Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.Rath: laß sie nie zu lange an Einer Arbeit haf- ten, auch wenn sie es wünschte, und nie ihre Lust und Freude an einer Beschäftigung völlig er- schöpfen. Ob Du sie wegen des Gelungenen loben sollest? Dreizehnter Brief. Wie lange mußt' ich mir diesmal die Freude ver- Rath: laß ſie nie zu lange an Einer Arbeit haf- ten, auch wenn ſie es wünſchte, und nie ihre Luſt und Freude an einer Beſchäftigung völlig er- ſchöpfen. Ob Du ſie wegen des Gelungenen loben ſolleſt? Dreizehnter Brief. Wie lange mußt’ ich mir diesmal die Freude ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0106" n="92"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Rath: laß ſie nie zu lange an <hi rendition="#g">Einer</hi> Arbeit haf-<lb/> ten, auch wenn ſie es wünſchte, und nie ihre Luſt<lb/> und Freude an einer Beſchäftigung völlig <hi rendition="#g">er-<lb/> ſchöpfen</hi>.</p><lb/> <p>Ob Du ſie wegen des Gelungenen loben ſolleſt?<lb/> Wenn es einige Anſtrengung gekoſtet hat, ja!<lb/> Schwache Kräfte bedürfen der Aufhülfe. Aber<lb/> lobe ja ſelten und mäßig, damit Dein Lob ihr neu<lb/> und anziehend bleibe, und ſiehe zu, daß das Lob<lb/> ihr nicht Bedürfniß werde, ohne welches ſie nichts<lb/> rechtes zu thun fähig wäre; verhüte, daß ſie ſich<lb/> nicht um ſeinetwillen <hi rendition="#g">allein</hi> anſtrenge. Selbſt<lb/> kleine Prämien für Arbeiten, welche Mühe geko-<lb/> ſtet haben, ſind nicht nachtheilig. Auch hierüber<lb/> künftig einmal mehr. Für heute ſey es genug.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Dreizehnter Brief</hi>.</head><lb/> <p>Wie lange mußt’ ich mir diesmal die Freude ver-<lb/> ſagen, Dir, geliebte Emma, zu ſchreiben! Wie<lb/> oft hat mich ſeitdem nach dem Schreibtiſche ver-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0106]
Rath: laß ſie nie zu lange an Einer Arbeit haf-
ten, auch wenn ſie es wünſchte, und nie ihre Luſt
und Freude an einer Beſchäftigung völlig er-
ſchöpfen.
Ob Du ſie wegen des Gelungenen loben ſolleſt?
Wenn es einige Anſtrengung gekoſtet hat, ja!
Schwache Kräfte bedürfen der Aufhülfe. Aber
lobe ja ſelten und mäßig, damit Dein Lob ihr neu
und anziehend bleibe, und ſiehe zu, daß das Lob
ihr nicht Bedürfniß werde, ohne welches ſie nichts
rechtes zu thun fähig wäre; verhüte, daß ſie ſich
nicht um ſeinetwillen allein anſtrenge. Selbſt
kleine Prämien für Arbeiten, welche Mühe geko-
ſtet haben, ſind nicht nachtheilig. Auch hierüber
künftig einmal mehr. Für heute ſey es genug.
Dreizehnter Brief.
Wie lange mußt’ ich mir diesmal die Freude ver-
ſagen, Dir, geliebte Emma, zu ſchreiben! Wie
oft hat mich ſeitdem nach dem Schreibtiſche ver-
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