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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Der Capitain P - - r,
s[o]rten Weibes hinweg zu stehlen. Das erstere
effectuirte er (wie J - - nachgehends verstunde)
dadurch, daß er sich, so bald er ins Bett hinein war,
anstellte, als ob ihn ein tieffer Schlaff überfiele, und
hierdurch den zwischen ihnen gewöhnlichen Liebes-
Schertz verhinderte: Damit er solchen nur desto
eher und nachdrücklicher mit einer andern geniessen
möchte. Diese Verachtung ihrer Jugend und
Schönheit pressete seiner Frauen, wegen der Kalt-
sinnigkeit ihres Hertzallerliebsten, zwar einige Thrä-
nen aus; Weil sie aber wuste, wie aufgeräumt und
lose er zu seyn pflegte, wenn er aufwachte, so beschiede
sie sich, seine Caressen ein andermal zu erwarten:
Sie ließ es demnach gut seyn, und suchte gleichfalls
einzuschlaffen. Der verschlagene Mann erwiese
immittelst, daß nicht alle schlaffen, so die Augen zu
haben, und lauschte fleißig auf diese Gelegenheit:
Als er das rechte Tempo ersahe, schliche er sich da-
von, wie die Katze vom Tauben-Schlag, und rei-
sete auf die Kammer zu, wohin er bestellet war, zu
welcher aber kein anderer Weg, als durch das Ge-
mach, worinnen J - - lag, leitete. Weil nun diese
in sehnsüchtiger Erwartung ihres Cassierers wa-
chete, kunnte kein Mäußgen so leise auftreten, sie
merckte es: Und als sie demnach ihren Herrn die
Treppe hinan stolpern hörte, bildete sie sich ein, es
wäre ihr anmuthiger Jüngling, der von Liebe oder
Finsterniß der Nacht verblendet, seines Weges ver-

fehlet,

Der Capitain P ‒ ‒ r,
ſ[o]rten Weibes hinweg zu ſtehlen. Das erſtere
effectuirte er (wie J ‒ ‒ nachgehends verſtunde)
dadurch, daß er ſich, ſo bald er ins Bett hinein war,
anſtellte, als ob ihn ein tieffer Schlaff uͤberfiele, und
hierdurch den zwiſchen ihnen gewoͤhnlichen Liebes-
Schertz verhinderte: Damit er ſolchen nur deſto
eher und nachdruͤcklicher mit einer andern genieſſen
moͤchte. Dieſe Verachtung ihrer Jugend und
Schoͤnheit preſſete ſeiner Frauen, wegen der Kalt-
ſinnigkeit ihres Hertzallerliebſten, zwar einige Thraͤ-
nen aus; Weil ſie aber wuſte, wie aufgeraͤumt und
loſe er zu ſeyn pflegte, wenn er aufwachte, ſo beſchiede
ſie ſich, ſeine Careſſen ein andermal zu erwarten:
Sie ließ es demnach gut ſeyn, und ſuchte gleichfalls
einzuſchlaffen. Der verſchlagene Mann erwieſe
immittelſt, daß nicht alle ſchlaffen, ſo die Augen zu
haben, und lauſchte fleißig auf dieſe Gelegenheit:
Als er das rechte Tempo erſahe, ſchliche er ſich da-
von, wie die Katze vom Tauben-Schlag, und rei-
ſete auf die Kammer zu, wohin er beſtellet war, zu
welcher aber kein anderer Weg, als durch das Ge-
mach, worinnen J ‒ ‒ lag, leitete. Weil nun dieſe
in ſehnſuͤchtiger Erwartung ihres Caſſierers wa-
chete, kunnte kein Maͤußgen ſo leiſe auftreten, ſie
merckte es: Und als ſie demnach ihren Herrn die
Treppe hinan ſtolpern hoͤrte, bildete ſie ſich ein, es
waͤre ihr anmuthiger Juͤngling, der von Liebe oder
Finſterniß der Nacht verblendet, ſeines Weges ver-

fehlet,
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[504/0524] Der Capitain P ‒ ‒ r, ſorten Weibes hinweg zu ſtehlen. Das erſtere effectuirte er (wie J ‒ ‒ nachgehends verſtunde) dadurch, daß er ſich, ſo bald er ins Bett hinein war, anſtellte, als ob ihn ein tieffer Schlaff uͤberfiele, und hierdurch den zwiſchen ihnen gewoͤhnlichen Liebes- Schertz verhinderte: Damit er ſolchen nur deſto eher und nachdruͤcklicher mit einer andern genieſſen moͤchte. Dieſe Verachtung ihrer Jugend und Schoͤnheit preſſete ſeiner Frauen, wegen der Kalt- ſinnigkeit ihres Hertzallerliebſten, zwar einige Thraͤ- nen aus; Weil ſie aber wuſte, wie aufgeraͤumt und loſe er zu ſeyn pflegte, wenn er aufwachte, ſo beſchiede ſie ſich, ſeine Careſſen ein andermal zu erwarten: Sie ließ es demnach gut ſeyn, und ſuchte gleichfalls einzuſchlaffen. Der verſchlagene Mann erwieſe immittelſt, daß nicht alle ſchlaffen, ſo die Augen zu haben, und lauſchte fleißig auf dieſe Gelegenheit: Als er das rechte Tempo erſahe, ſchliche er ſich da- von, wie die Katze vom Tauben-Schlag, und rei- ſete auf die Kammer zu, wohin er beſtellet war, zu welcher aber kein anderer Weg, als durch das Ge- mach, worinnen J ‒ ‒ lag, leitete. Weil nun dieſe in ſehnſuͤchtiger Erwartung ihres Caſſierers wa- chete, kunnte kein Maͤußgen ſo leiſe auftreten, ſie merckte es: Und als ſie demnach ihren Herrn die Treppe hinan ſtolpern hoͤrte, bildete ſie ſich ein, es waͤre ihr anmuthiger Juͤngling, der von Liebe oder Finſterniß der Nacht verblendet, ſeines Weges ver- fehlet,

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/524>, abgerufen am 25.11.2024.