Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und J--, eine bekannte Caffe-Schänckin.
brachte er ihm einen reinen Teller; oder seine Frau
ein Glaß Wein, praesentirte er es der J - -, oder,
den Jrrthum zu verbessern, dem jungen Weibgen,
mit dem sein Herr in heimlichen Tractaten stun-
de: Welches zu einem grossen Theil angenehmer Di-
scourse
Gelegenheit gab, was doch die Ursache ei-
ner so plötzlichen Verwirrung seyn müsse.

J - - merckte gar wohl, daß diese Verwirrung
ihren Amanten hieran nicht allein beträff: Denn
ihr Herr schiene selbsten, Krafft seiner starcken Ein-
bildung, insonderheit aber durch diejenigen Flam-
men, welche die unvergleichliche Schönheit und das
verbündliche Versprechen seines Mit-Consorten
Weibes, in ihm entzündet, alle Augenblicke wie
Butter an der Sonnen zu zerschmeltzen: Seine
Fantaisie bildete ihm vor, als sey er bereits von ih-
ren weichen Armen umschlossen, und so genau mit
denen Hürden der Liebe umschräncket, als eine vom
Epheu umgürtete Eiche: Bißweilen vermeynte er
schon die Senckeln und Nesteln an ihrer Schnür-
Brust klingen zu hören, als ob sie sich abkleidete,
um desto geschickter im Zweykampff erscheinen zu
können. Endlich wurde er so ungedultig über den
Verzug, daß er eine angemasste Schläffrigkeit und
frühe Geschäffte vorschützte: Es wurde demnach
alles abgetragen; Worauf er alsbald mit seinem
Weibe nach dem Bette zueylte: Um sie desto eher
einzuschläffern, und sich in die Arme seines Con-

sorten
J i 4

und J‒‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin.
brachte er ihm einen reinen Teller; oder ſeine Frau
ein Glaß Wein, præſentirte er es der J ‒ ‒, oder,
den Jrrthum zu verbeſſern, dem jungen Weibgen,
mit dem ſein Herr in heimlichen Tractaten ſtun-
de: Welches zu einem groſſen Theil angenehmer Di-
ſcourſe
Gelegenheit gab, was doch die Urſache ei-
ner ſo ploͤtzlichen Verwirrung ſeyn muͤſſe.

J ‒ ‒ merckte gar wohl, daß dieſe Verwirrung
ihren Amanten hieran nicht allein betraͤff: Denn
ihr Herr ſchiene ſelbſten, Krafft ſeiner ſtarcken Ein-
bildung, inſonderheit aber durch diejenigen Flam-
men, welche die unvergleichliche Schoͤnheit und das
verbuͤndliche Verſprechen ſeines Mit-Conſorten
Weibes, in ihm entzuͤndet, alle Augenblicke wie
Butter an der Sonnen zu zerſchmeltzen: Seine
Fantaiſie bildete ihm vor, als ſey er bereits von ih-
ren weichen Armen umſchloſſen, und ſo genau mit
denen Huͤrden der Liebe umſchraͤncket, als eine vom
Epheu umguͤrtete Eiche: Bißweilen vermeynte er
ſchon die Senckeln und Neſteln an ihrer Schnuͤr-
Bruſt klingen zu hoͤren, als ob ſie ſich abkleidete,
um deſto geſchickter im Zweykampff erſcheinen zu
koͤnnen. Endlich wurde er ſo ungedultig uͤber den
Verzug, daß er eine angemaſſte Schlaͤffrigkeit und
fruͤhe Geſchaͤffte vorſchuͤtzte: Es wurde demnach
alles abgetragen; Worauf er alsbald mit ſeinem
Weibe nach dem Bette zueylte: Um ſie deſto eher
einzuſchlaͤffern, und ſich in die Arme ſeines Con-

ſorten
J i 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0523" n="503"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">J&#x2012;&#x2012;,</hi> eine bekan&#x0303;te <hi rendition="#aq">Caffé-</hi>Scha&#x0364;nckin.</hi></fw><lb/>
brachte er ihm einen reinen Teller; oder &#x017F;eine Frau<lb/>
ein Glaß Wein, <hi rendition="#aq">præ&#x017F;entir</hi>te er es der <hi rendition="#aq">J</hi> &#x2012; &#x2012;, oder,<lb/>
den Jrrthum zu verbe&#x017F;&#x017F;ern, dem jungen Weibgen,<lb/>
mit dem &#x017F;ein Herr in heimlichen <hi rendition="#aq">Tracta</hi>ten &#x017F;tun-<lb/>
de: Welches zu einem gro&#x017F;&#x017F;en Theil angenehmer <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
&#x017F;cour&#x017F;e</hi> Gelegenheit gab, was doch die Ur&#x017F;ache ei-<lb/>
ner &#x017F;o plo&#x0364;tzlichen Verwirrung &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">J</hi> &#x2012; &#x2012; merckte gar wohl, daß die&#x017F;e Verwirrung<lb/>
ihren <hi rendition="#aq">Amant</hi>en hieran nicht allein betra&#x0364;ff: Denn<lb/>
ihr Herr &#x017F;chiene &#x017F;elb&#x017F;ten, Krafft &#x017F;einer &#x017F;tarcken Ein-<lb/>
bildung, in&#x017F;onderheit aber durch diejenigen Flam-<lb/>
men, welche die unvergleichliche Scho&#x0364;nheit und das<lb/>
verbu&#x0364;ndliche Ver&#x017F;prechen &#x017F;eines Mit-<hi rendition="#aq">Con&#x017F;ort</hi>en<lb/>
Weibes, in ihm entzu&#x0364;ndet, alle Augenblicke wie<lb/>
Butter an der Sonnen zu zer&#x017F;chmeltzen: Seine<lb/><hi rendition="#aq">Fantai&#x017F;ie</hi> bildete ihm vor, als &#x017F;ey er bereits von ih-<lb/>
ren weichen Armen um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;o genau mit<lb/>
denen Hu&#x0364;rden der Liebe um&#x017F;chra&#x0364;ncket, als eine vom<lb/>
Epheu umgu&#x0364;rtete Eiche: Bißweilen vermeynte er<lb/>
&#x017F;chon die Senckeln und Ne&#x017F;teln an ihrer Schnu&#x0364;r-<lb/>
Bru&#x017F;t klingen zu ho&#x0364;ren, als ob &#x017F;ie &#x017F;ich abkleidete,<lb/>
um de&#x017F;to ge&#x017F;chickter im Zweykampff er&#x017F;cheinen zu<lb/>
ko&#x0364;nnen. Endlich wurde er &#x017F;o ungedultig u&#x0364;ber den<lb/>
Verzug, daß er eine angema&#x017F;&#x017F;te Schla&#x0364;ffrigkeit und<lb/>
fru&#x0364;he Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte vor&#x017F;chu&#x0364;tzte: Es wurde demnach<lb/>
alles abgetragen; Worauf er alsbald mit &#x017F;einem<lb/>
Weibe nach dem Bette zueylte: Um &#x017F;ie de&#x017F;to eher<lb/>
einzu&#x017F;chla&#x0364;ffern, und &#x017F;ich in die Arme &#x017F;eines <hi rendition="#aq">Con-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;ort</hi>en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0523] und J‒‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin. brachte er ihm einen reinen Teller; oder ſeine Frau ein Glaß Wein, præſentirte er es der J ‒ ‒, oder, den Jrrthum zu verbeſſern, dem jungen Weibgen, mit dem ſein Herr in heimlichen Tractaten ſtun- de: Welches zu einem groſſen Theil angenehmer Di- ſcourſe Gelegenheit gab, was doch die Urſache ei- ner ſo ploͤtzlichen Verwirrung ſeyn muͤſſe. J ‒ ‒ merckte gar wohl, daß dieſe Verwirrung ihren Amanten hieran nicht allein betraͤff: Denn ihr Herr ſchiene ſelbſten, Krafft ſeiner ſtarcken Ein- bildung, inſonderheit aber durch diejenigen Flam- men, welche die unvergleichliche Schoͤnheit und das verbuͤndliche Verſprechen ſeines Mit-Conſorten Weibes, in ihm entzuͤndet, alle Augenblicke wie Butter an der Sonnen zu zerſchmeltzen: Seine Fantaiſie bildete ihm vor, als ſey er bereits von ih- ren weichen Armen umſchloſſen, und ſo genau mit denen Huͤrden der Liebe umſchraͤncket, als eine vom Epheu umguͤrtete Eiche: Bißweilen vermeynte er ſchon die Senckeln und Neſteln an ihrer Schnuͤr- Bruſt klingen zu hoͤren, als ob ſie ſich abkleidete, um deſto geſchickter im Zweykampff erſcheinen zu koͤnnen. Endlich wurde er ſo ungedultig uͤber den Verzug, daß er eine angemaſſte Schlaͤffrigkeit und fruͤhe Geſchaͤffte vorſchuͤtzte: Es wurde demnach alles abgetragen; Worauf er alsbald mit ſeinem Weibe nach dem Bette zueylte: Um ſie deſto eher einzuſchlaͤffern, und ſich in die Arme ſeines Con- ſorten J i 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/523
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/523>, abgerufen am 22.11.2024.