brachte er ihm einen reinen Teller; oder seine Frau ein Glaß Wein, praesentirte er es der J - -, oder, den Jrrthum zu verbessern, dem jungen Weibgen, mit dem sein Herr in heimlichen Tractaten stun- de: Welches zu einem grossen Theil angenehmer Di- scourse Gelegenheit gab, was doch die Ursache ei- ner so plötzlichen Verwirrung seyn müsse.
J - - merckte gar wohl, daß diese Verwirrung ihren Amanten hieran nicht allein beträff: Denn ihr Herr schiene selbsten, Krafft seiner starcken Ein- bildung, insonderheit aber durch diejenigen Flam- men, welche die unvergleichliche Schönheit und das verbündliche Versprechen seines Mit-Consorten Weibes, in ihm entzündet, alle Augenblicke wie Butter an der Sonnen zu zerschmeltzen: Seine Fantaisie bildete ihm vor, als sey er bereits von ih- ren weichen Armen umschlossen, und so genau mit denen Hürden der Liebe umschräncket, als eine vom Epheu umgürtete Eiche: Bißweilen vermeynte er schon die Senckeln und Nesteln an ihrer Schnür- Brust klingen zu hören, als ob sie sich abkleidete, um desto geschickter im Zweykampff erscheinen zu können. Endlich wurde er so ungedultig über den Verzug, daß er eine angemasste Schläffrigkeit und frühe Geschäffte vorschützte: Es wurde demnach alles abgetragen; Worauf er alsbald mit seinem Weibe nach dem Bette zueylte: Um sie desto eher einzuschläffern, und sich in die Arme seines Con-
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und J‒‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin.
brachte er ihm einen reinen Teller; oder ſeine Frau ein Glaß Wein, præſentirte er es der J ‒ ‒, oder, den Jrrthum zu verbeſſern, dem jungen Weibgen, mit dem ſein Herr in heimlichen Tractaten ſtun- de: Welches zu einem groſſen Theil angenehmer Di- ſcourſe Gelegenheit gab, was doch die Urſache ei- ner ſo ploͤtzlichen Verwirrung ſeyn muͤſſe.
J ‒ ‒ merckte gar wohl, daß dieſe Verwirrung ihren Amanten hieran nicht allein betraͤff: Denn ihr Herr ſchiene ſelbſten, Krafft ſeiner ſtarcken Ein- bildung, inſonderheit aber durch diejenigen Flam- men, welche die unvergleichliche Schoͤnheit und das verbuͤndliche Verſprechen ſeines Mit-Conſorten Weibes, in ihm entzuͤndet, alle Augenblicke wie Butter an der Sonnen zu zerſchmeltzen: Seine Fantaiſie bildete ihm vor, als ſey er bereits von ih- ren weichen Armen umſchloſſen, und ſo genau mit denen Huͤrden der Liebe umſchraͤncket, als eine vom Epheu umguͤrtete Eiche: Bißweilen vermeynte er ſchon die Senckeln und Neſteln an ihrer Schnuͤr- Bruſt klingen zu hoͤren, als ob ſie ſich abkleidete, um deſto geſchickter im Zweykampff erſcheinen zu koͤnnen. Endlich wurde er ſo ungedultig uͤber den Verzug, daß er eine angemaſſte Schlaͤffrigkeit und fruͤhe Geſchaͤffte vorſchuͤtzte: Es wurde demnach alles abgetragen; Worauf er alsbald mit ſeinem Weibe nach dem Bette zueylte: Um ſie deſto eher einzuſchlaͤffern, und ſich in die Arme ſeines Con-
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und J‒‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin.
brachte er ihm einen reinen Teller; oder ſeine Frau
ein Glaß Wein, præſentirte er es der J ‒ ‒, oder,
den Jrrthum zu verbeſſern, dem jungen Weibgen,
mit dem ſein Herr in heimlichen Tractaten ſtun-
de: Welches zu einem groſſen Theil angenehmer Di-
ſcourſe Gelegenheit gab, was doch die Urſache ei-
ner ſo ploͤtzlichen Verwirrung ſeyn muͤſſe.
J ‒ ‒ merckte gar wohl, daß dieſe Verwirrung
ihren Amanten hieran nicht allein betraͤff: Denn
ihr Herr ſchiene ſelbſten, Krafft ſeiner ſtarcken Ein-
bildung, inſonderheit aber durch diejenigen Flam-
men, welche die unvergleichliche Schoͤnheit und das
verbuͤndliche Verſprechen ſeines Mit-Conſorten
Weibes, in ihm entzuͤndet, alle Augenblicke wie
Butter an der Sonnen zu zerſchmeltzen: Seine
Fantaiſie bildete ihm vor, als ſey er bereits von ih-
ren weichen Armen umſchloſſen, und ſo genau mit
denen Huͤrden der Liebe umſchraͤncket, als eine vom
Epheu umguͤrtete Eiche: Bißweilen vermeynte er
ſchon die Senckeln und Neſteln an ihrer Schnuͤr-
Bruſt klingen zu hoͤren, als ob ſie ſich abkleidete,
um deſto geſchickter im Zweykampff erſcheinen zu
koͤnnen. Endlich wurde er ſo ungedultig uͤber den
Verzug, daß er eine angemaſſte Schlaͤffrigkeit und
fruͤhe Geſchaͤffte vorſchuͤtzte: Es wurde demnach
alles abgetragen; Worauf er alsbald mit ſeinem
Weibe nach dem Bette zueylte: Um ſie deſto eher
einzuſchlaͤffern, und ſich in die Arme ſeines Con-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/523>, abgerufen am 22.11.2024.
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