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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und Madame Latch.
Entschlüssungen zu ändern, und sich zu bemühen, den
Grund von dieser Begierlichkeit ihres Sohnes selb-
sten niederzureissen. Sie machte alsbald Anstalt,
daß Margarethgen ihrem vorigen Liebsten, Carl
Curtis,
zum Weibe gegeben wurde, welchem sie
200. Pfund statt eines Heyrath-Guts verehrte;
jedoch mit dem Bedinge, daß sich ihr Ehemann
nebst ihr auf 3. oder 4. Jahre heimlich in ein an-
deres Land begeben sollte. Nachdem sie sich nun
hierüber verglichen, sagte die Dame: Nun müs-
sen wir vor allen Dingen meinen Sohn
überreden,
Margarethgen sey todt; Sin-
temal er aber niemanden, als seinen eige-
nen Augen glaubet, müssen wir ihr ei-
nen Schlaff-Trunck eingeben, welcher
sie eine, zwey oder drey Stunden lang
berauschet, daß sie alle, die sie ansehen,
für würcklich todt halten mögen.
Die-
ses wurde also ins Werck gesetzet: Das junge
Weibgen stellte sich kranck an, und nahm Lan-
danum
statt eines Schlaff-Trunckes ein, wel-
ches denn die erwünschte Würckung nach sich zoge.
Jmmittelst wurde die Nachricht von ihrem Tode
um die Stadt Horsham, wo der Ritter wohnte,
ruchbar gemacht; und so bald ihm die Zeitung hier-
von zu Ohren kam, gieng er augenblicklich hin, sie
noch einmal zu sehen; und nachdem ihm seine eigene
Augen hiervon ein unwidersprechliches Zeugniß ab-

gestat-
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und Madame Latch.
Entſchluͤſſungen zu aͤndern, und ſich zu bemuͤhen, den
Grund von dieſer Begierlichkeit ihres Sohnes ſelb-
ſten niederzureiſſen. Sie machte alsbald Anſtalt,
daß Margarethgen ihrem vorigen Liebſten, Carl
Curtis,
zum Weibe gegeben wurde, welchem ſie
200. Pfund ſtatt eines Heyrath-Guts verehrte;
jedoch mit dem Bedinge, daß ſich ihr Ehemann
nebſt ihr auf 3. oder 4. Jahre heimlich in ein an-
deres Land begeben ſollte. Nachdem ſie ſich nun
hieruͤber verglichen, ſagte die Dame: Nun muͤſ-
ſen wir vor allen Dingen meinen Sohn
uͤberreden,
Margarethgen ſey todt; Sin-
temal er aber niemanden, als ſeinen eige-
nen Augen glaubet, muͤſſen wir ihr ei-
nen Schlaff-Trunck eingeben, welcher
ſie eine, zwey oder drey Stunden lang
berauſchet, daß ſie alle, die ſie anſehen,
fuͤr wuͤrcklich todt halten moͤgen.
Die-
ſes wurde alſo ins Werck geſetzet: Das junge
Weibgen ſtellte ſich kranck an, und nahm Lan-
danum
ſtatt eines Schlaff-Trunckes ein, wel-
ches denn die erwuͤnſchte Wuͤrckung nach ſich zoge.
Jmmittelſt wurde die Nachricht von ihrem Tode
um die Stadt Horsham, wo der Ritter wohnte,
ruchbar gemacht; und ſo bald ihm die Zeitung hier-
von zu Ohren kam, gieng er augenblicklich hin, ſie
noch einmal zu ſehen; und nachdem ihm ſeine eigene
Augen hiervon ein unwiderſprechliches Zeugniß ab-

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[489/0509] und Madame Latch. Entſchluͤſſungen zu aͤndern, und ſich zu bemuͤhen, den Grund von dieſer Begierlichkeit ihres Sohnes ſelb- ſten niederzureiſſen. Sie machte alsbald Anſtalt, daß Margarethgen ihrem vorigen Liebſten, Carl Curtis, zum Weibe gegeben wurde, welchem ſie 200. Pfund ſtatt eines Heyrath-Guts verehrte; jedoch mit dem Bedinge, daß ſich ihr Ehemann nebſt ihr auf 3. oder 4. Jahre heimlich in ein an- deres Land begeben ſollte. Nachdem ſie ſich nun hieruͤber verglichen, ſagte die Dame: Nun muͤſ- ſen wir vor allen Dingen meinen Sohn uͤberreden, Margarethgen ſey todt; Sin- temal er aber niemanden, als ſeinen eige- nen Augen glaubet, muͤſſen wir ihr ei- nen Schlaff-Trunck eingeben, welcher ſie eine, zwey oder drey Stunden lang berauſchet, daß ſie alle, die ſie anſehen, fuͤr wuͤrcklich todt halten moͤgen. Die- ſes wurde alſo ins Werck geſetzet: Das junge Weibgen ſtellte ſich kranck an, und nahm Lan- danum ſtatt eines Schlaff-Trunckes ein, wel- ches denn die erwuͤnſchte Wuͤrckung nach ſich zoge. Jmmittelſt wurde die Nachricht von ihrem Tode um die Stadt Horsham, wo der Ritter wohnte, ruchbar gemacht; und ſo bald ihm die Zeitung hier- von zu Ohren kam, gieng er augenblicklich hin, ſie noch einmal zu ſehen; und nachdem ihm ſeine eigene Augen hiervon ein unwiderſprechliches Zeugniß ab- geſtat- H h 5

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/509>, abgerufen am 22.11.2024.