Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und der Graf von Oxford. lich verhiesse er dieses mit tausend Eyd-Schwühren,bathe sie aber, nichts davon einigen von seinen An- verwandten wissen zu lassen. Da nun alles zur Vollziehung der Heyrath zwischen ihnen angestel- let, und niemanden, als solchen Leuten, so nothwen- dig darum wissen musten, etwas darvon bekannt gemacht wurde, so stellte er ihr vor, was massen sie mit ihm aufs Land reisen sollte; Weil sie aber gleichsam im Geiste voraus sahe, was ihr nachge- hends begegnete, vermeldete sie ihm, welcher gestalt sie in London mit ihm vermählt zu werden wün- sche. Nach einigen Disputen willigte er darein, und liesse sich in seinem eigenen Hause mit ihr co- puliren. Als die Ceremonie vollzogen war, vermeinte sie nunmehro den Gipffel ihrer Wünsche erreicht zu haben, so, daß niemahls ein Mensch auf der Welt mehr Zufriedenheit über seinem Glücke, als sie, von sich blicken lassen. Die erste Nacht war kaum vergangen, als mir
und der Graf von Oxford. lich verhieſſe er dieſes mit tauſend Eyd-Schwuͤhren,bathe ſie aber, nichts davon einigen von ſeinen An- verwandten wiſſen zu laſſen. Da nun alles zur Vollziehung der Heyrath zwiſchen ihnen angeſtel- let, und niemanden, als ſolchen Leuten, ſo nothwen- dig darum wiſſen muſten, etwas darvon bekannt gemacht wurde, ſo ſtellte er ihr vor, was maſſen ſie mit ihm aufs Land reiſen ſollte; Weil ſie aber gleichſam im Geiſte voraus ſahe, was ihr nachge- hends begegnete, vermeldete ſie ihm, welcher geſtalt ſie in London mit ihm vermaͤhlt zu werden wuͤn- ſche. Nach einigen Diſputen willigte er darein, und lieſſe ſich in ſeinem eigenen Hauſe mit ihr co- puliren. Als die Ceremonie vollzogen war, vermeinte ſie nunmehro den Gipffel ihrer Wuͤnſche erreicht zu haben, ſo, daß niemahls ein Menſch auf der Welt mehr Zufriedenheit uͤber ſeinem Gluͤcke, als ſie, von ſich blicken laſſen. Die erſte Nacht war kaum vergangen, als mir
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und der Graf von Oxford.
lich verhieſſe er dieſes mit tauſend Eyd-Schwuͤhren,
bathe ſie aber, nichts davon einigen von ſeinen An-
verwandten wiſſen zu laſſen. Da nun alles zur
Vollziehung der Heyrath zwiſchen ihnen angeſtel-
let, und niemanden, als ſolchen Leuten, ſo nothwen-
dig darum wiſſen muſten, etwas darvon bekannt
gemacht wurde, ſo ſtellte er ihr vor, was maſſen ſie
mit ihm aufs Land reiſen ſollte; Weil ſie aber
gleichſam im Geiſte voraus ſahe, was ihr nachge-
hends begegnete, vermeldete ſie ihm, welcher geſtalt
ſie in London mit ihm vermaͤhlt zu werden wuͤn-
ſche. Nach einigen Diſputen willigte er darein,
und lieſſe ſich in ſeinem eigenen Hauſe mit ihr co-
puliren. Als die Ceremonie vollzogen war,
vermeinte ſie nunmehro den Gipffel ihrer Wuͤnſche
erreicht zu haben, ſo, daß niemahls ein Menſch auf
der Welt mehr Zufriedenheit uͤber ſeinem Gluͤcke,
als ſie, von ſich blicken laſſen.
Die erſte Nacht war kaum vergangen, als
Roxolana, welche noch ſchlieffe, von dem Gra-
fen ziemlich unſanfft an die Seite geſtoſſen wurde,
mit der Anrede: Wachet auf, Roxolana,
wachet auf! es iſt Zeit aufzuſtehen. Sie
wendete ihre Augen auf ihn, ſahe ihn an und ſagte:
Warum, mein Lord, nennen ſie mich
Roxolana? Habe ich nicht die Ehre, Graͤ-
fin von Oxford zu ſeyn? Nein, war ſeine
Gegen-Antwort, ihr ſeyd es nicht, ihr ſeyd
mir
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