als sey es ihr Mann, und ihn mit innbrünstiger Liebe umfienge, indem sie mit einer mähligen liebreichen Stimme sagte: O! wie kalt seyd ihr, mein Schatz! kommet, lasst mich euch in mei- nen Umarmungen erwärmen! Und indem sie sich, mit vielen feurigen Küssen und verliebten Windungen, an ihm anschmiegete, liesse sie sich vernehmen, was massen sie recht froh wäre, daß dasjenige, was sie im Schlaff erschrecket, nur ein blosser Traum gewesen: Denn es sey ihr vorge- kommen, als habe sie überall im gantzen Bette nach ihn herum gefühlet, ihn aber nirgends finden kön- nen; weil sie ihm erzehlen wollen, daß, wie ihr ge- träumet, ihr Diener mit ihrem Mägdgen zu eben derselben Zeit just in Vereinigung der unrecht- mäßigen Liebe begriffen gewesen; Aber ich bin froh, fuhr sie fort, daß es nur ein Traum ist, und ich meinen Schatz wachend in den Armen habe.
Diese Bezeigungen und Reden überführten nicht nur den Galan seines Jrrthums, sondern machten ihn auch so stutzig und furchtsam, daß er nicht wuste, was er thun oder lassen sollte. Anfangs war er gantz todt vom Schrecken; Nachdem er a- ber die zerstreueten Lebens-Geister allmählig wie- derum versammlet hatte, besann er sich auf eine List, womit er die Gefahr, erkannt zu werden, verhüten möchte: Alle Passagen, die er zwischen seines Herrn und dessen Consorten Weibe angemercket, waren
ihm
Der Capitain P ‒ ‒ r,
als ſey es ihr Mann, und ihn mit innbruͤnſtiger Liebe umfienge, indem ſie mit einer maͤhligen liebreichen Stimme ſagte: O! wie kalt ſeyd ihr, mein Schatz! kommet, laſſt mich euch in mei- nen Umarmungen erwaͤrmen! Und indem ſie ſich, mit vielen feurigen Kuͤſſen und verliebten Windungen, an ihm anſchmiegete, lieſſe ſie ſich vernehmen, was maſſen ſie recht froh waͤre, daß dasjenige, was ſie im Schlaff erſchrecket, nur ein bloſſer Traum geweſen: Denn es ſey ihr vorge- kommen, als habe ſie uͤberall im gantzen Bette nach ihn herum gefuͤhlet, ihn aber nirgends finden koͤn- nen; weil ſie ihm erzehlen wollen, daß, wie ihr ge- traͤumet, ihr Diener mit ihrem Maͤgdgen zu eben derſelben Zeit juſt in Vereinigung der unrecht- maͤßigen Liebe begriffen geweſen; Aber ich bin froh, fuhr ſie fort, daß es nur ein Traum iſt, und ich meinen Schatz wachend in den Armen habe.
Dieſe Bezeigungen und Reden uͤberfuͤhrten nicht nur den Galan ſeines Jrrthums, ſondern machten ihn auch ſo ſtutzig und furchtſam, daß er nicht wuſte, was er thun oder laſſen ſollte. Anfangs war er gantz todt vom Schrecken; Nachdem er a- ber die zerſtreueten Lebens-Geiſter allmaͤhlig wie- derum verſammlet hatte, beſann er ſich auf eine Liſt, womit er die Gefahr, erkannt zu werden, verhuͤten moͤchte: Alle Paſſagen, die er zwiſchen ſeines Herrn und deſſen Conſorten Weibe angemercket, waren
ihm
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Der Capitain P ‒ ‒ r,
als ſey es ihr Mann, und ihn mit innbruͤnſtiger Liebe
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Stimme ſagte: O! wie kalt ſeyd ihr, mein
Schatz! kommet, laſſt mich euch in mei-
nen Umarmungen erwaͤrmen! Und indem
ſie ſich, mit vielen feurigen Kuͤſſen und verliebten
Windungen, an ihm anſchmiegete, lieſſe ſie ſich
vernehmen, was maſſen ſie recht froh waͤre, daß
dasjenige, was ſie im Schlaff erſchrecket, nur ein
bloſſer Traum geweſen: Denn es ſey ihr vorge-
kommen, als habe ſie uͤberall im gantzen Bette nach
ihn herum gefuͤhlet, ihn aber nirgends finden koͤn-
nen; weil ſie ihm erzehlen wollen, daß, wie ihr ge-
traͤumet, ihr Diener mit ihrem Maͤgdgen zu
eben derſelben Zeit juſt in Vereinigung der unrecht-
maͤßigen Liebe begriffen geweſen; Aber ich bin
froh, fuhr ſie fort, daß es nur ein Traum iſt, und ich
meinen Schatz wachend in den Armen habe.
Dieſe Bezeigungen und Reden uͤberfuͤhrten
nicht nur den Galan ſeines Jrrthums, ſondern
machten ihn auch ſo ſtutzig und furchtſam, daß er
nicht wuſte, was er thun oder laſſen ſollte. Anfangs
war er gantz todt vom Schrecken; Nachdem er a-
ber die zerſtreueten Lebens-Geiſter allmaͤhlig wie-
derum verſammlet hatte, beſann er ſich auf eine Liſt,
womit er die Gefahr, erkannt zu werden, verhuͤten
moͤchte: Alle Paſſagen, die er zwiſchen ſeines Herrn
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/526>, abgerufen am 16.02.2025.
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