein fünf-, ſechsjähriges Kind hat keinen hellen Begriff vom Eigenthum; ihm iſt die Sorge für das Bedürfniß des andern Morgens völlig ſo fremd, wie die, für das Heil der kommenden Generation. Man kann ihm aber einen Begriff vom Mein und Dein beibringen; man kann es auch lehren, ſich an einer Sparbüchſe zu freuen, in welche Tanten, Onkel und Baſen zu Neujahr und am Geburtstage ein Stück Geld hineinwerfen, wodurch ſie ihm einen Schatz ma- chen, den es in ſeinem zwanzigſten oder fünf und zwanzigſten Jahre etwa gebrauchen darf. Wer ſeinen Kindern den Geiz, wenigſtens die Geldliebe, einimpfen will, wie die Blattern, dem wüßte ich keine beſſere Materie dazu zu empfehlen, als ſo eine Sparbüchſe voll Dukaten u. dergl., die man ihm von ſeinem fünften, ſechsten Jahre an bis in’s funfzehnte bisweilen vorzeigt. Die Methode iſt folgende: Man öffnet den Schatz, legt alsdann die goldenen Münzen vor ihm hin, macht das Kind aufmerkſam, wie viel ſchöne Kleider, wie viel leckere Schüſſeln, wie viel Tanzpartieen, Luſt-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/109>, abgerufen am 22.11.2024.