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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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aus sahe, zum frühen Zeichnen vorbereitet. Ge-
wiß hat hierzu auch der Anblick schöner Naturge-
genstände und ihrer Abbildung, und die Verglei-
chung zwischen Bild und Sache, die sie früh an-
stellen mußte, kräftig mitgewirkt. Mich wundert
es nicht, daß sie verschiedene Blumen schon sehr
getreu zeichnet. Laß sie sich zu allem, was sie künf-
tig Hübsches arbeiten will, die Zeichnung selbst
verfertigen. Auf's höchste magst Du sie erst korri-
giren, ehe Du sie sie bei ihren Arbeiten brauchen
lässest, damit ihre Arbeiten so wenig wie möglich
mißrathen, und sie den Muth, etwas zu unter-
nehmen, nicht verliere, oder sich über das Schlechte
zu leicht tröste.

Laß sie so von Stufe zu Stufe weiter gehen.
Will ihre Lebhaftigkeit einmal die Stufe über-
springen: laß sie es, nur heiße das Mißlungene
nicht gut, und wenn es auch für ein anderes Kind
von sechs bis sieben Jahren gut wäre. Weißt Du,
daß sie es hätte besser machen können, so sage ihr,
daß es nicht gerathen sey, und sage ihr, oder laß
sie lieber selbst finden, woran es liege. Noch einen



aus ſahe, zum frühen Zeichnen vorbereitet. Ge-
wiß hat hierzu auch der Anblick ſchöner Naturge-
genſtände und ihrer Abbildung, und die Verglei-
chung zwiſchen Bild und Sache, die ſie früh an-
ſtellen mußte, kräftig mitgewirkt. Mich wundert
es nicht, daß ſie verſchiedene Blumen ſchon ſehr
getreu zeichnet. Laß ſie ſich zu allem, was ſie künf-
tig Hübſches arbeiten will, die Zeichnung ſelbſt
verfertigen. Auf’s höchſte magſt Du ſie erſt korri-
giren, ehe Du ſie ſie bei ihren Arbeiten brauchen
läſſeſt, damit ihre Arbeiten ſo wenig wie möglich
mißrathen, und ſie den Muth, etwas zu unter-
nehmen, nicht verliere, oder ſich über das Schlechte
zu leicht tröſte.

Laß ſie ſo von Stufe zu Stufe weiter gehen.
Will ihre Lebhaftigkeit einmal die Stufe über-
ſpringen: laß ſie es, nur heiße das Mißlungene
nicht gut, und wenn es auch für ein anderes Kind
von ſechs bis ſieben Jahren gut wäre. Weißt Du,
daß ſie es hätte beſſer machen können, ſo ſage ihr,
daß es nicht gerathen ſey, und ſage ihr, oder laß
ſie lieber ſelbſt finden, woran es liege. Noch einen

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[91/0105] aus ſahe, zum frühen Zeichnen vorbereitet. Ge- wiß hat hierzu auch der Anblick ſchöner Naturge- genſtände und ihrer Abbildung, und die Verglei- chung zwiſchen Bild und Sache, die ſie früh an- ſtellen mußte, kräftig mitgewirkt. Mich wundert es nicht, daß ſie verſchiedene Blumen ſchon ſehr getreu zeichnet. Laß ſie ſich zu allem, was ſie künf- tig Hübſches arbeiten will, die Zeichnung ſelbſt verfertigen. Auf’s höchſte magſt Du ſie erſt korri- giren, ehe Du ſie ſie bei ihren Arbeiten brauchen läſſeſt, damit ihre Arbeiten ſo wenig wie möglich mißrathen, und ſie den Muth, etwas zu unter- nehmen, nicht verliere, oder ſich über das Schlechte zu leicht tröſte. Laß ſie ſo von Stufe zu Stufe weiter gehen. Will ihre Lebhaftigkeit einmal die Stufe über- ſpringen: laß ſie es, nur heiße das Mißlungene nicht gut, und wenn es auch für ein anderes Kind von ſechs bis ſieben Jahren gut wäre. Weißt Du, daß ſie es hätte beſſer machen können, ſo ſage ihr, daß es nicht gerathen ſey, und ſage ihr, oder laß ſie lieber ſelbſt finden, woran es liege. Noch einen

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/105>, abgerufen am 22.11.2024.