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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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A. Begründung.
einem bestimmten Typus gebauten leistungsfähigen Organe zu-
sammen. Unmöglich kann durch die Vererbung von vorn-
herein bestimmt sein, dass die hundertste oder eine andere
Leberzelle genau diese von allen anderen etwas abweichende
Grösse und Gestalt haben und unter diesem Winkel, welcher
für jede etwas verschieden ist, sich mit den vorhergebildeten
und nachfolgenden Zellen verbindet, sondern die nachfolgende
Zelle fügt sich nach ihrer Individualität an die vorhergehende
an, dabei blos bestimmt durch die in ihrer vererbten Qualität
liegenden Bedürfnisse einer gewissen Berührung mit der Capil-
lare, mit Nachbarzellen etc. im Uebrigen aber frei.

Das embryonale Geschehen findet offenbar statt wie die
Ausführung von Submissionsarbeiten, z. B. eines Baues, für
welchen Material, Grösse, Gestalt, innere Einrichtung und dieses
blos, soweit sie durch die beabsichtigte Verwendung, also durch
die Function des Hauses bestimmt werden, normirt wird. Da-
gegen ist vieles in der Einzelausführung, z. B. die Lagerung
der einzelnen Steine, und wenn sie Natursteine, also ungleich
sind, ihre Zusammenfügung dem Unternehmer und seinen Ge-
hülfen frei überlassen, wenn sie nur so geschieht, dass sie die
bedungene Function zu verrichten vermögen. So wird denn ein
Stein nach dem anderen eingefügt und der nachfolgende dem
vorhergehenden in Lage, Grösse und Gestalt angepasst, oder
eventuell auch einmal umgekehrt kommt es vor, dass der nach-
folgende, wenn er gross genug ist, die vorhergehenden zwingt,
sich ihm anzupassen.

Aber durch all' das entsteht noch kein Kampf, keine zur
Bevorzugung des geeigneteren führende Wechselwirkung der
Theile. Diese ergiebt sich erst, wenn wir die vitalen Eigen-
schaften des Organischen zur Geltung kommen lassen.

Beim Organischen sind die Bausteine nicht vorher alle
fertig gemacht und werden dann blos nacheinander zusammen-

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A. Begründung.
einem bestimmten Typus gebauten leistungsfähigen Organe zu-
sammen. Unmöglich kann durch die Vererbung von vorn-
herein bestimmt sein, dass die hundertste oder eine andere
Leberzelle genau diese von allen anderen etwas abweichende
Grösse und Gestalt haben und unter diesem Winkel, welcher
für jede etwas verschieden ist, sich mit den vorhergebildeten
und nachfolgenden Zellen verbindet, sondern die nachfolgende
Zelle fügt sich nach ihrer Individualität an die vorhergehende
an, dabei blos bestimmt durch die in ihrer vererbten Qualität
liegenden Bedürfnisse einer gewissen Berührung mit der Capil-
lare, mit Nachbarzellen etc. im Uebrigen aber frei.

Das embryonale Geschehen findet offenbar statt wie die
Ausführung von Submissionsarbeiten, z. B. eines Baues, für
welchen Material, Grösse, Gestalt, innere Einrichtung und dieses
blos, soweit sie durch die beabsichtigte Verwendung, also durch
die Function des Hauses bestimmt werden, normirt wird. Da-
gegen ist vieles in der Einzelausführung, z. B. die Lagerung
der einzelnen Steine, und wenn sie Natursteine, also ungleich
sind, ihre Zusammenfügung dem Unternehmer und seinen Ge-
hülfen frei überlassen, wenn sie nur so geschieht, dass sie die
bedungene Function zu verrichten vermögen. So wird denn ein
Stein nach dem anderen eingefügt und der nachfolgende dem
vorhergehenden in Lage, Grösse und Gestalt angepasst, oder
eventuell auch einmal umgekehrt kommt es vor, dass der nach-
folgende, wenn er gross genug ist, die vorhergehenden zwingt,
sich ihm anzupassen.

Aber durch all’ das entsteht noch kein Kampf, keine zur
Bevorzugung des geeigneteren führende Wechselwirkung der
Theile. Diese ergiebt sich erst, wenn wir die vitalen Eigen-
schaften des Organischen zur Geltung kommen lassen.

Beim Organischen sind die Bausteine nicht vorher alle
fertig gemacht und werden dann blos nacheinander zusammen-

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[67/0081] A. Begründung. einem bestimmten Typus gebauten leistungsfähigen Organe zu- sammen. Unmöglich kann durch die Vererbung von vorn- herein bestimmt sein, dass die hundertste oder eine andere Leberzelle genau diese von allen anderen etwas abweichende Grösse und Gestalt haben und unter diesem Winkel, welcher für jede etwas verschieden ist, sich mit den vorhergebildeten und nachfolgenden Zellen verbindet, sondern die nachfolgende Zelle fügt sich nach ihrer Individualität an die vorhergehende an, dabei blos bestimmt durch die in ihrer vererbten Qualität liegenden Bedürfnisse einer gewissen Berührung mit der Capil- lare, mit Nachbarzellen etc. im Uebrigen aber frei. Das embryonale Geschehen findet offenbar statt wie die Ausführung von Submissionsarbeiten, z. B. eines Baues, für welchen Material, Grösse, Gestalt, innere Einrichtung und dieses blos, soweit sie durch die beabsichtigte Verwendung, also durch die Function des Hauses bestimmt werden, normirt wird. Da- gegen ist vieles in der Einzelausführung, z. B. die Lagerung der einzelnen Steine, und wenn sie Natursteine, also ungleich sind, ihre Zusammenfügung dem Unternehmer und seinen Ge- hülfen frei überlassen, wenn sie nur so geschieht, dass sie die bedungene Function zu verrichten vermögen. So wird denn ein Stein nach dem anderen eingefügt und der nachfolgende dem vorhergehenden in Lage, Grösse und Gestalt angepasst, oder eventuell auch einmal umgekehrt kommt es vor, dass der nach- folgende, wenn er gross genug ist, die vorhergehenden zwingt, sich ihm anzupassen. Aber durch all’ das entsteht noch kein Kampf, keine zur Bevorzugung des geeigneteren führende Wechselwirkung der Theile. Diese ergiebt sich erst, wenn wir die vitalen Eigen- schaften des Organischen zur Geltung kommen lassen. Beim Organischen sind die Bausteine nicht vorher alle fertig gemacht und werden dann blos nacheinander zusammen- 5*

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/81>, abgerufen am 22.11.2024.