Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Capitain P - - r,
klärlich überzeugte, daß er freundlich aufgenommen
worden und ihr seine Visite nicht unangenehm
seyn müste.

Nachdem J - - die verliebten Ratten also in
der Falle hatte, lieff sie spornstreichs hin, und sagte
es ihrem Herrn. Diese Zeitung, nebst der Eyffer-
sucht, Zorn und Rache verwandelten seine Füsse in
Adlers Flügel; Und weil er mit Gewalt plötzlich
zur Thür hinein brach, fande er sie mit einander in
eben derselben Positur, in welcher er sich kurtz zu-
vor mit seines Consorten Weibe befunden hatte.
Der Zorn ließ ihn nicht viel Complimenten ma-
chen: Er riß seinen ungebethenen Substituten bey
den Füssen zum Bette heraus, daß der Kopff und
das Hinter-Gesicht auf dem Boden aufschlugen,
und hiermit trat er so nachdrücklich auf die Pedale
seiner Rippen, daß das Orgelwerck seines Halses
gewaltig an zu querren fieng, und bald Barmher-
tzigkeit!
bald Mörder! schrye. Sein Weib,
befürchtende, er dürffte ihrem Schosierer das Pfen-
nig-Lichtgen seines Bißgen Lebens gar ausblasen,
gab eine Scheide-Wand ab, und bath, indem sie
ihn hielte, um Verschonung. Und sintemal,
sagte sie zu ihm, ihr euch in diesem Stücke so
sehr berustet habt, als wir, indem ihr mit
eures
Consorten Weibe eben dergleichen
gethan: Für welche Entheiligung mei-
ner Ehre ich mich auf solche Weise zu rä-

chen

Der Capitain P ‒ ‒ r,
klaͤrlich uͤberzeugte, daß er freundlich aufgenommen
worden und ihr ſeine Viſite nicht unangenehm
ſeyn muͤſte.

Nachdem J ‒ ‒ die verliebten Ratten alſo in
der Falle hatte, lieff ſie ſpornſtreichs hin, und ſagte
es ihrem Herrn. Dieſe Zeitung, nebſt der Eyffer-
ſucht, Zorn und Rache verwandelten ſeine Fuͤſſe in
Adlers Fluͤgel; Und weil er mit Gewalt ploͤtzlich
zur Thuͤr hinein brach, fande er ſie mit einander in
eben derſelben Poſitur, in welcher er ſich kurtz zu-
vor mit ſeines Conſorten Weibe befunden hatte.
Der Zorn ließ ihn nicht viel Complimenten ma-
chen: Er riß ſeinen ungebethenen Subſtituten bey
den Fuͤſſen zum Bette heraus, daß der Kopff und
das Hinter-Geſicht auf dem Boden aufſchlugen,
und hiermit trat er ſo nachdruͤcklich auf die Pedale
ſeiner Rippen, daß das Orgelwerck ſeines Halſes
gewaltig an zu querren fieng, und bald Barmher-
tzigkeit!
bald Moͤrder! ſchrye. Sein Weib,
befuͤrchtende, er duͤrffte ihrem Schoſierer das Pfen-
nig-Lichtgen ſeines Bißgen Lebens gar ausblaſen,
gab eine Scheide-Wand ab, und bath, indem ſie
ihn hielte, um Verſchonung. Und ſintemal,
ſagte ſie zu ihm, ihr euch in dieſem Stuͤcke ſo
ſehr beruſtet habt, als wir, indem ihr mit
eures
Conſorten Weibe eben dergleichen
gethan: Fuͤr welche Entheiligung mei-
ner Ehre ich mich auf ſolche Weiſe zu raͤ-

chen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0542" n="522"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der <hi rendition="#aq">Capitain P &#x2012; &#x2012; r,</hi></hi></fw><lb/>
kla&#x0364;rlich u&#x0364;berzeugte, daß er freundlich aufgenommen<lb/>
worden und ihr &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ite</hi> nicht unangenehm<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;te.</p><lb/>
          <p>Nachdem <hi rendition="#aq">J</hi> &#x2012; &#x2012; die verliebten Ratten al&#x017F;o in<lb/>
der Falle hatte, lieff &#x017F;ie &#x017F;porn&#x017F;treichs hin, und &#x017F;agte<lb/>
es ihrem Herrn. Die&#x017F;e Zeitung, neb&#x017F;t der Eyffer-<lb/>
&#x017F;ucht, Zorn und Rache verwandelten &#x017F;eine Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in<lb/>
Adlers Flu&#x0364;gel; Und weil er mit Gewalt plo&#x0364;tzlich<lb/>
zur Thu&#x0364;r hinein brach, fande er &#x017F;ie mit einander in<lb/>
eben der&#x017F;elben <hi rendition="#aq">Po&#x017F;itur,</hi> in welcher er &#x017F;ich kurtz zu-<lb/>
vor mit &#x017F;eines <hi rendition="#aq">Con&#x017F;or</hi>ten Weibe befunden hatte.<lb/>
Der Zorn ließ ihn nicht viel <hi rendition="#aq">Compliment</hi>en ma-<lb/>
chen: Er riß &#x017F;einen ungebethenen <hi rendition="#aq">Sub&#x017F;titut</hi>en bey<lb/>
den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zum Bette heraus, daß der Kopff und<lb/>
das Hinter-Ge&#x017F;icht auf dem Boden auf&#x017F;chlugen,<lb/>
und hiermit trat er &#x017F;o nachdru&#x0364;cklich auf die <hi rendition="#aq">Pedale</hi><lb/>
&#x017F;einer Rippen, daß das Orgelwerck &#x017F;eines Hal&#x017F;es<lb/>
gewaltig an zu querren fieng, und bald <hi rendition="#fr">Barmher-<lb/>
tzigkeit!</hi> bald <hi rendition="#fr">Mo&#x0364;rder!</hi> &#x017F;chrye. Sein Weib,<lb/>
befu&#x0364;rchtende, er du&#x0364;rffte ihrem Scho&#x017F;ierer das Pfen-<lb/>
nig-Lichtgen &#x017F;eines Bißgen Lebens gar ausbla&#x017F;en,<lb/>
gab eine Scheide-Wand ab, und bath, indem &#x017F;ie<lb/>
ihn hielte, um Ver&#x017F;chonung. <hi rendition="#fr">Und &#x017F;intemal,</hi><lb/>
&#x017F;agte &#x017F;ie zu ihm, <hi rendition="#fr">ihr euch in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr beru&#x017F;tet habt, als wir, indem ihr mit<lb/>
eures</hi> <hi rendition="#aq">Con&#x017F;or</hi><hi rendition="#fr">ten Weibe eben dergleichen<lb/>
gethan: Fu&#x0364;r welche Entheiligung mei-<lb/>
ner Ehre ich mich auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e zu ra&#x0364;-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">chen</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[522/0542] Der Capitain P ‒ ‒ r, klaͤrlich uͤberzeugte, daß er freundlich aufgenommen worden und ihr ſeine Viſite nicht unangenehm ſeyn muͤſte. Nachdem J ‒ ‒ die verliebten Ratten alſo in der Falle hatte, lieff ſie ſpornſtreichs hin, und ſagte es ihrem Herrn. Dieſe Zeitung, nebſt der Eyffer- ſucht, Zorn und Rache verwandelten ſeine Fuͤſſe in Adlers Fluͤgel; Und weil er mit Gewalt ploͤtzlich zur Thuͤr hinein brach, fande er ſie mit einander in eben derſelben Poſitur, in welcher er ſich kurtz zu- vor mit ſeines Conſorten Weibe befunden hatte. Der Zorn ließ ihn nicht viel Complimenten ma- chen: Er riß ſeinen ungebethenen Subſtituten bey den Fuͤſſen zum Bette heraus, daß der Kopff und das Hinter-Geſicht auf dem Boden aufſchlugen, und hiermit trat er ſo nachdruͤcklich auf die Pedale ſeiner Rippen, daß das Orgelwerck ſeines Halſes gewaltig an zu querren fieng, und bald Barmher- tzigkeit! bald Moͤrder! ſchrye. Sein Weib, befuͤrchtende, er duͤrffte ihrem Schoſierer das Pfen- nig-Lichtgen ſeines Bißgen Lebens gar ausblaſen, gab eine Scheide-Wand ab, und bath, indem ſie ihn hielte, um Verſchonung. Und ſintemal, ſagte ſie zu ihm, ihr euch in dieſem Stuͤcke ſo ſehr beruſtet habt, als wir, indem ihr mit eures Conſorten Weibe eben dergleichen gethan: Fuͤr welche Entheiligung mei- ner Ehre ich mich auf ſolche Weiſe zu raͤ- chen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/542
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/542>, abgerufen am 22.11.2024.