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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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II. Der Kampf der Theile im Organismus.
gefügt, sondern hier sind die nachfolgenden immer die Pro-
ducte, die Nachkommen der vorherigen. Sofern nun die schon
anwesenden nicht alle einander gleich sind, sondern das eine,
durch irgend eine besondere Eigenschaft begünstigt, mehr
zu produciren vermag als das andere, so wird dieses mehr
Nachkommen hervorbringen, einen grösseren Antheil an dem
Baue haben als das andere, und indem seine Nachkommen die
günstige Eigenschaft von ihm ererbt haben, wird die schon
grössere Zahl derselben wiederum im Stande sein, sich in her-
vorragenderer Weise durch Vermehrung am Aufbaue des Ganzen
zu betheiligen.

Ist das Individuum schon erwachsen, handelt es sich also
blos um die physiologische Regeneration, so kann dabei ganz
das Gleiche stattfinden; denn sobald eine Zelle im Absterben
ist, wird von den Nachbarzellen diejenige, welche zufolge ihrer
chemischen Natur am kräftigsten ist, am meisten zur Ver-
mehrung tendirt, die abgeschiedene ersetzen, und da deren
Nachkommenschaft wiederum kräftiger sein wird, so wird bei
Wiederholung der Gelegenheit dieselbe allmählich in immer
weitere Kreise dringen.

Ein solcher Kampf ist aber, wie sich aus unserer Annahme
ergiebt, nur möglich, wenn die Theile nicht vollkommen gleich
unter einander sind, sich also nicht fortwährend das Gleich-
gewicht zu halten vermögen. Bei absoluter Gleichheit aller
gleich fungirenden Theile müsste auch der Antheil aller am Auf-
bau des Organismus oder an der Regeneration desselben der
gleiche sein und nur äussere begünstigende Momente, wie gün-
stigere Lage zu einem Blutgefässe etc., könnten eine Bevor-
zugung hervorbringen, welche aber nur gering und vorüber-
gehend wäre, da sie nicht auf die Nachkommen übertragbar
ist. Uebertrüge sie sich aber auf die Nachkommen, so wäre
das ein Beweis, dass sie in der Natur der mütterlichen

II. Der Kampf der Theile im Organismus.
gefügt, sondern hier sind die nachfolgenden immer die Pro-
ducte, die Nachkommen der vorherigen. Sofern nun die schon
anwesenden nicht alle einander gleich sind, sondern das eine,
durch irgend eine besondere Eigenschaft begünstigt, mehr
zu produciren vermag als das andere, so wird dieses mehr
Nachkommen hervorbringen, einen grösseren Antheil an dem
Baue haben als das andere, und indem seine Nachkommen die
günstige Eigenschaft von ihm ererbt haben, wird die schon
grössere Zahl derselben wiederum im Stande sein, sich in her-
vorragenderer Weise durch Vermehrung am Aufbaue des Ganzen
zu betheiligen.

Ist das Individuum schon erwachsen, handelt es sich also
blos um die physiologische Regeneration, so kann dabei ganz
das Gleiche stattfinden; denn sobald eine Zelle im Absterben
ist, wird von den Nachbarzellen diejenige, welche zufolge ihrer
chemischen Natur am kräftigsten ist, am meisten zur Ver-
mehrung tendirt, die abgeschiedene ersetzen, und da deren
Nachkommenschaft wiederum kräftiger sein wird, so wird bei
Wiederholung der Gelegenheit dieselbe allmählich in immer
weitere Kreise dringen.

Ein solcher Kampf ist aber, wie sich aus unserer Annahme
ergiebt, nur möglich, wenn die Theile nicht vollkommen gleich
unter einander sind, sich also nicht fortwährend das Gleich-
gewicht zu halten vermögen. Bei absoluter Gleichheit aller
gleich fungirenden Theile müsste auch der Antheil aller am Auf-
bau des Organismus oder an der Regeneration desselben der
gleiche sein und nur äussere begünstigende Momente, wie gün-
stigere Lage zu einem Blutgefässe etc., könnten eine Bevor-
zugung hervorbringen, welche aber nur gering und vorüber-
gehend wäre, da sie nicht auf die Nachkommen übertragbar
ist. Uebertrüge sie sich aber auf die Nachkommen, so wäre
das ein Beweis, dass sie in der Natur der mütterlichen

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[68/0082] II. Der Kampf der Theile im Organismus. gefügt, sondern hier sind die nachfolgenden immer die Pro- ducte, die Nachkommen der vorherigen. Sofern nun die schon anwesenden nicht alle einander gleich sind, sondern das eine, durch irgend eine besondere Eigenschaft begünstigt, mehr zu produciren vermag als das andere, so wird dieses mehr Nachkommen hervorbringen, einen grösseren Antheil an dem Baue haben als das andere, und indem seine Nachkommen die günstige Eigenschaft von ihm ererbt haben, wird die schon grössere Zahl derselben wiederum im Stande sein, sich in her- vorragenderer Weise durch Vermehrung am Aufbaue des Ganzen zu betheiligen. Ist das Individuum schon erwachsen, handelt es sich also blos um die physiologische Regeneration, so kann dabei ganz das Gleiche stattfinden; denn sobald eine Zelle im Absterben ist, wird von den Nachbarzellen diejenige, welche zufolge ihrer chemischen Natur am kräftigsten ist, am meisten zur Ver- mehrung tendirt, die abgeschiedene ersetzen, und da deren Nachkommenschaft wiederum kräftiger sein wird, so wird bei Wiederholung der Gelegenheit dieselbe allmählich in immer weitere Kreise dringen. Ein solcher Kampf ist aber, wie sich aus unserer Annahme ergiebt, nur möglich, wenn die Theile nicht vollkommen gleich unter einander sind, sich also nicht fortwährend das Gleich- gewicht zu halten vermögen. Bei absoluter Gleichheit aller gleich fungirenden Theile müsste auch der Antheil aller am Auf- bau des Organismus oder an der Regeneration desselben der gleiche sein und nur äussere begünstigende Momente, wie gün- stigere Lage zu einem Blutgefässe etc., könnten eine Bevor- zugung hervorbringen, welche aber nur gering und vorüber- gehend wäre, da sie nicht auf die Nachkommen übertragbar ist. Uebertrüge sie sich aber auf die Nachkommen, so wäre das ein Beweis, dass sie in der Natur der mütterlichen

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/82>, abgerufen am 22.11.2024.