Rache zu gewarten haben. Nach tausenderley Betrachtungen und Aufständen in seinem Gemü- the, als er alle Umstände auf der Waag-Schale sei- nes unreiffen Verstandes haarklein abgewogen hat- te, befande er, es möchte von einer gefährlichen Folge seyn, die beleidigte Frau wegen dem, was zwischen ihnen passiret, um Vergebung zu bitten; Sich aber, wenn sie wieder eingeschlaffen, ohne Entde- ckung hinweg zu schleichen, dürffte vielleicht den gan- tzen Handel verrathen, wenn sie etwa bey ihres Mannes Zurückkunfft einigen kurtzweiligen Di- scours, von diesem Scharmützel, auf die Bahn brächte, und ihre Erkänntlichkeit wegen dieses ver- meynten Operis Supererogationis allzuweit- läufftig zu erkennen gäbe, als welches ihn unstreitig auf die unbetrüglichen Gedancken bringen würde, daß in seiner Abwesenheit ein anderer mit seinem Kalbe gepflüget, und diejenige Stelle, die er für einen an- dern vertreten, zu gleicher Zeit auch für ihn vertreten hätte, und weil sonst niemand im Hause, als sein ge- treuer Diener, der Argwohn vermuthlich auf nie- manden anders hinaus lauffen würde.
Die Erwegung der Gefahr, die ihm aus der Entdeckung eines Geheimnisses von so grosser Wichtigkeit zuwachsen dürffte, satzte ihn in so heff- tige Verwirrung, daß er nicht wuste, ob das genos- sene Vergnügen die nunmehrige Furcht und Aengst- lichkeit, oder die nunmehrige Furcht und Aengst-
lichkeit
Der Capitain P ‒ ‒ r,
Rache zu gewarten haben. Nach tauſenderley Betrachtungen und Aufſtaͤnden in ſeinem Gemuͤ- the, als er alle Umſtaͤnde auf der Waag-Schale ſei- nes unreiffen Verſtandes haarklein abgewogen hat- te, befande er, es moͤchte von einer gefaͤhrlichen Folge ſeyn, die beleidigte Frau wegen dem, was zwiſchen ihnen paſſiret, um Vergebung zu bitten; Sich aber, wenn ſie wieder eingeſchlaffen, ohne Entde- ckung hinweg zu ſchleichen, duͤrffte vielleicht den gan- tzen Handel verrathen, wenn ſie etwa bey ihres Mannes Zuruͤckkunfft einigen kurtzweiligen Di- ſcours, von dieſem Scharmuͤtzel, auf die Bahn braͤchte, und ihre Erkaͤnntlichkeit wegen dieſes ver- meynten Operis Supererogationis allzuweit- laͤufftig zu erkeñen gaͤbe, als welches ihn unſtꝛeitig auf die unbetruͤglichen Gedancken bringen wuͤrde, daß in ſeiner Abweſenheit ein anderer mit ſeinem Kalbe gepfluͤget, und diejenige Stelle, die er fuͤr einen an- dern vertreten, zu gleicher Zeit auch fuͤr ihn vertreten haͤtte, und weil ſonſt niemand im Hauſe, als ſein ge- treuer Diener, der Argwohn vermuthlich auf nie- manden anders hinaus lauffen wuͤrde.
Die Erwegung der Gefahr, die ihm aus der Entdeckung eines Geheimniſſes von ſo groſſer Wichtigkeit zuwachſen duͤrffte, ſatzte ihn in ſo heff- tige Verwirrung, daß er nicht wuſte, ob das genoſ- ſene Vergnuͤgen die nunmehrige Furcht und Aengſt- lichkeit, oder die nunmehrige Furcht und Aengſt-
lichkeit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0528"n="508"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der <hirendition="#aq">Capitain P ‒‒ r,</hi></hi></fw><lb/>
Rache zu gewarten haben. Nach tauſenderley<lb/>
Betrachtungen und Aufſtaͤnden in ſeinem Gemuͤ-<lb/>
the, als er alle Umſtaͤnde auf der Waag-Schale ſei-<lb/>
nes unreiffen Verſtandes haarklein abgewogen hat-<lb/>
te, befande er, es moͤchte von einer gefaͤhrlichen Folge<lb/>ſeyn, die beleidigte Frau wegen dem, was zwiſchen<lb/>
ihnen <hirendition="#aq">paſſi</hi>ret, um Vergebung zu bitten; Sich<lb/>
aber, wenn ſie wieder eingeſchlaffen, ohne Entde-<lb/>
ckung hinweg zu ſchleichen, duͤrffte vielleicht den gan-<lb/>
tzen Handel verrathen, wenn ſie etwa bey ihres<lb/>
Mannes Zuruͤckkunfft einigen kurtzweiligen <hirendition="#aq">Di-<lb/>ſcours,</hi> von dieſem Scharmuͤtzel, auf die Bahn<lb/>
braͤchte, und ihre Erkaͤnntlichkeit wegen dieſes ver-<lb/>
meynten <hirendition="#aq">Operis Supererogationis</hi> allzuweit-<lb/>
laͤufftig zu erkeñen gaͤbe, als welches ihn unſtꝛeitig auf<lb/>
die unbetruͤglichen Gedancken bringen wuͤrde, daß<lb/>
in ſeiner Abweſenheit ein anderer mit ſeinem Kalbe<lb/>
gepfluͤget, und diejenige Stelle, die er fuͤr einen an-<lb/>
dern vertreten, zu gleicher Zeit auch fuͤr ihn vertreten<lb/>
haͤtte, und weil ſonſt niemand im Hauſe, als ſein ge-<lb/>
treuer Diener, der Argwohn vermuthlich auf nie-<lb/>
manden anders hinaus lauffen wuͤrde.</p><lb/><p>Die Erwegung der Gefahr, die ihm aus der<lb/>
Entdeckung eines Geheimniſſes von ſo groſſer<lb/>
Wichtigkeit zuwachſen duͤrffte, ſatzte ihn in ſo heff-<lb/>
tige Verwirrung, daß er nicht wuſte, ob das genoſ-<lb/>ſene Vergnuͤgen die nunmehrige Furcht und Aengſt-<lb/>
lichkeit, oder die nunmehrige Furcht und Aengſt-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lichkeit</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[508/0528]
Der Capitain P ‒ ‒ r,
Rache zu gewarten haben. Nach tauſenderley
Betrachtungen und Aufſtaͤnden in ſeinem Gemuͤ-
the, als er alle Umſtaͤnde auf der Waag-Schale ſei-
nes unreiffen Verſtandes haarklein abgewogen hat-
te, befande er, es moͤchte von einer gefaͤhrlichen Folge
ſeyn, die beleidigte Frau wegen dem, was zwiſchen
ihnen paſſiret, um Vergebung zu bitten; Sich
aber, wenn ſie wieder eingeſchlaffen, ohne Entde-
ckung hinweg zu ſchleichen, duͤrffte vielleicht den gan-
tzen Handel verrathen, wenn ſie etwa bey ihres
Mannes Zuruͤckkunfft einigen kurtzweiligen Di-
ſcours, von dieſem Scharmuͤtzel, auf die Bahn
braͤchte, und ihre Erkaͤnntlichkeit wegen dieſes ver-
meynten Operis Supererogationis allzuweit-
laͤufftig zu erkeñen gaͤbe, als welches ihn unſtꝛeitig auf
die unbetruͤglichen Gedancken bringen wuͤrde, daß
in ſeiner Abweſenheit ein anderer mit ſeinem Kalbe
gepfluͤget, und diejenige Stelle, die er fuͤr einen an-
dern vertreten, zu gleicher Zeit auch fuͤr ihn vertreten
haͤtte, und weil ſonſt niemand im Hauſe, als ſein ge-
treuer Diener, der Argwohn vermuthlich auf nie-
manden anders hinaus lauffen wuͤrde.
Die Erwegung der Gefahr, die ihm aus der
Entdeckung eines Geheimniſſes von ſo groſſer
Wichtigkeit zuwachſen duͤrffte, ſatzte ihn in ſo heff-
tige Verwirrung, daß er nicht wuſte, ob das genoſ-
ſene Vergnuͤgen die nunmehrige Furcht und Aengſt-
lichkeit, oder die nunmehrige Furcht und Aengſt-
lichkeit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/528>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.