Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und J - -, eine bekannte Caffe-Schänckin.
schuldigung, daß er diesen Morgen nicht
zu Hause seyn darff, so will ich ihm den
Ehebrecher und Ehebrecherin in seine ei-
gene Hände lieffern.
Er spitzte über diesen
Worten nicht nur die Ohren, wie der Schimmel,
wenn man den Haber-Sack schüttelt, sondern die
Lauß ritte ihm auch gewaltig über die Leber, daß,
seine Augen für Eyfer und Rache, wie ein ange-
zündeter Strohwisch, funckelten; Doch raffte er
seine zerritteten Gedancken ein wenig wiederum zu-
sammen, und bedanckte sich für die Sorgfalt, die
sie für seine Reputation trüge, mit dem fernern
Vermelden, sie sollte ihm nur Rath und Einschlag
geben, auf was Weise er seine zeithero unsichtbaren
Hirsch-Peruquen sichtbar machen möchte: Und
also gieng er hinauf, nahm eine verstellte liebreiche
Beurlaubung von seiner Hauß-Ehre, gab vor, er
hätte Geschäffte ausserhalb zu verrichten, und werde
nicht eher wieder kommen biß Nachmittag um 4.
Uhr, auch folglich zu Mittag nicht zu Hauß speisen.
Sie regardirte nicht sonderlich was er sagte, son-
dern gab ihm ein Küßgen und ließ ihn lauffen.
So bald die Katze hinweg war, hatten die Mäuse
ihre Kurtzweil: Jch will sagen: So bald der Die-
ner vermerckte, daß sein Herr ausgegangen sey,
hutschte er geschwinde die Treppe hinauf, und kroche
in seiner Frauen Kammer hinein; Da denn sein
langes Verharren darinnen die Hauß-Jungfer

klär-
K k 5

und J ‒ ‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin.
ſchuldigung, daß er dieſen Morgen nicht
zu Hauſe ſeyn darff, ſo will ich ihm den
Ehebrecher und Ehebrecherin in ſeine ei-
gene Haͤnde lieffern.
Er ſpitzte uͤber dieſen
Worten nicht nur die Ohren, wie der Schimmel,
wenn man den Haber-Sack ſchuͤttelt, ſondern die
Lauß ritte ihm auch gewaltig uͤber die Leber, daß,
ſeine Augen fuͤr Eyfer und Rache, wie ein ange-
zuͤndeter Strohwiſch, funckelten; Doch raffte er
ſeine zerritteten Gedancken ein wenig wiederum zu-
ſammen, und bedanckte ſich fuͤr die Sorgfalt, die
ſie fuͤr ſeine Reputation truͤge, mit dem fernern
Vermelden, ſie ſollte ihm nur Rath und Einſchlag
geben, auf was Weiſe er ſeine zeithero unſichtbaren
Hirſch-Peruquen ſichtbar machen moͤchte: Und
alſo gieng er hinauf, nahm eine verſtellte liebreiche
Beurlaubung von ſeiner Hauß-Ehre, gab vor, er
haͤtte Geſchaͤffte auſſerhalb zu verrichten, und werde
nicht eher wieder kommen biß Nachmittag um 4.
Uhr, auch folglich zu Mittag nicht zu Hauß ſpeiſen.
Sie regardirte nicht ſonderlich was er ſagte, ſon-
dern gab ihm ein Kuͤßgen und ließ ihn lauffen.
So bald die Katze hinweg war, hatten die Maͤuſe
ihre Kurtzweil: Jch will ſagen: So bald der Die-
ner vermerckte, daß ſein Herr ausgegangen ſey,
hutſchte er geſchwinde die Treppe hinauf, und kroche
in ſeiner Frauen Kammer hinein; Da denn ſein
langes Verharren darinnen die Hauß-Jungfer

klaͤr-
K k 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0541" n="521"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">J</hi> &#x2012; &#x2012;, eine bekan&#x0303;te <hi rendition="#aq">Caffé-</hi>Scha&#x0364;nckin.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;chuldigung, daß er die&#x017F;en Morgen nicht<lb/>
zu Hau&#x017F;e &#x017F;eyn darff, &#x017F;o will ich ihm den<lb/>
Ehebrecher und Ehebrecherin in &#x017F;eine ei-<lb/>
gene Ha&#x0364;nde lieffern.</hi> Er &#x017F;pitzte u&#x0364;ber die&#x017F;en<lb/>
Worten nicht nur die Ohren, wie der Schimmel,<lb/>
wenn man den Haber-Sack &#x017F;chu&#x0364;ttelt, &#x017F;ondern die<lb/>
Lauß ritte ihm auch gewaltig u&#x0364;ber die Leber, daß,<lb/>
&#x017F;eine Augen fu&#x0364;r Eyfer und Rache, wie ein ange-<lb/>
zu&#x0364;ndeter Strohwi&#x017F;ch, funckelten; Doch raffte er<lb/>
&#x017F;eine zerritteten Gedancken ein wenig wiederum zu-<lb/>
&#x017F;ammen, und bedanckte &#x017F;ich fu&#x0364;r die Sorgfalt, die<lb/>
&#x017F;ie fu&#x0364;r &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Reputation</hi> tru&#x0364;ge, mit dem fernern<lb/>
Vermelden, &#x017F;ie &#x017F;ollte ihm nur Rath und Ein&#x017F;chlag<lb/>
geben, auf was Wei&#x017F;e er &#x017F;eine zeithero un&#x017F;ichtbaren<lb/>
Hir&#x017F;ch-<hi rendition="#aq">Peruquen</hi> &#x017F;ichtbar machen mo&#x0364;chte: Und<lb/>
al&#x017F;o gieng er hinauf, nahm eine ver&#x017F;tellte liebreiche<lb/>
Beurlaubung von &#x017F;einer Hauß-Ehre, gab vor, er<lb/>
ha&#x0364;tte Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte au&#x017F;&#x017F;erhalb zu verrichten, und werde<lb/>
nicht eher wieder kommen biß Nachmittag um 4.<lb/>
Uhr, auch folglich zu Mittag nicht zu Hauß &#x017F;pei&#x017F;en.<lb/>
Sie <hi rendition="#aq">regardir</hi>te nicht &#x017F;onderlich was er &#x017F;agte, &#x017F;on-<lb/>
dern gab ihm ein Ku&#x0364;ßgen und ließ ihn lauffen.<lb/>
So bald die Katze hinweg war, hatten die Ma&#x0364;u&#x017F;e<lb/>
ihre Kurtzweil: Jch will &#x017F;agen: So bald der Die-<lb/>
ner vermerckte, daß &#x017F;ein Herr ausgegangen &#x017F;ey,<lb/>
hut&#x017F;chte er ge&#x017F;chwinde die Treppe hinauf, und kroche<lb/>
in &#x017F;einer Frauen Kammer hinein; Da denn &#x017F;ein<lb/>
langes Verharren darinnen die Hauß-Jungfer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 5</fw><fw place="bottom" type="catch">kla&#x0364;r-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[521/0541] und J ‒ ‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin. ſchuldigung, daß er dieſen Morgen nicht zu Hauſe ſeyn darff, ſo will ich ihm den Ehebrecher und Ehebrecherin in ſeine ei- gene Haͤnde lieffern. Er ſpitzte uͤber dieſen Worten nicht nur die Ohren, wie der Schimmel, wenn man den Haber-Sack ſchuͤttelt, ſondern die Lauß ritte ihm auch gewaltig uͤber die Leber, daß, ſeine Augen fuͤr Eyfer und Rache, wie ein ange- zuͤndeter Strohwiſch, funckelten; Doch raffte er ſeine zerritteten Gedancken ein wenig wiederum zu- ſammen, und bedanckte ſich fuͤr die Sorgfalt, die ſie fuͤr ſeine Reputation truͤge, mit dem fernern Vermelden, ſie ſollte ihm nur Rath und Einſchlag geben, auf was Weiſe er ſeine zeithero unſichtbaren Hirſch-Peruquen ſichtbar machen moͤchte: Und alſo gieng er hinauf, nahm eine verſtellte liebreiche Beurlaubung von ſeiner Hauß-Ehre, gab vor, er haͤtte Geſchaͤffte auſſerhalb zu verrichten, und werde nicht eher wieder kommen biß Nachmittag um 4. Uhr, auch folglich zu Mittag nicht zu Hauß ſpeiſen. Sie regardirte nicht ſonderlich was er ſagte, ſon- dern gab ihm ein Kuͤßgen und ließ ihn lauffen. So bald die Katze hinweg war, hatten die Maͤuſe ihre Kurtzweil: Jch will ſagen: So bald der Die- ner vermerckte, daß ſein Herr ausgegangen ſey, hutſchte er geſchwinde die Treppe hinauf, und kroche in ſeiner Frauen Kammer hinein; Da denn ſein langes Verharren darinnen die Hauß-Jungfer klaͤr- K k 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/541
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/541>, abgerufen am 26.06.2024.